Maxim Tchoudov

Die Russen sind "ausgequetscht wie eine Zitrone"

Maxim Tchoudov Maxim Tchoudov und Andrej Makoveev haben etwas erreicht in Russland, etwas, dass Hoffnungen aufkeimen lässt und einigen Frust der Saison wieder wettmacht: nach 11 Jahren ging der Nationencup der Männer wieder nach Russland – für Trainer Vladimir Alikin ein Traum, aber auch ein erklärtes Ziel, für das sie hart gearbeitet haben in dieser sehr durchwachsenen Saison.

“Meine Jungs haben eine große sportliche Leistung erbracht.“, sagte der Trainer den russischen Sportjournalisten. Dennoch seien sie nun sehr müde und auch nicht mehr in der besten körperlichen Verfassung. „Um es einfach auszudrücken, sie sind ausgequetscht wie eine Zitrone!“ Sie hätten auch große Probleme mit der Zeitumstellung gehabt und dass dennoch solch ein tolles Resultat rausgekommen ist, würde ihn sehr glücklich machen. 

Und doch, wie sollte es anders sein in dem zerstrittenen Biathlon-Russland? Die nächste dunkle Wolke über dem Triumph im Nationencup ist schon aufgezogen. Alikin wehrt sich dagegen, das ausgelaugte Team zu den russischen Meisterschaften zu schicken. Die Wettkämpfe finden vom 21. bis 26. März in Novosibirsk statt. Da der Biathlonsport in der Region dann fünfzigjähriges Bestehen feiert, wurden vom Biathlonverband neben den Russen auch weitere Top-Athleten eingeladen. Dennoch, Alikin würde es lieber sehen, wenn seine Russen nicht starten müssten: „Das Team ist schon jetzt vollkommen erschöpft. Ein weiterer Start kann sie ganz einfach ruinieren. Diese Meisterschaft ist nur einer Person wirklich wichtig: dem Präsidenten der Russischen Biathlon Union, Alexander Tichonov.“ Es ist nicht das erste Mal, dass der Trainer harte Worte gegen den IBU-Vizepräsidenten findet, doch hat er mit dieser Aussage nicht nur aus sportlicher Sicht Recht. Denn ein weiterer Fakt stört die Russen an diesen Wettkämpfen: „Bjoerndalen, Berger, Gross oder auch Wilhelm wurden zu den Wettkämpfen eingeladen. Als hätte der Russische Biathlonsport keine andere Stelle, wo er dieses Geld verwerten könnte!“ Während die genannten Spitzenathleten der Einladung gern gefolgt sind, werden die Russen sich wehren. Denn sie wären gezwungen, das volle Programm zu laufen und nicht einfach nur ein Rennen. „Gerade das stört mich am meisten!“, wettert Alikin. Verständlich, ist er doch um das Wohl der Mannschaft besorgt. „Doch wenn sie sich weigern, zu starten, gibt das Tichonov die gerngesehene Möglichkeit, sie als Landesverräter zu bezeichnen!“

Bis zu einer Einigung wird es wohl noch ein paar harte Worte geben – und hoffentlich weitere Erfolge für die Russen. Verdient hätten sie es sich, wenn es ihnen auch weiterhin schwer fallen wird, die Hand eines Mannes bei der Siegerehrung zu schütteln – die ihres stets anwesenden Präsidenten Alexander Tichonov.

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