Simon Eder

Statement des österreichischen Biathlon-Teams zu den Sanktionen des ÖOC

Rundumschlag in Österreich
In Deutschland wird seit kurzem durch Aussagen des Dopingexperten Werner Franke der Nordische Skisport als Doping-Sünder Nummer zwei hinter dem Radsport in das Licht der Öffentlichkeit gerückt. Während die deutschen Biathleten solche theoretischen Aussagen verständlicherweise als traurig und als schädigend für den Sport empfinden, hat das österreichische Biathlon-Team bereits mit den praktischen Konsequenzen der Doping-Diskussion zu kämpfen.

Dreizehn Betreuer und Trainer wurden heute vom ÖOC suspendiert. Ein Rundumschlag quasi, um das IOC milde zu stimmen in Hinblick auf die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2014.

Simon Eder"Mittelalterliches Vorgehen" kontra Rechtsstaat
  So sehr man sich auch die Olympischen Winterspiele wünscht, so sollten diese Sanktionen doch in einem rechtlichen Rahmen geschehen. Doch das ÖOC hat die Forderungen des IOCs hinsichtlich eines Ausschlusses aller Beteiligten sogar „übererfüllt". ÖOC-Präsident Leo Wallner zeigte sich zuversichtlich, dass das Internationale Olympische Komitee die Bemühungen des ÖOC honorieren werden, schließlich seien alle Betreuer sanktioniert worden, "ob beteiligt oder nicht".

Eine solche Aussage stößt verständlicherweise bei allen Beteiligten auf Unmut. Simon Eder, Biathlet und Sohn des ebenfalls vom Ausschluss betroffenen Chef-Coachs Alfred Eder schildert die Gedanken der Mannschaft:

„Für unser Team, speziell für die Betroffenen stellt sich nun die Frage, wie so etwas in einem Rechtsstaat möglich ist. Noch dazu wenn der ÖOC Präsident selbst darauf hinweist, dass nicht alle schuldig sind. Die Vorgehensweise des ÖOC erinnert mich persönlich eher an das Mittelalter anstatt an einen demokratischen Staat!"

Fehlende Begründung für die Sperren
Schon das IOC ging mit der lebenslangen Sperre der sechs mutmaßlichen Dopingsünder von Turin einen neuen Weg. Erstmals wurde solch eine Sanktion nicht auf Beweisen, sondern auf dem Verdacht des Missbrauchs gestützt. Dieses Vorgehen mag noch relativ verständlich sein, nicht jedoch das des ÖOC.

„Fakt ist: Bei Ludwig Gredler, Fritz Pinter, Daniel Mesotitsch, Christoph Sumann und den heute verurteilten Betreuern Walter Gapp, Alfred Eder, Walter Hörl und Stefan Rohrmoser wurde nichts in den Zimmern gefunden und es wurde auch nicht gedopt! So steht es auch in den Protokollen, und darum versteht kein Trainer die Sperren. Was andere in Turin gemacht haben, davon wissen wir nichts! Wir rätseln selber, das war individuell!", so der Weltcup-Starter Eder.

Sein Vater fühlt sich als Chef-Trainer der Mannschaft ebenfalls ungerecht behandelt:

„Man kann nur die Schuldigen bestrafen und nicht x-beliebige. Ich wehre mich gegen Pauschalverurteilungen. Es gibt genaue Aufstellungen der italienischen Behörden, wo etwas gefunden wurde und wo nicht. Bei 15 Leuten wurde gar nichts gefunden!"

Walter Hörl und Alfred EderDistanzierung von Doping-Sündern, nicht aber von der ÖOC-Vorgehensweise
Den Sportlern liegt es vor allem am Herzen, eins festzustellen: „Jeder will einen sauberen Sport! Aber uns wird organisiertes Doping vorgeworfen, weil Einzelpersonen für sich falsch gehandelt haben!"

Es ist diese Verallgemeinerung, die nicht nur Simon Eder sondern der ganzen Mannschaft zu schaffen macht. Die falsche Handlungsweise von ein paar Personen bringt nun das ganze Team in Bedrängnis. Das ÖOC fordert bis zum Sommer 2008 ein „akzeptables" Biathlon-Trainerteam. Dass damit nur eine Neubesetzung gemeint sein kann, schließt keiner der Beteiligten aus. Doch angesichts der fehlenden Grundlage der Sanktionen werden die Trainer und Betreuer rechtlich gegen das Urteil vorgehen. 

"Das Team kann nur auf die gerichtliche Korrektur des Urteils hoffen und sich mit aller Macht dafür einsetzen!", so Eder.

Und so kann man als Außenstehender nur hoffen, dass Unbeteiligte bei dem erbitterten Kampf gegen Doping nicht zu Schaden kommen werden. Doch bleibt es abzuwarten, wie "blind" man auf dem Weg zu einem Doping-freien Sport und einer erfolgreichen Olympiabewerbung vorgehen wird.

Dass das Biathlon-Team beide Ziele unterstützt, steht außer Frage. Lediglich die faire Behandlung und Beurteilung der Ereignisse ist es, was man vermisst…

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