Carsten Heymann

(Frühjahr 2005) Carsten Heymann

Viermaliger Junioren-Weltmeister, zweimaliger Europameister, WM-Silbermedaillengewinner.
– Und das ist nur eine Auswahl aus "Heymis" Erfolgsbilanz, die 1980 im Trainingszentrum Hinterhermsdorf begann.

Einer der größten Erfolge bleibt jedoch mit Sicherheit die WM-Silbermedaille mit der Mannschaft in Brezno-Osrblie im Jahre 1998.

Doch trotz dieser Medaille war die Saison 2000/2001 sein Jahr. Ungeachtet eines Kreuzbandrisses im Sommer 2000 meldete er sich im Weltcup so stark wie nie zuvor zurück und konnte sich somit am Ende der Saison als Achter des Gesamtweltcups feiern lassen. Zehnmal erreichte er in jenem Winter die Top Ten – zehnmal von insgesamt 37 Top Ten Platzierungen im Weltcup.

Die Saison 2004/2005 schloss er erneut als Achter ab – diesmal jedoch im Europacup. Und als er sich nach der Saison verabschiedete, brauchte es einige Wochen, bis der SSV Altenberg dies auf seinen Internetseiten bekannt gab. Die Fans haben den Heymi aber nicht vergessen und werden das auch nicht so schnell tun! Daher war er zu einem Interview sehr gern bereit:

Carsten Heymann Warum hast du deine sportliche Karriere beendet?
Nach den Olympischen Spielen in Turin wollte ich eigentlich ursprünglich aufhören, aber die Spiele wurden als Ziel mit der Zeit unrealistisch. Durch die Nichtteilnahme an den Weltmeisterschaften in Hochfilzen war meine Ausgangslage relativ aussichtslos.
Ich hätte bis zu den Deutschen Meisterschaften im Herbst noch einmal eine Leistungssteigerung von 5-6 Prozent erbringen müssen und das wäre nicht machbar gewesen.

Gab es denn keine Motivation mehr, doch noch eine Saison mehr zu bestreiten?
Die Motivation wurde von Jahr zu Jahr weniger, es gab Rückschläge wie zum Beispiel den Kreuzbandriss im Sommer 2000 oder dass ich nicht für das Weltcup-Team berücksichtigt wurde. Und da es nun gar nicht mehr richtig vorwärts ging, habe ich in Rücksprache mit meiner Frau entschieden, hier den Schlusspunkt zu setzen.
Außerdem hatte das Training in Altenberg für mich allmählich den Reiz verloren, schließlich trainiere ich dort seit meiner Jugend. Natürlich hätte ich den Trainer oder den Stützpunkt wechseln können, doch fehlte mir dazu vielleicht auch manchmal die Courage.

Wie hat dich dein Kreuzbandriss von 2000 im Training oder im Wettkampf beeinflusst?
Auf ärztliche Empfehlung konnte ich im Training keine Spielsportarten, wie zum Beispiel Fußball oder Volleyball mitmachen. Wenn ich diesen Rat missachtet habe, kam es schon vor, dass das Knie wieder anschwoll und ich zu kämpfen hatte.
Im Skifahren stellte die Verletzung kein großes Hindernis dar, wobei man auf den Abfahrten stets im Hinterkopf hoffte, dass auch alles gut gehen wird.

Wie sah ein normaler Trainingstag aus?
7 Uhr stand ich meist auf und 8.30 Uhr fuhren wir gemeinsam zum Training nach Zinnwald oder wir trainierten in Altenberg. Die erste Einheit dauerte dann bis zum Mittag und danach kam die zweite Trainingseinheit. Abends gab es verschiedene Trainingsmöglichkeiten, zum Beispiel Laserschießen und mein Tag endete dann meist 22.00 Uhr im Bett.
Das war mein Tagesablauf und das meist fünf bis sechs Tage in der Woche.

