Jonne Kähkönen

Biathlon-WC Trondheim: Kähkönen – "Varis ist nicht im Team willkommen"

Jonne KähkönenJonne Kähkönen ist seit 2006 der Chef-Coach des finnischen Biathlon-Teams. Seitdem gab es für das skandinavische Land einiges zu erleben – teilweise war es "wie eine Achterbahn", wie der 35-jährige feststellt. Kaisa Mäkäräinen sorgt immer wieder für Top-Platzierungen für Finnland und scheint mit jedem Jahr besser zu werden; Paavo Puurunen ist nach zwei Jahren Pause wieder ins Team zurückgekehrt – so die positiven Meldungen. Düsterer hingegen sah es im letzten Jahr aus, als Ex-Langläuferin Kaisa Varis nach Erfolgen im Biathlon des Dopings überführt wurde. Wie der Trainer diesen Achterbahnritt sieht, erzählte er uns in einem Interview.

Jonne, Finnland ist dieses Jahr dank Kaisa Mäkäräinen recht erfolgreich. Wie ist Dein Fazit bisher?
Verglichen mit letztem Jahr ist die Saison wirklich gut für uns verlaufen. Daher kann ich mit der Leistung des Teams auch nur zufrieden sein. Wir machen Schritt für Schritt über die Jahre Fortschritte und das lässt uns natürlich optimistisch Richtung Vancouver 2010 schauen. Und seit dem letzten Jahr haben wir einen großen Schritt gemacht – so jedenfalls mein Gefühl.

Stichwort Vancouver 2010 – Wie groß und wichtig ist Olympia für den finnischen Sport?
Bei uns ist es wie bei den meisten nordischen Ländern: Aller Fokus liegt auf den Olympischen Spielen. Das ist nicht nur ein weiteres Saisonhighlight sondern das Highlight schlechthin. Ein gutes Resultat dort wird von der Öffentlichkeit ebenso gern gesehen, wie z.B. von Sponsoren.

Kaisa Mäkäräinen Was traust Du Deinem Team zu?
Also eine Medaille sollten wir mittlerweile schon holen können. Und ich weiß auch, dass das Kaisa's persönliches Ziel ist, in Vancouver eine Medaille zu holen. Denn dass sie dazu in der Lage ist, hat sie mehrfach bewiesen.

Gibt es neben Kaisa noch andere Athleten, denen Du das zutrauen würdest?
Ich denke, Paavo Puurunen hat ebenfalls gute Chancen. Er feiert in dieser Saison sein Comeback und ist womöglich etwas schwer reingekommen. Doch mittlerweile läuft es recht gut und er hat auch in Korea bewiesen, was er kann. Im Sprint ist er 45. Geworden und dann in der Verfolgung auf 16 vorgelaufen. Wenn er solch ein Rennen im Sprint zeigen würde, wäre eine Medaille auf jeden Fall möglich.

Warum hat sich Paavo eigentlich für ein Comeback entschieden?
Vielleicht war er gelangweilt (lacht). Nein, er hatte nach den letzten Olympischen Spielen mit dem Hausbau angefangen und das brauchte seine volle Aufmerksamkeit. Allerdings hat er in Turin eben auch seinen größten Erfolg mit dem vierten Platz im Massenstart gefeiert. Ich denke, das motivierte ihn am Ende noch zusätzlich, denn jetzt möchte er bei Olympia nicht wieder neben dem Podium stehen, sondern auch mal drauf. Nicht nur Kaisa hat sich die Medaille als Ziel gesetzt, auch Paavo.

…in der Staffel hingegen sehen die Podiumschancen nicht so gut aus.
Das stimmt. Bei den Frauen haben wir dennoch mittlerweile so gute Läufer drin, dass ein achter Platz in der Staffel möglich sein sollte. Bei den Herren hingegen sind vordere Ränge tatsächlich nicht realistisch.

Vordere Ränge hatte im letzten Jahr Kaisa Varis erlaufen – allerdings teils mit unlauteren Mitteln. Wie hast Du das damals miterlebt?
Ich muss sagen, ich war einfach nur enttäuscht von ihr. Ich habe mit ihr natürlich über ihre Vergangenheit geredet, doch mein Eindruck war schon, dass sie aufrichtig mir und dem Team gegenüber war. Es war eine gute Zusammenarbeit, bis ich die News bekommen habe. Nachdem das bekannt wurde, habe ich ihr in einem ein-minütigen Telefonat gesagt, was ich davon halte und seitdem habe ich keinen Kontakt mehr zu ihr gehabt.

Jonne Kähkönen Ihr Bann ist nach einer CAS-Entscheidung aufgehoben. Olga Pyleva/Medvedtseva wurde nach ihrer Sperre wieder im russischen Team aufgenommen. Wird das bei Euch auch möglich sein?
Nein, auf keinen Fall. Diese Entscheidung wurde von Anwälten getroffen und ich bin kein Anwalt.  Seit 2006 bin ich Weltcup-Trainer und damit auch für das Team verantwortlich. Ich sehe also die sportliche Seite und da steht eindeutig fest, dass sie im Team nicht mehr willkommen ist. Die Athleten wüssten doch auch gar nicht, wie sie mit so einer Mannschaftskollegin umgehen sollten. Denn fest steht, auch wenn die zweite Probe rechtlich gesehen nicht gilt, so war sie doch positiv. Wie auch die erste.

Du sagtest, 2006 hast Du als Cheftrainer angefangen. Mit welchem Ziel?
Eindeutig mit dem Ziel, das Team auf Vancouver vorzubereiten. Allerdings gibt es auch viele andere Dinge, die sich in Finnland noch entwickeln müssen, so zum Beispiel die Nachwuchsarbeit. Mit dem Nationalteam bin ich im Sommer oft nur 70 Tage zusammen, sonst machen die Heimtrainer die Arbeit. Wir stehen zwar in ständiger Kommunikation, aber mein Job ist es im Sommer eher, alles zu koordinieren und zu planen. Der finnische Verband ist recht klein, also fällt da viel Arbeit auf mich ab.

Danke für Deine Zeit. Wir wünschen Dir und Deinem Team natürlich weiterhin gute Arbeit und weitere Erfolge!

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Trondheim
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