Frankreich

Ungereimtheiten bei der Wahl des Weltcup-Kandidaten in Frankreich?

FrankreichEinige Tage nachdem sich der FFS auf die Ortschaft festgelegt hat, welche für einen französischen Biathlon-Weltcup kandidieren soll, gelangen Einzelheiten der Prozedur in den öffentlichen Raum. Stutzig wird man, wenn man hört, dass der Inhalt des technischen Berichtes, den die IBU anlässlich ihres Besuches vom letzten Juli verfasst hatte, erst fünf Minuten vor der Wahl durch das 50-köpfige Leitungskomitee veröffentlicht wurde. Dieser technische Bericht war für die IBU der Anlass, unverhohlen für Le Grand Bornand Stellung zu beziehen.

"Angesichts der Vorlieben dieser Partner [TV, Sponsoren…], steht es ausser Zweifel, dass ein Ticket Annecy-Le Grand Bornand in allen Belangen ein echter Erfolg wäre (…). Auf der ganzen Welt gibt es nur ein Annecy-Le Grand Bornand ". Für französische Ohren kann wohl nichts süsser klingen, zumal Annecy schon laut über eine Kandidatur im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2018 nachdenkt.

Wenngleich Bessans an sich positiv bewertet wird, bleibt das Urteil eindeutig: "Zweifelsohne kommt la Haute Maurienne unmittelbar danach; genauso zweifellos kommt aber dieses Areal wegen ihrer Abgelegenheit, ihrer Höhe [1750m] und des Fehlens größerer Städte in der Umgebung für einen Weltcup nicht in Frage…" Und auch wenn die IBU nichts an der Begeisterung auszusetzen hat, die in Pontarlier/La Seigne herrscht ("Franche-Comté könnte sehr wohl für die gleiche Stimmung sorgen, wie man sie von unseren sekundären Austragungsorten kennt […]"), erweist sich die Tatsache, dass Frankreich schon etwas spät auf den "Markt" kommt, als ein Hindernis ("[…] wir hätten allerdings wenige Argumente, um einen dieser Austragungsorte (Orsblie, Pokljuka, Kontiolahti) durch Franche-Comté zu ersetzen").

Deshalb kommen die 20 Minuten, die jede Kandidatur für eine mündliche Vorstellung zur Verfügung hatte, sowie der gesamte Wahlvorgang ein bisschen wie Alibi-Übungen daher. Die Prozedur sah vor, dass nach jedem Wahlgang ein Konkurrent eliminiert würde, bis nur 2 Finalisten übrig blieben. Chamonix schied als erstes aus, und schon im 2. Wahlgang konnte sich Le Grand Bornand mit der Mehrheit der Stimmen durchsetzen, vor La Seigne, Autrans/Grenoble und Bessans.

Nach wie vor unbestritten bleibt jedoch die Tatsache, dass der Gewinner mit schönen Trümpfe aufwarten kann: zusätzlich zum bereits existierenden Espace Grand Bo (Mehrzweckanlage, die sowohl Säle für die Verpflegung der VIP und Athleten, Arbeitsräume für IT, Rennverwaltung und Medien anbieten kann), besteht die grosse Originalität des Obersavoyer Konzeptes darin, dass der Wettkampf mitten in der Station, in unmittelbarer Nähe des Eisstadions stattfinden wird. Die Organisatoren die so oft vorzufindenen abgelegenen Loipen vermeiden, die für die Athleten und Zuschauer nur per Bus bzw. Shuttles erreichbar sind. Dass die Veranstaltung mitten in Le Grand Bornand stattfindet, soll für positive Effekte für die örtliche Wirtschaft sowie für eine grossartige Stimmung sorgen.

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