Herbert Cool

Biathlon-WC Ruhpolding – Im Gespräch mit Herbert Cool

Herbert CoolHerbert Cool ist einer der zahlreichen "Exoten" im Weltcup. Der 22jährige Niederländer trainiert bereits seit zwei Jahren im bayerischen Ruhpolding. Grund genug, Herbert kurz vor den ersten Herren-Rennen auf seiner Heimstrecke einmal nach seinem Biathlon-Leben und den Bedingungen im niederländischen Skiverband zu fragen.

Herbert, ganz direkt gefragt: Wie kommt ein „Flachländer“ wie Du zum Biathlon?
Haha, das wurde ich schon so oft gefragt. Aber es ist eigentlich ganz einfach: Mein Vater hat früher immer viel Eisschnelllauf gemacht, auf Kanälen und Seen und so. Aber es wurde ja immer wärmer und es gab weniger Möglichkeiten. Irgendwann hat er dann jemanden gesehen, der Rollerski fuhr und sie sind ins Gespräch gekommen. Er ist also dank dem Mann in den Langlaufverein eingetreten und hat mich quasi mitgenommen.

Und Biathlon war das nächstliegende, oder wie kam dieser Wechsel?
Ich habe immer bei Rollerski-Weltcups mitgemacht. Irgendwann hat der Skiverband jedoch gesagt, ich soll mich zwischen Rollerski oder Biathlon entscheiden, denn Langlauf wäre zu schwer, um dort zu bestehen. Mir liegt Schnee aber mehr als der Teer, also habe ich mich 2001 für Biathlon entschieden.

Aber zu Hause konntest Du doch sicher nicht trainieren?
Oh nein, da fehlten so Sachen wie Schnee, Berge, Anstiege…das alles haben wir ja nicht. Ich habe erst die Schule fertig gemacht und dann mit unserem ehemaligen Trainer gesprochen, der damals zur Junioren-WM in Kontiolahti bereits die US-Junioren trainierte. Als ich ihm sagte, dass ich mich gern als Full-Time-Biathlet  probieren würde, hat er sofort gehandelt und ich bin ein Jahr nach Amerika – nach Minnesota gegangen und habe gemeinsam mit den Athleten dort trainiert. Als das zu Ende ging, habe ich in Oslo Fritz Fischer angesprochen und ihn um Rat gebeten. Er meinte nur: „Komm nach Ruhpolding!“ –  das war vor zwei Jahren.

Herbert CoolMit den Deutschen konntest Du ebenfalls nicht lange trainieren?
Nein, leider nicht. Das deutsche Team wurde ja im letzten Jahr umstrukturiert. Und nicht jeder will unbedingt einen Holländer in der Trainingsgruppe haben. Wobei ich ja eigentlich ganz brav bin und da keinen Ärger mache! (lacht)

Wie hast Du stattdessen trainiert?
Allein. Ich bin auf Ricco Groß zugegangen und habe ihn gefragt, ob er mir vielleicht weiterhelfen könnte. Vielleicht mit einem Leit- oder Trainingsplan. Er hat mich gefragt: „Was willst Du?“ Und ich habe geantwortet: „Ich will der beste Biathlet werden.“ Da hat Ricco nur gegrinst und gesagt: „Okay, das kriegen wir hin.“

Und? Kriegt ihr das hin?
Also ganz oben vielleicht nicht, aber ich hoffe ja dieses Jahr auf die Top50, denn ich will schon bei den Weltmeisterschaften in Östersund an den Start gehen. Dort wären ja vielleicht sogar einmal die Top30 drin aufgrund des begrenzten Starterfelds.

Kannst Du denn überall hinfahren oder wie muss man sich das aus finanzieller Sicht vorstellen?
Also eigentlich sind wir gut abgesichert, aber doch nicht so sehr. Was wir bräuchten, wäre ein finanzkräftiger Sponsor. Nach Östersund fahre ich schon, wenn es klappt. Wir sind ja auch durch die IBU etwas abgesichert. Aber Antholz lasse ich aus, da die Höhe mir nicht taugt und Korea ist einfach zu teuer.

Ist 2010 ein Ziel für Dich?
Ein Ziel schon, aber es wird schwierig, das zu erreichen. Dazu müsste ich unter die Top15 im Weltcup kommen, so sind die Regeln unseres Skiverbandes. Für sie zählen nur Medaillen, egal in welchem Sport. Da wird zwischen Eisschnelllauf und Biathlon kein Unterschied gemacht. Ich finde das allerdings schlecht, denn schon ein Start ist wichtig für den Sport in unserem Land. Kleine Kinder könnten mich dort sehen und sich für Biathlon interessieren.

Herbert Cool Im Vergleich zu den Deutschen – wie stehst Du da von der Unterstützung her da?
Oh Gott, da ist so vieles anders. Wir haben natürlich weniger Geld als der Deutsche Skiverband, aber mithilfe der IBU-Förderung komme ich eigentlich ganz gut über die Runden. Meine Waffe habe ich zum Beispiel auch seit sieben Jahren nur gemietet. Aber ich schätze mal, ich erlebe mehr als die Deutschen. Wenn die meine Unterkunft in Oberhof gesehen hätten…herrje, das wäre nichts für die deutschen Athleten gewesen.

Du kommst ursprünglich aus Rotterdam. Wie fühlt man sich da in einem kleinen Ort wie Ruhpolding?
Ehrlich? Also am Anfang war mir das unheimlich. Diese Ruhe im Ort, kaum Autos auf den Straßen. Da kann man ja sogar wahnsinnig werden. Aber mittlerweile finde ich es doch ganz toll in Bayern. Und mit Freunden wie Christoph Knie oder Daniel Graf kann man es dort schon aushalten. Und trainingstechnisch ist es auf jeden Fall ideal. Ich kann jeden tag zweimal raus und im Schnee trainieren. Das wäre daheim nie möglich.

Wie oft bist Du eigentlich noch daheim?
Ich wohne fest in Ruhpolding, studiere aber BWL in Holland. Alle zwei Monate muss ich nach Rotterdam zu den Prüfungen nach Hause, sonst wohne ich hier. Aber ich bin im Winter natürlich viel unterwegs. Daher haben auch meine Fische eine Futtermaschine. So ein Monat Diät wäre vermutlich nicht gut.

Nebst eigenen Fischen, wie gut hast Du Dich inzwischen in Ruhpolding eingewöhnt?
Sehr gut, wobei ich am Anfang echt große Probleme hatte. Ich dachte ja, ich kann gut Deutsch, aber ich hatte doch arge Probleme mit
dem Bayerisch. Mittlerweile kommt aber bei mir auch schon mal was bayerisches durch wie „A lecks mi…“ – Du weißt schon. (lacht)

Gut zu wissen. Dann wünschen wir Dir weiterhin viel Erfolg beim Bayerisch-Lernen und natürlich im Sport!

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