Auch Rottmann tritt zurück

Nach Wolfgang Perner hat nun auch dessen Mannschaftskollege Wolfgang Rottmann heute seinen Rücktritt offiziell bekannt gegeben. Sein Statement dazu war auf seiner Homepage http://www.biathlon.go.to zu finden:

Beweggründe für meinen Rücktritt:

Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2006 in Italien sollte nach rund 20 Jahren Hochleistungssport der krönende Abschluss meiner erfolgreichen Laufbahn als Hochleistungssportler sein.

Dieses Ziel vor Augen, hatte ich mich letztes Jahr noch einmal neu motivieren können, die massiven Entbehrungen und ungeheuerlichen Strapazen neuerlich in Kauf zu nehmen, um für meinen Sport zu "leben" und für Österreich viele Erfolge zu feiern.

Am 18. Februar 2006 geriet ich jedoch völlig grundlos in eine Situation, die die ohnehin bereits geplante Beendigung meiner Laufbahn beschleunigen sollte. Im Zuge einer Razzia mit rund 30 teilweise schwer bewaffneten Carabinieri wurde ich als Sportler (!) behandelt wie ein Kapitalverbrecher, einer unwürdigen Leibesvisitation unterzogen, festgehalten, schikaniert, massiv gedemütigt und zur Dopingkontrolle – natürlich mit negativem Ergebnis – "abgeführt". Diese menschenverachtende Vorgangsweise durch staatliche Strafverfolgungsbehörden und internationale Verbände gegenüber einem Sportler (!) hat mich menschlich zutiefst berührt und nachhaltig geschockt.

Bis heute konnte mir niemand plausibel erklären, warum ein derartiger, noch dazu nächtlicher "Überfall" während der gesamten Olympischen Spiele bei keiner anderen Nation stattgefunden hat, dies obwohl – im Gegensatz zu uns – dort sogar positive Dopingtests erfolgt sind. Ich persönlich habe den Eindruck, dass es sich bei dieser unwürdigen und einmaligen Vorgangsweise zu später Stunde um eine  "gezielte Aktion" des IOC, der WADA und eines in diversen Medien von Dritten als "profilierungssüchtig" bezeichneten italienischen Staatsanwaltes gehandelt hat. Fakt ist jedenfalls, dass zumindest meine Kollegen und ich um eine realistische Chance auf eine Medaille in der Staffel gebracht wurden. Das hat mit Fairness nichts mehr zu tun.

Besonders und nachhaltig enttäuscht war ich über die sodann erfolgten Vorverurteilungen durch die nationalen wie internationalen Massenmedien, ÖOC, Politiker etc., obwohl ich immer sauberen Sport betrieben, nie zu verbotenen Mitteln gegriffen oder verbotene Methoden angewandt habe. Alle an mir durchgeführten Dopingkontrollen (Urin und Blut) der letzten 20 Jahre waren negativ! Dies, obwohl in Österreich sogar strenger kontrolliert wird, als es etwa bei der WADA üblich ist.

Da ich aufgrund der oben beschriebenen Ungerechtigkeiten und Ärgernisse jegliche Freude am aktiven Leistungssport verloren habe, mir so eine Behandlung auch nicht gefallen lasse, liegt es nahe, mein ohnehin geplantes Karriereende zum Saisonende 2005/2006 um ein paar Wochen vorzuziehen.

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