Antje Harvey im Kreis ihrer Familie

Antje Harvey – ehem. Misersky

Antje Harvey im Kreis ihrer Familie
Was macht eigentlich unsere erste Damenolympiasiegerin Antje Misersky/Harvey? – Böhm

Vier Olympiamedaillen holte Antje Harvey in ihrer Karriere – eine davon vergoldete sie im Einzelwettkampf 1992 in Albertville, zwei silberne Medaillen brachte sie in Sprint und Staffel mit nach Hause. 1994 kam eine weitere Staffel-Silbermedaille in Lillehammer dazu. In Norwegen trat sie schon nicht mehr unter ihrem Mädchennamen Misersky an, sondern unter ihrem jetzigen Nachnamen Harvey.

1993 hatte sie ihren US-amerikanischen Biathlon-Kollegen Ian Harvey geheiratet. „Wir haben uns damals auch recht schnell entscheiden müssen, wo wir leben wollen und wie wir unser Leben gestalten. Aber mir hat es in Amerika gefallen, also war es für mich keine große Frage, dass ich zu ihm ziehen würde", erzählt Harvey heute. „1995 habe ich dann meine Karriere beendet, als ich festgestellt habe, dass ich mit meiner Tochter Hazel schwanger bin."

Seit 2000 hat Harvey bereits die US-Staatsbürgerschaft, ein Jahr später kam ihre kleine Tochter Pearl zur Welt. Nach dem Karriereende von Ian und Antje hatten beide eine erste kleine Firma aufgezogen, mittlerweile arbeitet Ian jedoch hauptsächlich für die Wachs-Firma Toko als US-Manager. „Ich unterstütze meinen Mann in der Arbeit und helfe bei Toko ebenfalls aus", so Harvey. Die Familie hat mittlerweile oberste Priorität, der Biathlon-Sport ist aber noch nicht gänzlich in die Ferne gerückt.

Antje Harvey Antje, verfolgen Ian und Du noch den Sport, den ihr einst aktiv betrieben habt?
„Ja, auf jeden Fall. Wir informieren uns schon, was in der Biathlon-Welt los ist. Das schöne ist, dass wir mittlerweile die Wettkämpfe über Internet schauen können. Und das machen wir auch konsequent, dass wir dann eben früh halb sieben aufstehen, um uns die Rennen anzuschauen."

Wen unterstützt ihr denn dann eher – Deutschland oder die US-Mannschaft?
Einen richtigen Favoriten gibt es bei uns nicht, wir haben bislang immer beide Teams angefeuert. Aber es ist natürlich etwas anderes, wenn mal ein US-Athlet einen Erfolg feiert, wohingegen man das bei den Deutschen ja fast gewohnt ist. Besonders haben wir uns über Jeremy Teela's Erfolg gefreut. Ian hat ihn früher als Teenager gesponsert und da er mittlerweile auch eine Wohnung in Heber City hat, sieht man sich öfters mal.

Wie schaut es sonst mit Deinem Kontakt zur Biathlon-Welt und Deinen früheren Teamkollegen aus?
Vor allem mit Uschi Disl und Petra Behle schreibe ich mir noch ab und zu Emails. Aber der Kontakt wird natürlich weniger, wenn man so weit weg wohnt. Vor zwei Sommern habe ich auch nochmal ein Rennen in Oberhof mitgemacht mit ein paar alten Weggefährten, sowas ist dann natürlich wieder schön, auch wenn man seine ehemaligen Trainer trifft.

Wie schaut es mit Deinen Kindern aus. Zwei ehemalige Biathleten als Eltern – ein vorgegebener Weg?
(lacht) Nein, eigentlich nicht. Wir leben ja mittlerweile schon irgendwie in einer anderen Welt und nicht mehr in der Biathlon-Welt. Die beiden laufen zwar Ski, aber das ist nicht ihre Priorität. Viel lieber spielen sie Fußball und meine Große ist mittlerweile auch in einem richtig guten Team. Auch sonst sind wir eine recht aktive Familie. Aber das ist bei zwei ehemaligen Sportlern sicher nicht ungewöhnlich…

Antje Harvey Früher 2005 hast Du aufgrund Deines Einsatzes gegen Doping die Heidi-Krieger-Medaille des Vereins für Doping-Opfer-Hilfe bekommen. Machen Dich dann solche neuerlichen Dopingfälle wie dieses Jahr traurig?
Leider muss man ja sagen: Irgendwie gehört das Doping dazu. Das ist natürlich traurig, aber wenn sich über so viele Jahre nichts geändert hat, darf man nicht so sehr darüber nachdenken. Ich weiß auch nicht, ob mein Einsatz damals solch eine Ehrung wert war, ich habe ja nur an meinen Werten festgehalten und nichts groß Heroisches getan.

Dass es anscheinend doch etwas Heroisches war, bewies die diesjährige Verleihung der Heidi-Krieger-Medaille. Einer der Preisträger war Antjes Vater Henner Misersky, der sich in seiner Trainerzeit weigerte, seinen Sportlern – und damit auch u.a. seiner Tochter – Dopingmittel zu verabreichen und bald als Skilanglauf-Trainer entlassen wurde. Mehr Informationen: „Wir haben nicht mitgemacht ", Tagesspiegel 19.07.2009

 

 

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