(Sommer 2005) Rachel Steer

Eine der besten Biathletinnen in der Geschichte der USA ist vermutlich Rachel Steer. Die letzten beiden Saisons beendete sie mit einem 36.Platz im Gesamtweltcup. Es war ein langer Weg bis dahin, aber sie etablierte sich als eine der weltbesten Biathletinnen. Man kennt sie als exzellente Schützin und freundliche und lustige Person. Mit mehr als 14 National-Meisterschafts-Titeln in ihrer Karriere, zwei Medaillen bei den World University Games in Korea und einer aussichtsreichen Weltcup-Karriere ist sie wirklich eine Athletin, die man sich nicht mehr aus der Biathlonszene wegdenken kann. Da ich mein Austauschjahr in den USA beginnen werde, wollte ich die US-Athleten den deutschen Fans näher vorstellen und daher nahm sich Rachel auch die Zeit, meine Fragen zu beantworten.

Hallo Rachel. Zur Zeit bist du in Alaska. Wie läuft das Training?
Ich trainiere viel auf Rollerskis, laufe, fahre Rad, mache Krafttraining und natürlich schieße ich viel. Ich trainiere mit meinem Trainer Jan Buron und den Alaska Winter Stars, einem lokalen Skiclub.

Ist deine Vorbereitung dieses Jahr aufgrund der olympischen Winterspiele anders als in den anderen Jahren?
Ich habe mein Training eigentlich in diesem Jahr nicht groß geändert. Ich konzentriere mich darauf, meine Technik, Geschwindigkeit und Kraft zu verbessern.

Gibt es einen Unterschied zwischen dem jetzigen Training und dem Training im Herbst wie hier in Deutschland?
Es gibt viel mehr Flexibilität für mich. Im Herbst muss ich manchmal erst schauen, wie das Wetter sich entwickelt, bevor ich weiß, ob ich an dem Tag Rollerski fahre oder schieße. Wir haben keine Rollerskistrecke hier und die die Straßen können im Herbst gefährlich werden, wenn die Blätter von den Bäumen fallen.
Unser Schießstand kann auch ziemlich windig werden, also muss ich mich an einigen Tagen nur mit Trockenschießen zufrieden geben. Ich denke, dass mein Training im Herbst sonst dem der anderen Athleten ziemlich ähnlich ist, mit einem größeren Umfang und einem stärkeren Fokus auf spezifische Stärken.

Was sind deine Ziele für diese Saison?
Bisher habe ich mir noch keine Ziele für diesen Winter gesetzt. Ich bin mir noch nicht sicher, welche Wettkämpfe ich machen werde. Natürlich möchte ich bei den Olympischen Spielen gut abschneiden, aber das ist nicht das Wichtigste in meiner Karriere.

Warum liefen deine zwei letzten Saisons besser als alle anderen zuvor?
Ich bin zurück nach Alaska gegangen und habe angefangen, mit Jan Buron zu arbeiten. Ich bin sehr viel glücklicher, wenn ich von meiner Familie und Freunden umgeben bin.
Außerdem kann ich an der University of Alaska am Unterricht teilnehmen und Angeln, Segeln, Kayak fahren und auf die Jagd gehen – denn das sind die Dinge die ich nicht tun könnte, wenn ich woanders leben und trainieren würde.

Seit 13 Jahren bist du Biathletin. Wie motivierst du dich immer wieder?
Bis man etwas perfektioniert, gibt es immer einen Beweggrund, besser darin zu werden. Ich genieße wirklich den täglichen Trainingsprozess, wenn ich mit mir selbst kämpfe und dann die Verbesserung sehe. Verletzungen und andere Dämpfer frustrieren zwar, aber gelegentlich gibt es diesen Tag, an dem man seine ganzen Ziele erreicht und gut Ski fährt und das ist wirklich befriedigend. Das ist es, was mich durch das harte Training bringt.

Warum bist du Biathletin geworden? Hattest du vielleicht ein Vorbild?
Ich war kein großer Skifahrer, aber ich war ein guter Schütze. Als ich diese zwei Eigenschaften zusammentat, war ich wirklich gut und genoss es.
Es gab ein paar wenige Leute in meinem Leben, die mir auf meinem Weg geholfen haben, aber ein Idol hatte ich nicht.

Dein perfekter Biathlontag – wie würde der aussehen?
Sonnig und warm – meine Familie und mein Trainer schauen zu – sauberes Schießen, schnelle Skier – und ich würde das Podium mit ein paar anderen US-Athleten teilen.

Wo sind deine Lieblingsstrecken?
Ich genieße die Läufe in Oberhof, aber das Wetter, das Essen und die Unterkunft in Antholz sind ein Traum! Oslo erinnert mich sehr an Anchorage, wo ich lebe.

Welche Disziplin bevorzugst du: Laufen oder Schießen?
Jedes Jahr bewege ich mich vor und zurück, manchmal schieße ich gut, andere Male verbessert sich mein Laufen. Im Allgemeinen bin ich ein besserer Schütze als Skifahrer, aber mehr als alles andere liebe ich das Klassische Skifahren.

Was machst du so in deiner Freizeit?
Im Sommer in Alaska sollte man die ganze Zeit draußen sein. Wir angeln viel Lachs, Segeln und fahren Kayak. Diesen Frühling unternahm ich einen zweiwöchigen Kayak-Ausflug in Prince William Sound, zwei Tage danach fing ich einen 30 Pfund schweren Königslachs. Dieses Wochenende ist der Amerikanische Unabhängigkeitstag und wir werden Rotlachs fangen gehen.

Was sind deine Pläne nach dem Sport?
Zuerst muss ich das College beenden, dann würde ich gern im Journalismus-Bereich anfangen, vielleicht mit einer Betonung auf Alaskas freie Natur.

Was wünschst du dir für die Entwicklung des Sports in deiner Heimat?
Mehr als alles anderes brauchen wir qualifiziertes Training im lokalen bis hin zum nationalen Level.
Unsere Nationalmannschaft ist von Maine bis Alaska verteilt und nur zwei Leute trainieren tatsächlich mit unserem Cheftrainer in Vermont.
Regional gesehen haben wir nur begrenzte Entwicklungsprogramme. In Alaska gibt es so viele talentierte junge Skifahrer, aber es gibt keine qualifizierten Biathlontrainer.
Neben dem Training ist es wichtig, praktische Trainingsmöglichkeiten aufzubauen.
Trainer und Trainingsmöglichkeiten sind nicht billig, aber trotzdem müssen wir weiter um Sponsoren kämpfen, die das Potenzial sehen, dass Biathlon in den USA genauso populär sein könnte, wie in Europa.

Herzlichen Dank für das Interview

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