Was wirst du am meisten vermissen?
Die Freiheit, einfach draußen an der frischen Luft zu sein und das zu tun, was man gern macht. Natürlich war das an manchen Tagen nicht einfach, weil die äußeren Bedingungen sehr schlecht waren, aber ich habe es trotzdem geliebt, in der freien Natur zu sein.
Sicherlich werden mir auch einige Sportler fehlen, denn man hat in der Zeit wirklich gute Bekanntschaften aufbauen können. Man wird zwar in Kontakt bleiben, doch der wird nicht mehr so intensiv sein wie zur aktiven Zeit.
Auch die Anspannung während der Saison werde ich vermissen. Natürlich denke ich jetzt, dass es toll ist, nun nicht mehr ständig im Trainingsstress zu stecken, doch dieses Kribbeln im Bauch vor Wettkämpfen, das war schon etwas Besonderes.

Wie ist es mit den Weltcuporten? Du bist in deiner Karriere doch weit herumgekommen, gibt es da Orte, die du gern wiedersehen würdest?
Also am besten hat mir stets Antholz gefallen. Dort konnte ich mit die größten Erfolge feiern und auch die Strecken sind wirklich toll gelegen. Ich werde auf alle Fälle den ein oder anderen Ort noch einmal besuchen, denn als Sportler sieht man wirklich wenig, da man oft neben dem Training nicht die Zeit hat, sich noch etwas von der Umgebung anzuschauen.

Gibt es einen Ort der dich besonders fasziniert hat?
Oslo war stets imposant. Man fährt die wenigen Kilometer von dieser Riesenmetropole an den Holmenkollen und findet dort sensationelle Anlagen vor, gerade weil die Schanzen gleich neben dem Schießstadion sind und somit eine herrliche Kulisse bilden.
Des weiteren gefällt mir die Mentalität der Norweger und die Begeisterung für jegliche Art von Skisport.

Wie sieht deine Zukunft aus?
Ich arbeite z.Zt. bei der Bundespolizei und hoffe, dass ich später nach Pirna zur Spezialeinheit wechseln kann. Als Sportler, der sich stets bewegt hat, kann ich mir nicht vorstellen, nur an der Grenze zu sitzen und Pässe zu kontrollieren, auch wenn dieser Arbeitsplatz näher wäre.
Ich brauche Bewegung und muss mich auch für etwas faszinieren können, um richtigen Einsatz zu zeigen.

Hattest du mit dem Gedanken gespielt, als Trainer weiter tätig zu sein?
Tatsächlich wurde ich gleich nach der Bekanntgabe meines Rücktritts gefragt, ob ich nicht als Nachwuchstrainer arbeiten wolle, jedoch kann ich mir das derzeit noch nicht vorstellen und habe daher abgesagt. Schließlich muss ich mein Leben nun ganz neu ordnen und möchte auch vorerst im Beruf richtig Fuß fassen.

Käme denn eine andere Tätigkeit für dich in Frage, die etwas mit Biathlon zu tun hat?
Ich könnte mir schon vorstellen, als Funktionär zu arbeiten. Es wäre sicher interessant, im Landesskiverband Sachsen eigene Ideen mit einbringen zu können.

Wie sieht deine Zukunft in Bezug auf sportliche Aspekte aus?
Auf alle Fälle werde ich in den kommenden Jahren abtrainieren, das heißt, das Training von Jahr zu Jahr zurückfahren. Durch das Karriere-Ende muss ich mich nun völlig neu orientieren, mir vielleicht auch andere Hobbys suchen.
Das wird auf alle Fälle schwierig, schließlich war der Leistungssport 20 Jahre lang mein Leben.

Wirst du denn in naher Zukunft an einem Wettkampf teilnehmen, zum Beispiel beim Bike Biathlon in Altenberg?
Den Bike Biathlon werde ich wohl nur als Zuschauer verfolgen können, weil ich vorhabe, mich zu Pfingsten am Knie operie
ren zu lassen. Ich habe die Operation schon oft aufgeschoben, aber mir war klar, dass ich sie nach Karriere-Ende auf alle Fälle machen lassen werde.

Danke für das Interview.

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