Simone Hauswald

Biathlon-WC Khanty: Hauswald – "Wie ein perfektes Drehbuch"

Simone HauswaldSimone Hauswald hat diese Saison allen gezeigt, was sie kann: Weltcupsiege, Podiumsplatzierungen, Einzelmedaille bei der Weltmeisterschaft im koreanischen Heimatland ihrer Mutter. Sie hat diese Saison durch die Erfolge viel gelernt und viele gute Erfahrungen mitnehmen können, die in Hinblick auf die kommende Olympia-Saison wichtig sein könnten. Ihr Selbstvertrauen jedenfalls ist groß und auch wenn es im Sommer wieder von Null losgeht: Simone ist motiviert wie selten zuvor. Gewohnt locker schaut sie in den nächsten Winter und fand dennoch Zeit, kurz vor Saisonabschluss noch einmal mit uns die Saison Revue passieren zu lassen.

Simone, hinter Dir liegt die beste Saison Deiner Biathlon-Karriere. Hat Dich das überhaupt überrascht oder wusstest Du immer um Dein Potenzial?

Also überrascht hat mich das nur ein Stück weit, vielleicht wie gut die Saison war. Aber ich habe eben immer an mich geglaubt und hart gearbeitet. Motiviert war ich auch all die Jahre über. Nur ist es halt dieses Jahr endlich mal aufgegangen, denn ich bin in der Vorbereitung super durchgekommen und konnte gut trainieren. Natürlich lief dann die Vorbereitung in Muonio schlecht, aber ich habe das Beste draus gemacht, habe mein Ziel nicht aus dem Auge verloren und bin immer am Ball geblieben.

Die Jahre zuvor wurdest Du meist als „ewige Vierte" tituliert.
Nun, es hat ja auch gepasst. Ich war WM-Vierte hier in Khanty-Mansiysk bei meiner ersten Weltmeisterschaft und auch in Oberhof 2004. Dass ich als Ziel immer eine Medaille angegeben habe, war demnach auch nicht vermessen, denn mit dem vierten Platz sieht man ja, dass man es kann. Nur dieses Jahr bin ich das anders angegangen…

Inwiefern?
Ich habe meine Ziele nur mir selbst gesteckt und nicht öffentlich gemacht. Jetzt im Nachhinein kann ich ja drüber reden: Ich habe immer nur gesagt, ich möchte gute Rennen machen. Dass ich eine Medaille machen wollte, wusste nur ich selbst. Das hat mir den Druck von außen weggenommen und vielleicht ist daher dieses Jahr auch mal der Knoten geplatzt. Und ich kann nur wiederholen: Das war ja wie ein Traum, wie ein perfektes Drehbuch – die erste Einzelmedaille und dann auch noch im Heimatland meiner Mama. Das war einfach toll!

Simone Hauswald Deine Eltern konnten ja glücklicherweise vor Ort mit Dir feiern…
Ohja, das war richtig toll. Vor allem konnten wir uns auch abends mal treffen und bisschen Zeit miteinander verbringen. Auch andere Anverwandte, die ich seit 15 Jahren nicht gesehen hatte, sind aus ganz Korea angereist. Da war ich ein wenig traurig, dass die Zeit nicht für mehr gereicht hat, aber ich habe ihnen schon versprochen, dass es nicht wieder 15 Jahre bis zum nächsten Wiedersehen dauert.

Dieses Strahlen, was Deine Fans nach dem Schießen so gern bei Dir sehen – ist das Teil Deiner asiatischen Herkunft?
Das weiß ich nicht so recht. Aber wenn ich durch Deutschland laufe und die skeptischen und teils unbeteiligten Gesichter sehe, denke ich schon, dass es eine asiatische Eigenschaft ist, dieses positive Wesen. Diese Gelassenheit konnte ich mir mittlerweile zum Glück aneignen. Und vielleicht kann man auf diese Weise auch der Welt etwas zurückgeben. Zu Lächeln, wenn man sich danach fühlt, dürfte ja nicht verkehrt sein.

In einem Interview sagtest Du mal, der Erfolg käme, weil Du geheiratet hast. Ist es so einfach?
(lacht) Sicher nicht, das ist sicher kein Geheimrezept. Aber es hat definitiv etwas mit mir gemacht. Ich habe den Mann fürs Leben an meiner Seite und den Bund des Lebens mit ihm geschlossen. Das bringt mehr Tiefe in die Beziehung und ich denke das hat uns beiden gut getan. Und vom Kopf her hat es mich eindeutig lockerer werden lassen und vielleicht auch beflügelt…

Dabei seht Ihr Euch recht selten, da Steffen ja Nachwuchs- und nicht Weltcuptrainer ist.
Das wäre ja auch noch was, wenn er immer mit wäre! (lacht) Ich meine, das wäre sicher nicht schlimm, aber es ist so toll, wenn man weiß, warum man sich auf daheim freut. Das hält auch die Beziehung frisch und unser ‚Alltag‘ ist nie Alltag, sondern immer etwas Besonderes.

Simone Hauswald Der Empfang nach der WM bei Dir daheim zeigte, dass Du viel Rückhalt in Deiner Region genießt, kann das sein?
Auf jeden Fall! Ich meine, dieses Jahr war mal ein erfolgreiches. Aber ich muss auch den Leuten danken, die in den schlechten Momenten und Jahren zu mir gehalten haben. Mittlerweile kann ich das gut einschätzen, wer auch zu mir hält, wenn es schlecht läuft. Und das ist daheim schon unglaublich toll. 2004 war der letzte große Empfang, nun gab es endlich mal wieder was zu feiern und ich habe mich auch bei allen für die Unterstützung bedankt. Biathlon wird bei uns immer populärer, das nimmt schon erschreckende Formen an…

Wie das?
Da gibt es eine schöne Anekdote, die mir eine als Physiotherapeutin arbeitende Freundin geschrieben hat: Der Mann einer ihrer Patientinnen ist Tierarzt bei uns in der Region und wenn er die Bauern in der Gegend wegen ihrer Kühe besucht, kann es gut sein, dass die sagen, sie hätten keine Zeit, weil grad Biathlon laufe. Er hält es wohl mittlerweile für das Klügste, wenn es in den Kuhställen bald TVs gäbe, sonst geht es den Kühen bald wirklich schlecht… (lacht).

Oje, dann hoffen wir mal auf gesunde Kühe bei Dir daheim! Danke für Deine Zeit, Simone!

 

Special Biathlon-Weltcup 2009
in Khanty-Mansiysk

Antholz

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