Generalsekretär Geistlinger

(Die IBU vorgestellt) Generalsekretär Michael Geistlinger

Michael Geistlinger Herr Geistlinger, Sie sind Generalsekretär der IBU. Wie kommt man als Universitätsprofessor für Völkerrecht an eine solche Position?
So wie die Mitglieder des Technischen Komitees vom Sport kommen, bin ich als Manager an der Spitze aus der anderen Notwendigkeit gekommen, nämlich das Ganze rechtlich absichern zu können.
Ich bin mit dem Weltverband genau zu dem Zeitpunkt zusammengekommen, als sich die Union International de Pentathlon Moderne (UIPM) und der Biathlonverband getrennt haben. Für die Verhandlungen in Heathrow, London hatte eine Arbeitsgruppe – der ich ebenfalls angehörte – die Aufgabe, zwei neue Verfassungen für UIMP und IBU auszuarbeiten.

Sprich, Sie haben die IBU seit ihrer Gründung auf einer rechtlichen Schiene begleitet?
Genau, die zweite wichtige Aufgabe für mich war auch die Frage: Wo soll der Weltverband seinen Sitz einnehmen? Also habe ich verschiedene Rechtsordnungen überprüft, unter anderem Liechtenstein, Österreich, Schweiz oder Slowenien. Doch aufgrund der Gesetze war Österreich am Besten geeignet und so haben wir seit 1999 unseren Sitz in Salzburg.

Welche rechtlichen Grundlagen braucht ein neu gegründeter Verband?

Aus den alten Regeln mussten wir zunächst brauchbare Regeln herausziehen, aber auch völlig neue hinzufügen. Die Wettkampfregeln wurden fundamental überarbeitet, auch die Verfassung erfuhr immer wieder einige gravierende Änderungen. Ebenso eingeführt wurde zum Beispiel die „Event Hosting Declaration“. Auch hier in Antholz haben der italienische Skiverband und das OK einen solchen Vertrag unterschrieben, damit alles so abläuft, wie man es hier sieht.

Diese Event Hosting Declarations, was kann man sich darunter vorstellen?

Das sind alle begleitende Maßnahmen, die sicher gestellt werden müssen. Die Sportler stehen zwar im Mittelpunkt, aber damit alles so abläuft und funktioniert, braucht es im Hintergrund feine, fast unsichtbare Leitlinien. Diese betreffen unter anderem die Aufteilung der Räumlichkeiten oder die Akkreditierungsvorschriften. Aufgrund der positiven Entwicklung des Sports brauchten wir dieses Jahr sogar erstmals für eine Junioren-WM einen solchen Leitfaden.

Es sieht ganz so aus, als hätte der Verband eine Komplexität an Aufgaben zu erfüllen, die leicht unterschätzt werden?

Das auf jeden Fall! Wir sind ein Team, wo jeder gebraucht wird. Es läuft nicht immer alles reibungslos ab, aber hier hat jeder Einzelne so viele Aufgaben, da sind viele Personen einfach unersetzlich. Und es wird schwer sein, sollten diese Leute aufhören, Neue zu finden.

Bleibt Ihnen überhaupt noch die Zeit, sich der Universität in Salzburg zu widmen?

Ja, zum Glück schon. Ich habe natürlich alles auf das absolute Muss reduziert. Früher habe ich mir einen guten Namen gemacht, weil ich besondere Services geboten habe, zum Beispiel Exkursionen, um gewisse komplizierte Aspekte zu verdeutlichen. Es ist auch heutzutage keine schlechte Arbeit, aber es ist eben weniger geworden. Dennoch profitieren die Studenten von dem, was ich hier mache, denn auch Sportrecht ist ein Teil des Völkerrechts. Und so kommt man dem Anspruch der Unis nach, möglichst praxisnah zu arbeiten und dem Forschungsauftrag wird auch Genüge getan.

Trotz all dieser Aufgaben sieht man Sie durchs Stadion schlendern, wenn alle anderen weg sind. Sind Sie also nicht nur „Anwalt“, sondern sogar ein echter Sport-Fan?
Keine Frage, wenn ich den Sport nicht lieben würde, würde ich diese Arbeit nie machen. Ich schieße zwar nicht, aber das Langlaufen genieße ich sehr. Daheim ist die Loipe kurz vor dem Haus, da wird auch mal Nachts noch mit Stirnlampe gefahren, sollte die Zeit sonst nicht reichen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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