Analyse der Zeiten und Schießfehler

Im Gespräch mit den deutschen Junioren-Trainern

Analyse der Zeiten und Schießfehler Dass sich die Presse für ein Trainingslager der Junioren und Juniorinnen interessiert, scheint nicht so oft zu passieren. Die Männer- und Frauenelite Biathlon-Deutschlands ist Medienpräsenz schon gewöhnt, unser Auftauchen bei den Junioren sorgte hingegen schon erst mal für Trubel. Da hatte man noch nicht mal die Kamera ausgepackt und schon wurde von Trainerseite die Anweisung gegeben: „Zieht schnell die Startnummern-Leibchen an, wir müssen schließlich unsere Sponsoren präsentieren!" Da wurde nur ganz kurz aufgemuckt, ob der sengenden Hitze, aber nach einem kurzen Blick auf die unnachgiebigen Trainer war die Diskussion schon beendet. Und sobald man den Fotoapparat passierte, wurde ohnehin gegrinst. So ein paar schöne Fotos sind schon was…

Solche Kleinigkeiten sind es, die den Trainern die Freude an der Arbeit mit Deutschlands Biathlon-Talenten erhalten. Steffen Hauswald, Peter Sendel und Engelbert Sklorz sind sich einig, dass das Training mit dem C-Kader etwas ganz besonderes ist.

Peter Sendel: „Das Schöne an der Arbeit ist, dass die jungen Athleten wirklich noch was lernen können und wollen. Sie saugen alles auf, was man ihnen beibringt. Älteren Sportlern kann man nicht mehr so viel beibringen, die kennen ihren Weg und ändern ihn selten noch."

Schießarbeit in AltenbergEngelbert Sklorz: „Vor allem kann und muss man mit den Junioren noch an vielen Dingen arbeiten. Gerade ich als Schießtrainer sehe oft Sachen, die man im Anschlag noch ändern kann. Mit der wachsenden Erfahrung wird das weniger und geht viel mehr ins Detail, aber im Juniorenalter kann man da noch viel an der Leistung verbessern, bevor sich die Fehler womöglich zu sehr festsetzen.

Inwiefern arbeitet ihr da mit den Stützpunkten zusammen?
Sendel: „Bei vielen Dingen halten wir schon Rücksprache mit den Heimtrainern. Die können leider daheim ja nicht so individuell mit den Sportlern arbeiten, da sie oft größere Trainingsgruppen betreuen, aber wir versuchen schon, auf einzelne Athleten hinzuweisen."
 
Was sind das zum Beispiel für Hinweise?
Sendel: „Das reicht von Kleinigkeiten bis hin zu den Grundlagen. So würde ich erwarten, dass ein Athlet mit C-Kader-Status ohne aufzuschauen weiß, in welche Richtung er bei Wind am Diopter drehen muss. Ich dachte, die Sportler können das aus dem FF, aber es gibt immer noch Athleten, die grundlegende Dinge nicht richtig beherrschen. An so etwas müssen wir natürlich in den Lehrgängen arbeiten."

Wie sah Euer bisheriger Lehrgangsplan seit Saisonende aus?
Sendel: „Wir waren u.a. zu einem Kurzlehrgang in Ruhpolding im Mai und haben dann im Juni in Leipzig mal ein paar andere Dinge versucht. Wir sind dort Rad gefahren, waren Paddeln, Cross laufen und Schießen, aber haben auch verschiedene Tests am IAT gemacht. So z.B. auch mal neben Laufband und Armkraftzuggerät die Rumpfstabilität getestet. Die Kraft dort ist im Laufen wirklich wichtig und da haben wir doch gesehen, dass da einige Probleme haben.

Sklorz: „Die Jungs waren u.a. auch in Bayerisch-Eisenstein zum Training. Eigentlich war Obertilliach geplant, aber das war finanziell und von der Anreise her doch zu hoch gegriffen. Aber mit Bayerisch-Eisenstein haben sie wenigstens mal wieder eine andere Strecke ausprobiert.

Was ist nach der DM geplant?
Sendel: „Wir werden im Oktober einen C-Kader-Lehrgang im Skitunnel durchführen. Der DSV fährt dieses Jahr ja nicht nach Ramsau, sondern nutzt den Tunnel. Für den Nachwuchs ist die Skihalle wirklich unbezahlbar. Wir können jetzt schon an der Technik arbeiten und im Winter einfach loslaufen, während wir bisher im Oktober immer noch schnell versuchen mussten, die Technik möglichst bis Saisonbeginn zu perfektionieren."

Wofür speziell war nun dieser letzte Trainingslehrgang in Altenberg gut?
Steffen Hauswald: „Uns ging es vor allem darum, dass die Athleten die Strecke hier kennenlernen und einzuschätzen wissen. Einige sind hier noch nie gelaufen, aber da die Deutschen Meisterschaften dieses Jahr wieder in Altenberg stattfinden, ist es natürlich gut, sich hier schon auszukennen.

Was machen die Jungs? Hier wird genau aufgepasst! Seid ihr hier auf spezielle Schwierigkeiten oder Strecken-Anforderungen gestoßen?
Sendel: „Bei den Mädels ist mir vor allem eine kurvige Abfahrt aufgefallen, die Einige verhaltener angehen als Andere. Daran mussten wir arbeiten, denn es kann nicht sein, dass eine Athletin dann bei der DM 20 Sekunden in der Abfahrt verliert. Das sind Welten!

Hauswald: „Mit dieser Abfahrt hatten die Jungs wiederum kein Problem. Aber ich denke, dass die Mädels bei so etwas vielleicht ängstlicher sind und die Jungs solche Passagen prinzipiell lockerer angehen und einige sich sogar richtiggehend in solche Streckenabschnitte reinstürzen."

Demnach scheint die Mannschaft ja nun für die DM gewappnet. Wie schätzt ihr die Form Eurer Athleten in Bezug auf die bevorstehenden Meisterschaften ein?
Hauswald: „Die Jungs sind derzeit wirklich eng bei einander. Die Leistungen weichen nur um die 3% voneinander ab. Im Schießen kann man sich sicher noch verbessern, aber wir befinden uns ja noch in der Aufbauphase, da ist das in Ordnung.

Sklorz: „Das stimmt, gut schießen können alle. Nur an der Konsistenz fehlt es noch…"

Sendel: „Die Jun
iorinnen, die ich jetzt hier hatte, machen auch allesamt einen guten Eindruck. Miriam Gössner ist ja mit der A-Mannschaft unterwegs, aber da bin ich auch sicher, dass wir von ihr einiges sehen werden zur DM.

Während Peter Sendel sich kaum festzulegen wagt, welche seiner Athletinnen am ehesten Erfolge im September erringen wird, scheint bei den Junioren einer nach dem Lehrgang ganz besonders motiviert zu sein: Der Sachse Felix Schuster gewann den abschließenden Testwettkampf am Freitag – und das trotz seiner insgesamt drei Schießfehler. „Wir haben den original Verfolgungswettkampf der DM simuliert. Sprich, die Startaufstellung wurde anhand der Ergebnisse einer Biathlon-Serie festgelegt und dann wurde im 15-Sekunden-Intervall gestartet", erklärt Hauswald. Hinter Schuster kam Manuel Müller dank der besten Laufzeit auf Rang zwei. Peter Hoffmann landete auf seiner Heimstrecke auf dem dritten Rang.

Ergebnisse:

1Felix Schuster1002

Trainingslager C-Kader, 20.08.2009

2Manuel Müller1301
3Peter Hoffmann1111
4Benedikt Doll1210
5Tom Barth0121
6Benjamin Thym1024
7Robin Irion1013

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