Helmut Hanus

(WC Oberhof 2008) Helmut Hanus

Helmut HanusDer Biathlon-Award feiert dieses Jahr fünfjährigen Geburtstag. Damals entstand die Auszeichnung aus einer Idee des Initiators Helmut Hanus heraus. Der Stuttgarter war für acht Jahre Team-Manager der Bulgaren, stets nebst seines eigentlichen Jobs als Marketingchef von XBionic und Roeckl. Nun organisiert er schon seit fünf Jahren den Biathlon-Award. Im letzten Jahr reichte es bei der Gala noch nicht einmal für einen Zwischenstopp am Buffet. Dennoch liebt Hanus seinen Job. Wir haben ihn zu seinen Aufgaben und zur Geschichte des Awards befragt.

Helmut, wie bist du auf die Idee gekommen, einen Biathlon-Award zu vergeben?
Das hat damals klein angefangen wie ein Kind. Aber da gab es eine ganze Vorgeschichte, wie alles zu der Idee mit dem Award kam. Ich muss dazu sagen, ich war acht Jahre lang Team-Manager von den Bulgaren und habe in der Zeit zwei Olympiamedaillen geholt mit Ekaterina Dafovska und Irina Nikoultchina.

Ekaterina DafovskaWie kam es zu der Position als Teammanager?
Ekaterina ist eine weit entfernte Großcousine von mir und als wir das rausgefunden hatten, fragte sie mich, ob ich ihr nicht helfen könnte. Das Team war kaum organisiert, die Ausrüstung ziemlich schlecht. Meine Mithilfe hat sich dann soweit herauskristallisiert, dass ich mich dann irgendwann neben meiner eigenen Tätigkeit um das Teammanagement in Bulgarien gekümmert habe.

Inwieweit konntest du das Team voran bringen?
Ich habe dafür gesorgt, dass eine gewisse Kontinuität reinkam, was Sponsoren anbelangte, habe die Kontakte zu Wachsfirmen oder anderen Ausrüstern hergestellt. Über meinen Freund Björn Daehlie erreichte ich dann, dass die Bulgaren als erste mit seinen Anzügen ausgestattet wurden. Das war damals eine Revolution, jeder hat gesagt, was will der denn mit den Bulgaren? Aber nach dem Olympia-Erfolg 1998 hatte keiner mehr Fragen. Und dann kamen auch die Franzosen und Norweger und wechselten zu Daehlie. Aber die ersten, das waren die Bulgaren.

Aber die Position hast du dann aufgegeben?
Irgendwann ging es von der Zeit her nicht mehr. Ich habe einfach zu viel zu tun gehabt und das konnte ich neben meiner eigentlichen Arbeit nicht mehr leisten.

Du sagtest vorhin, die Bulgaren haben etwas mit der Geschichte des Biathlon-Awards zu tun. Was genau?
Dafovska war damals wirklich gut und erreichte Top-Platzierungen im Weltcup. Damals kam auch eine Ehrung auf, bei der die zehn besten Biathleten geehrt wurden. Aber als Ekaterina nicht unter den besten zehn auftauchte – trotz großer Erfolge – da dachte ich mir: Da muss es noch etwas anderes geben. Es gibt den Sportler des Jahres oder auch den Fußballer des Jahres, also warum keinen Biathleten des Jahres. Die Idee hatte ich schon immer im Hinterkopf, aber ich wusste, sowas kann ich nicht allein entscheiden. Also druckte ich einen ganz einfachen Stimmzettel aus und ließ die Trainer ihre Favoriten aufschreiben.

Biathlon-AwardBei solch einer Entscheidungsfreiheit werden doch sicher immer die gleichen benannt?
Ja, das war das Problem. Am Anfang gewannen immer Trainer wie Roger Grubben als norwegischer Herrentrainer oder Uwe Müssiggang wegen der Erfolge der deutschen Damen. Daher hatte ich irgendwann Angst, dass immer die gleichen gewinnen würden. Das nützt dem Sport ja auch nicht. Also änderten wir im letzten Jahr das Wahlverfahren. Nun kommen drei Vorschläge auf den Stimmzettel und eine Zeile, um einen weiteren Favoriten zu benennen.

Wer bestimmt die drei Namen?
Wir haben dafür ein Gremium gebildet. Das besteht aus Sigi Heinrich als Vertreter der Medien, Gottlieb Taschler als Vertreter der IBU, Frank Luck als ehemaligen Sportler und mir. Wir diskutieren dann und setzen die Namen fest. Nur der Ehren-Award wird von der IBU vorgeschlagen.

Und wer gestaltete den Award?
Der Award wird von Herbert Reuß aus Gräfenroda gefertigt. Bei der ersten Verleihung gab es nur eine schöne Vase, aber er ist ein Jahr später auf mich zugekommen und hat auf Anhieb den Award so gefertigt, wie ich mir den Preis vorgestellt hatte.

Dieses Jahr gibt es keinen Award für das Organisationskomitee des Jahres, warum?
Der Award fürs beste OK gehört eigentlich dazu, aber im letzten Jahr hatten so viele Wettkampforte mit dem Wetter kämpfen müssen. Da hätten wir einen Ort gelobt und die anderen zwangsläufig   degradiert, obwohl alle eine tolle Arbeit geleistet hatten. Daher haben wir mit der IBU beschlossen, den Award zu tauschen und verleihen stattdessen diesjährig erstmals den Award für den Newcomer des Jahres.

Magdalena NeunerWann stehen die Gewinner fest?
Also, als Deadline nehmen wir immer den Weltcup in Oslo. Das Problem in diesem Jahr ist, dass wir einen Präzedenzfall haben: Magdalena Neuner ist nicht nur Newcomerin des Jahres, sondern auch Biathletin des Jahres. Ich denke, hätten wir bis Khanty-Mansiysk gewartet, dann würde vielleicht Andrea Henkel als
Biathletin des Jahres feststehen. Aber so ist es auch bei anderen Preisverleihungen, irgendwann müssen wir eine Deadline haben.

Und nach Ablauf der Deadline steht alljährlich der Vorbereitungs-Stress für die Gala an?
Oh ja. Wir müssen uns um die Tombola kümmern, um das Catering, um die Einladungen und die Gäste. Und wir sind eigentlich nur fünf Leute, die das bewerkstelligen und denen muss ich da schon ganz herzlich danken, dass das immer so gut gelingt. Damals fing das noch klein und überschaulich in Ruhpolding mit 180 Gästen an, dieses Jahr sind es schon um die  600 Gäste. Wenn mir das damals jemand gesagt hätte, ich hätte es nicht geglaubt.

Also bist Du zufrieden mit der Entwicklung deines „Kindes“?
Auf jeden Fall. Nach fünf Jahren ist das Kind gereift und wir sind dort angekommen, wo wir nie gedacht hätten, dass wir da hinkommen. Besonders freut mich die Akzeptanz von Seiten der IBU. Der Verband betrachtete das früher kritisch, aber seit letztem Jahr stehen sie voll hinter der Verleihung und diese Unterstützung freut mich besonders.

Dann viel Erfolg für die diesjährige Verleihung. Wir danken dir für deine Zeit!

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