Reist man aus Gebirgsregionen in Richtung Fläming, so erkennt man den Landschaftsunterschied zu den heimatlichen Gebieten nur unschwer: Kein Berg, kein Hügel säumt die Landschaft. Dass hier ein Biathlon-Projekt realisiert werden soll, kann man nur schwer glauben, denn es gibt in ganz Deutschland keinen Wintersport-Stützpunkt, dessen Streckenführung nicht zumindest ein paar Anstiege und Abfahrten aufbieten kann. Doch eine Handvoll Leute hat es sich bereits vor einiger Zeit in den Kopf gesetzt, das örtliche Skater-Areal um einen Biathlon-Stand zu erweitern.
Die „Fläming-Skate“ wartet mit etlichen Rundkursen auf, der größte davon misst knapp hundert Kilometer. So zieht es jährlich gut eine halbe Million Touristen an die Skate-Strecke – und denen will man gern ein zusätzliches Highlight bieten: Die Möglichkeit, sich selbst einmal im Biathlon auszuprobieren – dann natürlich auf Skates und nicht auf Skiern.
Die Idee dazu kam von einem ehemaligen Biathleten: Carsten Bartel startete in seiner Jugend für Schwarzenberg, beendete seine Biathlon-Karriere jedoch recht früh, nachdem er über einen 20. Platz bei den DDR-Meisterschaften nicht hinauskam. "Später bin ich nach Potsdam gegangen und habe dort studiert, der Sport liegt mir aber bis heute noch am Herzen. Da ich oft auf der Fläming-Skate unterwegs war, habe ich die utopische Idee gehabt, dass man doch auch den Leuten hier in der Gegend den Biathlon-Sport näher bringen könnte. Eins führte zum anderen und plötzlich war die Idee tatsächlich realisierbar."
Realisierbar vor allem durch die Unterstützung der Beteiligten: Allen voran der Landkreis, insbesondere Landrat Peer Giesecke, war sofort von der Idee begeistert und auch sonst traf man in Politik und Wirtschaft kaum auf Barrieren und kann das Projekt daher gemeinsam realisieren. Da jedoch ein Schießstand gebaut wird, zieht sich das Projekt etwas in die Länge: "Einen Schießstand-Bau nimmt niemand auf die leichte Schulter. Wir brauchen daher viele Gutachten und Genehmigungen, aber wir hoffen dennoch, dass wir dieses Jahr noch mit dem Bau beginnen können. Tatsächlich fehlt ja nicht viel: Nur der Stand und die dahin führenden Strecken-Abschnitte. Insgesamt wäre das ganze Projekt sicher nicht durchführbar, wenn die ganze Infrastruktur nicht schon bestehen würde."
Wichtige Hinweise und Informationen stellt den Initiatoren Andrea Henkel zur Verfügung. Der Kontakt kam über die Sportmedizinische Abteilung der Uni Potsdam zustande, seitdem unterstützt die Olympiasiegerin die Idee. Bartel freut sich riesig über die Unterstützung der Thüringerin: "Für uns beide ist es toll, dass wir ein Konzept verwirklichen können, das mit unserem Sport zu tun hat. Und Andrea ist auch leider nicht mehr ewig aktiv, da ist es sicher schön, wenn sie ein Projekt außerhalb des aktiven Sportlerlebens hat."
Auch Paralympics-Siegerin Verena Bentele unterstützt das Projekt, denn den Initiatoren liegt vor allem die Arbeit mit den Behinderten am Herzen: "Sportwissenschaftlich kann man da sicher viel Neues erforschen, doch auch für behinderte Touristen wäre es sicher eine tolle Abwechslung: Die gesamte Arena ist barrierefrei und die Strecke ist so breit, dass man hier Rollstuhl-Biathlon-Wettkämpfe durchführen könnte. Das ist bisher nirgends möglich und würde sicher für Behinderte eine tolle Ablenkung im Alltag bilden."
Überhaupt ist das Biathlon-Projekt am Fläming einzigartig. Auf den teilweise sehr anspruchsvollen Strecken, die andere Orte zu bieten haben, ist es für Anfänger und Hobby-Sportler oft sehr schwierig, sich im Biathlon auszuprobieren, die Fläming-Skate bietet jedoch jedem Anfänger beste Bedingungen. So darf man also gespannt sein, wann das mit zehn Ständen geplante Biathlon-Areal der Skate-Arena in Jüteborg seine Tore öffnet. Carsten Bartel blickt optimistisch in die Zukunft: "Wir sind auf alle Fälle optimistisch und freuen uns darauf, solch eine Anlage zur Fläming-Skate hinzuzufügen."