Alexander Tichonov

Alexander Tichonov: "Ich will dem Sport geben, nicht nehmen!"

Alexander Tichonov Es mag sein, dass Alexander Tichonov seit jeher die Biathlon-Welt spaltet. Doch während der Sommerbiathlon-WM in Oberhof kommt man nicht an ihm vorbei. Egal ob man will oder nicht. Der russische Vize-Präsident der Internationalen Biathlon Union ist für sein Engagement für den Sommerbiathlon bekannt. Das sieht man auch in der DKB-Ski-Arena. Im ganzen Stadion verteilt sieht man Werbebanner mit der Aufschrift: „Alexander Tichonov & MA". MA steht dabei für seine Ehefrau Maria Adolf, die auch in Oberhof immer wieder zur Stelle ist, wenn sie für ihren Ehemann und deutschen Mitbürgern übersetzen muss. So auch in unserem Interview, in dem der elfmalige Weltmeister Tichonov über sein Verhältnis zum Sport philosophiert.

Hier im Stadion sieht man überall Eure Werbebanner. Was hat es mit diesem Einsatz für den Sommerbiathlon auf sich?
Für mich geht es nicht um Sommer- oder Winterbiathlon. Für mich gibt es nur Biathlon. Und da muss man beide Sportarten fördern. Ich kann nicht verstehen, warum der Vorstand und der Präsident der IBU zwischen Winter und Sommer unterscheidet!

Gibt es denn den Unterschied nicht?
Nein, für mich nicht. Ich sehe Biathlon als Gesamtheit an. Und diesen Sport möchte ich nach vorn bringen. Mein ganzes Herz schlägt dafür, denn der Sport hat mich als Mensch geformt und weiter gebracht.  

Sind Sie in Sachen Sommerbiathlon ein Alleinkämpfer oder gibt es Unterstützung?
Das ist unterschiedlich. Wir haben ein Subkomitee für Sommerbiathlon in der IBU gegründet und die Mitglieder helfen mir natürlich dabei, den Sport populärer zu machen. Aber im Vorstand selbst sehe ich mich als Alleinkämpfer. Da steht keiner zu dieser Disziplin, obwohl ich denke, dass viel mehr gemacht werden muss!

Inwiefern mehr?
Der Vorstand muss seine Einstellung ändern! Es gab Momente, da wollte die IBU diese Disziplin dem Schützenverband übergeben. Aber diesen Prozess habe ich gestoppt. Das ist Biathlon! Für mich gibt es keinen Zweifel, dass nach Vancouver auch die Winterbiathleten mehr Gefallen am Sommerbiathlon finden werden. Dass die Rollerwettkämpfe beliebt sind, sieht man auch jedes Jahr wieder in Püttlingen! Und diesen Entwicklungsprozess muss man unterstützen.

Alexander Tichonov Welche Zukunft gäbe es denn für den Sommerbiathlon?
Ich sehe viele Möglichkeiten, wenn der Widerstand in der IBU weg wäre. Zu erst einmal würde ich die Weltmeisterschaften Ende August/Anfang September durchführen. Danach wäre immer noch Zeit für nationale Meisterschaften. Denn mit diesem Zeitpunkt glaube ich, dass wir mehr Sportler und Zuschauer hätten. Ein Traum wäre für mich auch, ehemalige Sportler an den Start zu bekommen. Legenden wie Uschi Disl, Sven Fischer, Ricco Groß oder Frank Luck. Das wäre Geschichte!

Sicher eine unrealistische Vorstellung – zumal es schwer genug ist, überhaupt die „großen" Biathlon-Nationen heranzubekommen.
Das stimmt. Aber das liegt nicht an den Athleten. Ich habe mit einigen Stars telefoniert und gefragt, ob sie hier herkommen würden. Sie hatten Interesse, sagten aber, dass es leider nicht ginge. Der Nationalverband hatte es jeweils verboten!

Wie sehen Sie die Resonanz auf die Wettkämpfe hier in Oberhof?
Bei den Zuschauern denke ich, dass es noch mehr werden als jetzt in der Woche. Und ansonsten ist in Oberhof wieder alles auf höchstem Niveau organisiert. Ich möchte mich auch bei den deutschen Verantwortlichen bedanken, dass die Biathlon-Mannschaft hier vertreten sein wird. Das ist wichtig. Und den Organisatoren und dem Deutschen Schützenbund bin ich dankbar für diese gelungene Veranstaltung!

Wie viel investieren Sie selbst in den Sport? Einige Medien hatten von einem Millionenbeitrag geredet…
Das ist Blödsinn! Als wir das Subkomitee gegründet haben, habe ich mich bereit erklärt, Förderer zu finden. Wo ich die finde und wie ich das mache, ist meine Sache. Aber die Politik des Präsidenten hat dazu geführt, dass es dem Sommerbiathlon nicht so gut geht und ich auch selbst mal etwas investieren muss. Viessmann darf mit seinem Namen werben, also mache ich das auch. Ohne meine Investition käme kein Fernsehen und dann wäre der Sport noch weniger interessant! Und das werde ich auch ewig rechtfertigen. Denn Biathlon ist mein Leben. Da möchte ich nichts nehmen. Sondern nur geben!


Sommerbiathlon-WM in Oberhof (21.09. – 27.09.2009)

 

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