Andrea Henkel

"Eine Einzelmedaille wäre schön“

Andrea Henkel Die Großbreitenbacherin Andrea Henkel (36) geht in ihre letzte Biathlon-Saison. Vor dem ersten Weltcup in Östersund (Schweden) sprach die Olympia-Siegerin mit Susann Eberlein über die Olympischen Spiele in Sotschi, die Endgültigkeit ihrer Entscheidung und ihr Studium zur Fitness-Lehrerin.

 

Andrea, Sie sind mit einem Doppelsieg bei erstklassig besetzten Testwettkämpfen in Sjusjoen (Norwegen) in die Olympia-Saison gestartet. Wie viel Bedeutung messen Sie diesen Rennen bei?

Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, dass es schon so gut lief. Das hat mich natürlich gefreut. Die Besetzung des Rennens war ja nicht so schlecht, von daher war das schon ein ordentlicher Test. Aber überbewerten würde ich die Rennen auch nicht. Was zählt ist der Weltcup.

Mit der Mixed-Staffel am Sonntag startet die offizielle Saison. Es ist Ihre letzte Saison im Biathlon-Sport. Wie fühlt sich das an?

Ich mache ja keine Abschiedstournee in dem Sinne, sondern eine ganz normale Saison, wie jedes Jahr davor auch. Für mich fühlt es sich völlig okay an, dass es danach nicht mehr weitergeht. Zumindest nicht im Biathlon.

Ihre Entscheidung, Ihre Karriere zu beenden, steht zu hundert Prozent fest?

Ja, das Karriereende steht felsenfest. Und an der Entscheidung wird nicht mehr gerüttelt.

Fühlen Sie sich gut für die Saison gewappnet, wie lief Ihre Vorbereitung?

Ich hatte so gut wie keine Ausfälle und konnte gut trainieren. Was ich daraus mache, kann ich im Moment noch nicht beurteilen, auch wenn die Testrennen, wie gesagt, sehr gut gelaufen sind. Generell fehlt mir noch ein wenig die Frische, aber das hängt sicher mit den Lehrgängen hier in Skandinavien zusammen. Meistens brauche ich ja auch ein paar Rennen, das war schon immer so. Aber ich freue mich, dass es jetzt endlich los geht.

Haben Sie mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es das letzte Mal ist, vielleicht sogar noch härter trainiert als sonst?

Ich habe vor jeder Saison hart trainiert, um das Beste aus mir herauszuholen. Also war es in dem Sinne gar nicht möglich, noch härter zu trainieren. Aber ich habe speziell am Schießen gearbeitet und will versuchen, dass es schneller und treffsicherer klappt. Und ich habe meine Lauffrequenz verbessert. So ein paar Schwerpunkte musste ich mir setzen, um fokussiert zu bleiben.

Für das große Ziel, die Olympischen Spiele in Sotschi?

Genau. Sie waren ja auch ein Grund, warum ich mich dazu entschlossen habe, bis zum Ende dieser Saison weiter zumachen. Aber ich möchte natürlich auch im Weltcup mitmischen.

Sie haben einmal gesagt, dass Sie Ihr Olympia-Gold im Einzel von Salt Lake City gar nicht so richtig genießen konnten.

Ja, das stimmt. Weil es sich für mich wie ein gewonnenes Rennen angefühlt hat und nicht wie ein Olympia-Sieg. Wenn ich in Sotschi noch einmal gewinnen würde, wäre das sicher ganz anders.

Welche Ziele haben Sie sich für Olympia denn gesteckt?

Eine Einzelmedaille wäre auf jeden Fall schön. Und ich denke, dass wir mit einem starken Team nach Russland fahren, so dass auch mit dem Team einiges drin sein könnte.

Sie absolvieren derzeit ein Fernstudium zur Fitness-Lehrerin. Wie kann ich mir das vorstellen? Büffeln Sie nach dem Training noch?

Im Moment habe ich mir eine Pause gegönnt. Das ist ja das Gute daran: Ich weiß, welche Kurse ich belegen muss und kann mir meine Zeit dann frei einteilen. Wenn die anderen ihre Magazine lesen, dann lese ich eben meine Hefte für das Studium. Natürlich muss ich mich darauf vorbereiten, aber büffeln würde ich es nicht nennen. Ich habe ja auch Abitur gemacht und der Stoff ist nicht komplett neu für mich. Nur die Anatomie, die musste ich richtig lernen. Also wie heißen die Muskeln, wo setzen sie an und wo enden sie wieder, wer sind ihre Gegenspieler. Und das alles mit lateinischen Namen.

Das heißt Ihre Auswanderpläne in die USA und die Idee, dort als Personal Trainerin zu arbeiten, stehen noch?

Die stehen noch, genau. Aber ich möchte in Amerika dann auch gerne noch einmal Kurse besuchen, um in dem Land, in dem ich arbeiten will, Erfahrungen zu sammeln.

Vom (deutschen) Biathlon halten Sie nach Ihrem Karriereende also erst einmal Abstand?

Meine derzeitigen Kurse sind sowieso eher für den Breitensport ausgelegt. Das wollte ich auch so. Um zum Beispiel in Deutschland im Biathlon zu arbeiten, müsste ich meinen Trainerschein auf der Akademie machen. Und darauf hätte ich jetzt so gar keine Lust.

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