Michael Rösch

Michael Rösch-Interview, Teil1: "Das Leben ist nun mal verrückt"

Michael RöschSelten hat man einen Sportler so ausgeruht und entspannt gesehen: Braungebrannt, locker gekleidet und mit Hut präsentierte sich Michael Rösch bei der sächsischen Sportlerehrung den Kollegen des Wintersports. Auf den Hut fiel dabei besonderes Augenmerk, vor allem von Vater Eberhard Rösch, der immer wieder die Hand an den Kopf schlug. "Seit der das Ding gekauft hat, setzt er es nicht mehr ab!" Micha war es schlichtweg egal, schließlich hatte er den Hut im Urlaub gekauft und das Urlaubsfeeling konnte ruhig noch etwas andauern. Was er sonst in Florida erlebt hat und was nun den Sommer über an Training ansteht, verriet uns das heutige Geburtstagskind im Interview.

Micha, der Urlaub in Florida ist Geschichte. Wie war es in Übersee?
Der Urlaub selbst war super! Aber das Schlimme daran war wieder die Fliegerei. Wir kommen rein in das Flugzeug und sehen schon: Viererreihe in der Mitte. Und wo sitzen wir? Natürlich auf den mittleren beiden Sitzen. Da hätt ich schon wieder schlimme Wörter sagen können. (lacht) Aber da muss ich ja jetzt immer bissel aufpassen. In Philadelphia haben wir Andrea [Henkel] getroffen und waren noch Kaffee trinken. Die war einen Flieger vor uns von Deutschland gestartet, aber der Weiterflug wurde wohl gecancelt. Das war auf alle Fälle ganz witzig. Die Welt ist halt ein Dorf…

Der Urlaub war aber dann besser als der Flug, oder?
Auf alle Fälle. Ich hab wirklich mal die Beine hochgelegt und war mit Jule viel am Strand oder wir haben beim Shoppen den guten Dollarkurs ausgenutzt. Dann ging es mal mit dem Mietwagen nach Key West, um auch was von Florida zu sehen. Das genialste war aber unser Besuch bei Miami Ink. Wir kannten das Tattoo-Studio aus der DMAX-Sendung und hätten eigentlich nicht gedacht, dass die Zeit haben. Aber das war dort ganz einfach: „Wenn voll ist, ist voll, sonst seid ihr dran." Also haben wir uns unser Tattoo ausgedacht, sind den nächsten Tag hin und dann auch dran gekommen.

Und was ist es geworden?
„La vida loca" als Schriftzug auf der Seite. Das spricht glaube für sich selbst. Das Leben ist nun mal verrückt…

Michael Rösch Jetzt ist der Urlaub vorbei und das Biathlon-Training geht wieder los. Was hast Du Dir vorgenommen?
Ich werde sicher in vielen Bereichen etwas mehr machen. Die letzte Saison hat mir nochmal die Augen geöffnet. Du darfst eben nicht nur fünf Stunden trainieren. Wenn Du Weltspitze sein willst, musst Du sechs Stunden absolvieren. Ich hab in den letzten Jahren wirklich gut trainiert, aber wenn alle besser werden, muss auch ich konsequenter werden. Es ist nicht viel und das Grobe passt, aber es gibt noch Lücken.

Wo gibt es die?
Naja, ich will nach dem Training wissen, dass ich es nicht nur gemacht habe, sondern dass es qualitativ auch gestimmt hat. Vielleicht kann man mal mehr Trockentraining machen oder mehr an der Technik feilen. Es gibt genug Ansatzpunkte.

Weißt Du denn genau, wo Du ansetzen musst?
Ich habe jetzt die letzten Winter immer anders geschossen. Angefangen im Olympiawinter 2006 war das noch mein original unbekümmertes Schießen. Dann hab ich mal sicherer geschossen, dann wieder langsamer und nach und nach hab ich mir vielleicht auch zu sehr einen Kopf darüber gemacht, was ich da mache. Aber mein Naturell ist nun einmal das schnelle Schießen, wie das sonst nur Simon Eder kann. Aber da bin ich auch am sichersten. Und das will ich jetzt wieder von Anfang an so machen und nicht wieder versuchen, rumzudoktern und was extra zu probieren. Ich merk das immer wieder, wenn Du was unbedingt anders schaffen willst, geht es in die Hose.

In die Hose ging in der hinter uns liegenden Saison das Vorhaben, am Ende unter die Top15 zu kommen. Was ist Dein Fazit nach dem Winter?
Im Nachhinein ärgere ich mich, dass es nicht so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt habe. Es wird immer Jahre geben, wo es nicht so gut läuft. Aber ich habe jetzt vier, fünf Jahre mehr Erfahrung und weiß auch mit Niederlagen besser umzugehen.

Wie lang brauchst Du im Ziel, um ein schlechtes Ergebnis zu verdauen?
Wenn es richtig schlecht ist, eine bis drei Stunden. Aber es kann mir auch mal nach fünf Minuten egal sein. Denn du hast ja nicht dafür trainiert, schlecht zu sein. Daher kannst Du auch mal schlecht drauf sein. Wenn Du ins Ziel kommst, weiß man auch, dass man einigen besser nicht auf den Sack geht.

Michael Rösch Hat man jetzt schon ‚über allem anderen‘ im Kopf, dass nächstes Jahr Olympia ist?
Na klar denkt man viel dran. Ich weiß ja auch, dass ich mich erst mal für Olympia qualifizieren muss und dass das auch nicht immer so einfach ist. Aber wenn ich in Vancouver antrete, dann mit einem guten Gefühl. Die Ergebnisse beim Weltcup dort waren zwar nicht so super, aber ich habe gemerkt, wie gut mir die Strecke liegt.

In Vancouver ist Dir auch aufgefallen, dass Du kurzzeitig der Älteste in der Staffel warst. Wie schwer werden Dir Deine jungen Kollegen das Leben in der nächsten Saison machen?
Also, in dieser Saison waren sie verdammt gut und das war auch richtig gut für uns, dass wir bisschen Druck von hinten bekommen. Was allerdings im nächsten Winter ist, weiß ich nicht. Schließlich sind die jetzt in der gleichen Saison, wie ich vor ein paar Jahren. Auf mich schaut man in der nächsten Saison vielleicht nicht so sehr, wie auf Arnd Peiffer oder Daniel Böhm. Das wird auf alle Fälle mehr Druck bedeuten, aber wer weiß wie locker die vielleicht damit umgehen!
Was die Zusammenarbeit mit den „Jungen" in der Oberhofer Trainingsgruppe so besonders macht, erfahrt ihr noch diese Woche in Teil 2 des Interviews. Außerdem geht es um Audis, Doping, den Hausbau, den Umgang mit den Medien und vieles, vieles mehr.

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