Heia

Saisonvorschau Part IX – Khanty Mansijsk

Heia Die großen Stationen liegen bereits hinter den Athleten, kein Wunder, dass die meisten ausgepowert sind. Die Chinesen machen es sich bereits gemeinsam im Aufenthaltsraum gemütlich, die Österreicher und Deutschen trifft es beim Anschießen. Christoph Sumann, Alexander Wolf und Michael Rösch müssen nach dem Liegendschießen von den jeweiligen Trainern aufgeweckt werden, sie haben die Schießmatte als willkommene Abwechslung zum ewigen Wettkampfstress empfunden.
Die Frauen trifft es erst zum Wettkampf, Michela Ponza verspielt ihren Sieg, als sie kurz vor der Ziellinie einschläft. Siegerin wird die mit Koffeein vollgepumpte Sandrine Bailly, die singend und trällernd ins Stadion fährt. Sie ist nicht die Einzige, die etwas eigenartig daherkommt, entweder können die Sportler kaum die Müdigkeit unterdrücken oder aber sie sind ungewohnt aufgedreht und munter.

 Bei der anschließenden Dopingkontrolle Erstaunen beim medizinischen Personal: Alkohol in sämtlichen Blutbahnen! Eine Krisenstab wird gebildet, alle Sportler, Trainer und Betreuer zur Alkoholkontrolle gebeten: Alle Positiv! Erst Ungläubigkeit und Spekulationen, dann machen Schuldzuweisungen die Runde. Nach fieberhafter Ursachensuche kommt die Auflösung: Durch die Kältewelle der letzten Wochen waren in fast allen Häusern die Wasserleitungen eingefroren, Wasservorräte existieren in Sibirien faktisch nicht. Dafür wurden die regionalen Wodkareserven angebrochen und zur Zubereitung sämtlicher Speisen und Getränke verwendet.

Nicht gut? Der Biathlontross teilte sich fortan in zwei Lager: die Kaputten und die Aufgeputschten. Etliche Biathleten hatten die Starts verschlafen oder aus gesundheitlichen Gründen im Hotelbadezimmer verbringen müssen, andere vor lauter Übermut die falsche Streckenführung gewählt. Am schlimmsten traf es die Sportler am Schießstand, denn selbst wenn sie einigermaßen trafen, verteilten manche Kampfrichter willkürlich Strafrunden.

Trotz dieser Ungereimtheiten blieben die Tage von Khanty-Mansiysk allen als die schönsten der laufenden Saison in Erinnerung, denn es interessierte keinen, wer auf der Strecke war, wo er lang lief, was geschossen wurde und wer gewonnen hatte. Nur die Zuschauer an den Fernsehschirmen beschwerten sich bei ARD und ZDF über wacklige Bilder und unsinnige Kommentare. Prost!

 

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