(WC Khanty 2009) Remo Krug

Remo KrugRemo Krug ist seit 2007 an der Seite von Frank Ullrich und Mark Kirchner als Trainer der deutschen Herren-Nationalmannschaft unterwegs. Der geborene Thüringer verfolgt zudem als Stützpunkttrainer von Michael Greis oder Andreas Birnbacher auch im Sommer noch bei Teilen der Nationalmannschaft die sportliche Entwicklung. Wie er den diesjährigen Saisonverlauf sieht und was er zu einigen aktuellen Diskussionen sagt, lest ihr im Interview.

Remo, als Stützpunkttrainer in Ruhpolding hast Du als Co-Trainer einen recht guten Überblick, wie die Saison für ‚Deine‘ Athleten bisher gelaufen ist. Michael Greis‘ Entwicklung kann jeder TV-Zuschauer verfolgen, doch was ist mit dem Rest – wie einem Andi Birnbacher oder Daniel Graf?

Bei Andi war es einfach Pech, dass er in Korea krank geworden ist. Wer weiß, was sonst geschehen wäre. Auch bei Daniel ist das ähnlich, da war viel Pech dabei. Er war den gesamten Oktober krank und ist einfach nicht in die Form gekommen, die er gebraucht hätte.

Und wie sieht es bei Toni Lang aus?
Für Toni war es zu Beginn wichtig, dass er sich erst mal für das Weltcup-Team qualifiziert hatte. Mit dem 13. Platz im Einzel von Hochfilzen, als auch den tollen Staffelergebnissen in Oberhof und Ruhpolding war ich ebenfalls zufrieden. Aber dann hat er in Antholz Muskelprobleme und -Krämpfe bekommen und konnte sich somit auch nicht für die WM qualifizieren. Danach wurde er nicht für das Weltcup-Team berücksichtigt, weil erst mal Junge zum Zuge kommen sollten. Und man sieht, dass diese Entscheidung nicht die falsche war.

Frank Ullrich und Remo KrugIst es in dem Sinne nicht beruhigend, zu wissen, dass da etwas ‚nachrückt‘?
Das auf jeden Fall. Dadurch entwickelt sich auch ein gesunder innerer Konkurrenzkampf, weil die erfahreneren Athleten merken, dass da recht starke Leute nachkommen. Das kann nur förderlich sein. Am Stützpunkt habe ich das mit Simon Schempp gesehen, der im Juli nach Ruhpolding gekommen ist. Er suchte gezielt den Vergleich mit den älteren Athleten und in Whistler hat sich nun gezeigt, dass das ein guter Weg war.

 Ein guter, aber auch öffentlich in den Medien ausgeschlachteter Weg war der von Michi Greis vor der Saison…
Das stimmt, aber ich denke, da wurde einfach vieles von den Medien aufgebauscht. Michi hatte nach den vielen Jahren, die er nun schon im Nationalteam ist, einfach mal das Bedürfnis, einen anderen Weg zu gehen. Das kann ihm ja keiner vorwerfen und hat eigentlich auch nie jemand. Gerade deswegen saßen wir auch vor der Entscheidung mit Trainern, Athleten und Thomas Pfüller zusammen und haben das absegnen lassen.

Dabei gibt es bissige Kommentare, wo sich einige über den Sieg des ‚Ossis‘ mehr freuen, als über den des ‚Wessis‘ – und umgekehrt,
Das ist ja fast antikes Denken. Dann könnte sich der Dritte freuen, weil einer aus dem Norden gewonnen hat…Ich finde, dafür ist die Wende lang genug her, dass wir darüber stehen können. Hier zählen die sportliche Leistung, der gegenseitige Respekt, der Respekt vor der Leistung und das faire Miteinander. Und wir arbeiten alle für die deutsche Nationalmannschaft, daher freut man sich, wenn einer der Athleten durchkommt – egal, wo er herkommt.

Remo Krug Einen Keil in die Mannschaft könnten hingegen die derzeitigen Dopingbeschuldigungen gegen Ullrich treiben, die leider auch viele zu einem Ost-West-Vergleich bringen. Du bist in der DDR aufgewachsen, aber dann nach Bayern gezogen. Wie schaut Deine Meinung dazu aus?
Ich finde diese Diskussion unnötig und dem Sport richtiggehend schädlich. Wenn es um Doping geht, schadet das dem Sport immer, aber das Besondere oder besser Unglaubliche daran ist ja: Warum kommt das jetzt auf? Warum muss man solche alten Kamellen wieder aufwärmen? Es geht ja nicht nur um das Doping in dieser Diskussion, auch über die DDR, die Stasi…das ganze Paket. Frank Ullrich wurde von verschiedenen Seiten schon damals bescheinigt, dass er damit nichts zu tun hatte, also sollte man das doch auch mal ruhen lassen können. Was soll das sonst? Das ist etwas, was mir nicht klar ist.

Im Team ist das demnach nicht zum Thema gemacht wurden?
Nein, gar nicht. Wieso sollten wir uns auch mit solchen Gerüchten beschäftigen? Wir wollen die ganze Energie noch einmal bündeln und uns hier auf die letzten Rennen konzentrieren. Das ist das Wichtigste und das wird es immer bleiben: Der Sport.

Dann hoffen wir auf weitere sportliche Erfolge! Danke für Deine Zeit, Remo!

Special Biathlon-Weltcup 2009 in Khanty-Mansiysk

Antholz

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