Jay Hakkinen

Biathlon-WC Oslo: Im Gespräch mit Jay Hakkinen

Jay Hakkinen Jay Hakkinen ist seit Jahren eine beständige Größe im Biathlon-Sport. Der US-Amerikaner lebt und trainiert einen Großteil des Jahres in Oberhof und schafft es immer wieder, mit Achtungserfolgen zu glänzen, so zum Beispiel einem neunten Platz in Kontiolahti zu Beginn der Saison. Die Weltmeisterschaften in Östersund allerdings verließ er etwas früher als seine Teamkollegen. Was es damit auf sich hat und wie seine kommenden Monate aussehen werden, das verriet er uns in einem Interview am Rande des Weltcups in Oslo.

Jay, es gab einen triftigen Grund, warum Du zur Weltmeisterschaft einen Tag eher abgereist bist, oder?
Ohja, den gab es. Meine Freundin Kristin hatte am letzten Tag der Weltmeisterschaften in Östersund unsere Tochter Stella zur Welt gebracht. Ich bin quasi gerade noch rechtzeitig nach Weimar gekommen. Es war eine Art wundersamer Trip nach Hause, man kann fast übertrieben sagen, dass ich ankam, fünf Minuten später startete alles und wenige Stunden später war ich Vater.

Freut man sich da jetzt noch mehr, wenn die Saison in zwei Tagen vorbei ist?
Auf jeden Fall, denn nun hat man von verschiedenen Seiten her eine gewisse Motivation, nach Hause zurück zu kommen. Aber man geht auch ganz anders an das tägliche Training ran, denn man hat einfach einen anderen Fokus und freut sich, danach daheim erwartet zu werden.

Gibt es nach dem Weltcup-Finale spezielle Vorhaben oder wirst Du einfach nur daheim bleiben und die Zeit genießen?
Bisher weiß ich noch nicht, wie mein Plan nach Oslo aussieht. Auf alle Fälle werde ich erstmal mit den beiden etwas Zeit verbringen und dann langsam wieder ins Training einsteigen. Ansonsten gibt es noch keine Pläne.

Jay Hakkinen Welches Fazit ziehst Du vor Deinem letzten Saison-Rennen?
Die Saison war ein bisschen wie ein Jojo. Es ging oft einfach nur hoch und runter. Aber wenn ich mir die einzelnen Elemente anschaue, dann habe ich mal gut geschossen und ein anderes Mal bin ich gut gelaufen. Im Grunde genommen funktionierten die einzelnen Elemente ganz gut, nur das Zusammenspiel hat nicht geklappt. Aber ich hatte eine gute Vorbereitung und auch ein paar gute Resultate, von daher ist es schon okay.

Gibt es Sachen, an denen Du in der Vorbereitung noch arbeiten musst?
Es ist die Konsistenz, die noch nicht ganz stabil ist. Ich habe allerdings gemerkt, dass ich wirklich einige Fortschritte gemacht habe. Zu Top-Resultaten hat es nicht gereicht, aber ich bemerke den Lern- und Trainingsfortschritt. Es ist ein langer Prozess, aber ich bin sehr motiviert, da ich sehe, dass es vorwärts geht. Was dabei vor allem gut ist: Ich bin nicht so ausgebrannt, wie die letzten Jahre und bin schon jetzt sehr motiviert, was den kommenden Winter betrifft.

Wirst Du den Sommer über wieder öfters in Thüringen trainieren, als in den USA?
Ich denke schon. Nun mit Stella werde ich sicher mehr Zeit in Oberhof verbringen. Training ist Training, da ist es vielleicht nicht ganz so wichtig, wo man trainiert. Ich arbeite allerdings trotzdem mit den US-Trainern zusammen, auch wenn ich öfters allein trainieren werde.

Im nächsten Jahr kommt der Weltcup zurück in die Vereinigten Staaten. Motiviert Dich das zusätzlich?
Wir sind extrem gespannt auf nächstes Jahr. Klar ist es extra Reisestress, aber die IBU wird nun einmal immer internationaler, was den Wettkampfplan anbelangt. Für unser Team ist Fort Kent natürlich super, selbst Vancouver sehen wir als Heimrennen an und das gibt auf jeden Fall allen einen zusätzlichen Motivationsschub.

Jay Hakkinen Bist Du von finanzieller Seite her gut abgesichert, was Sponsoren anbelangt oder ist das eher schwieriger als US-Amerikaner?
Nein, eigentlich habe ich ganz gute Sponsoren gefunden. Eins davon ist das Hotel Schneeberg in Ridnaun. Ich trainiere dort das ganze Jahr über sehr oft und da hat sich das ergeben. Der andere Sponsor ist Feinkost Hauffe – ein Gourmet-Shop in Weimar, bei dem Kristin und ich viel einkaufen. Der Eigentümer ist ein richtiger Biathlon-Enthusiast und wollte mir gern helfen. Irgendwie gibt es einem ein gutes Gefühl, dass man als US-Amerikaner hier so unterstützt wird.

Jetzt kommt noch die Unterstützung einer kleinen Tochter hinzu…
(lacht) Auf jeden Fall! Das alles gibt dem Leben eine total neue Perspektive. Ich weiß, irgendwann schaut sie mir zu und damit trage ich für mich selbst auch eine Art Verantwortung, dass ich besser trainiere. Ich freue mich also wirklich auf die kommenden Monate und die neuen Erfahrungen als Vater.

Was waren Deine ersten Erfahrungen als Vater bis dato?
Ich hatte schon Korea ausgelassen, damit ich zwei Wochen daheim sein konnte. Da habe ich schon gesehen, wie es im Sommer wird. Es war wirklich schön, trainieren zu gehen und dann nach Hause zu kommen, wo die zwei Mädels auf Dich warten. Wobei ich schon einige Nächte auf der Couch geschlafen habe. Denn so süß die Kleine auch ist – alle Babies weinen!

Dann hoffen wir, dass die kommenden Nächte ruhiger werden und Du die Zeit nach dem Saisonende genießen kannst. Vielen Dank für das Gespräch!

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