Biathlon Aufschwung in der Schweiz

Der Chef von Swiss Ski Markus Regli, muß in der Schweiz Biathlon noch erklären, die Sportart hat es trotz – oder wegen? – geographischen Vorteilen und militärischer Schiesspflicht noch nicht ins breite Bewusstsein geschafft. Seit Biathlon 2004 zu Swiss Ski fand, haben sich die Bedingungen zwar markant verbessert. Dennoch: Das Biathlon-Budget (375 000 Franken) ist eines der kleinsten aller Swiss-Ski-Disziplinen.

«Ich habe gewusst, dass ich mit meinem ehrenamtlichen Job keinen Lorbeer gewinnen kann, dass das Biathlon aber über ein enormes Potenzial verfügt, dessen war ich mir von Anfang an sicher», sagt Regli und denkt nicht primär in pekuniären Dimensionen. Sein Lohn sind Resultate, wie sie Mitte Dezember in Hochfilzen und am Donnerstag vor 17 500 Zuschauern in Oberhof erzielt wurden. Matthias Simmen belegte im Dezember als Dritter im Sprint den ersten Schweizer Podestplatz im Weltcup überhaupt, zusammen mit Simon Hallenbarter, Roland Zwahlen und Ivan Joller resultierte in der Staffel Platz 10, was die Qualifikation für die Weltmeisterschaften im Februar in Antholz bedeutete. Und nun lief die Staffel in Thüringen sogar auf den sechsten Platz. Vor allem aber konnte in den letzten Jahren in Andermatt (Sportstützpunkt der Armee) und Realp (Nationales Biathlon-Leistungszentrum) eine sehr gute Trainingsinfrastruktur aufgebaut, die Nachwuchsarbeit auf breiter Basis vorangetrieben werden. Gegen hundert Kinder nehmen heuer an der KidzTrophy teil, aus deren erstem Jahrgang die Besten über eine Kandidaten-Gruppe bereits den Aufstieg in das C-Kader schafften.

«Auch im Schweizer Biathlon bewegt sich etwas», stellt Regli mit Genugtuung fest. «National zentral, regional dezentral», lautet seine Devise. Die Spitzenleute kommen Woche für Woche nach Realp ins Training, als gingen sie hier einer Arbeit nach. Neben der Infrastruktur mit Schiessanlage, Loipe, Trainingshalle, Kraftraum und Rollskibahn wird ihnen Unterbringung und Verpflegung geboten und gewährleisten Manfred Geyer (Trainer Weltcup) sowie Markus Segessenmann (Nationaltrainer) optimale Betreuung.

Regional sind Stützpunkte im Gurnigel-Gebiet und auf der Lenzerheide geplant, im Bündnerland sollen dereinst sogar Weltcup-Rennen stattfinden. «Bis 2010 ist der Weltcup-Kalender gemacht, danach aber besteht die Möglichkeit, ins Programm aufgenommen zu werden», sagt Regli im Wissen, dass der internationale Verband IBU (International Biathlon Union) Interesse signalisierte, verschiedene Hürden aber noch zu nehmen sind. Die IBU setzt auf Qualität statt Quantität, führt pro Saison maximal neun Weltcup-Prüfungen durch. Deshalb wird auf der Lenzerheide vorerst der Europacup ins Auge gefasst, erst in einem zweiten Schritt die Erweiterung der Infrastruktur für geschätzte 6 bis 7 Millionen Franken. Damit sich auch diese Investition dereinst auszahlt – wie die Arbeit im Urner Leistungszentrum.

Kompletter Artikel: Neue Zürcher Zeitung

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