Am Rande – Eine kanadische Neuseeländerin im Biathlon

Sarah Murphy Viele Nationen waren bei der Jugend und Junioren WM in Canmore vertreten, manche nur mit einem oder zwei Athleten. Zu diesen Außenseiternationen gehört auch Sarah Murphy. Seit diesem Jahr startet die gebürtige Kanadierin für Neuseeland. Zum Weltcup in Hochfilzen war sie gemeinsam mit dem Niederländer Herbert Cool an das US-Team angegliedert, beim IBU-Cup in Altenberg schlug sie sich mit Teamkollege Benjamin Falconer und dem Brasilianer Leandro Ribela durch. Das Biathlon-Leben ist sicher nicht immer einfach, doch Spaß hat sie daran allemal – und mit guten Ergebnissen in Canmore klopft sogar der Erfolg an die Tür.

Sarah, die Wettkämpfe in Canmore sind ja sozusagen Deine Heim WM. Geboren bist du in Banff und lebst in Canmore. Wie hast Du Dich dabei gefühlt?
Es war sehr aufregend. Im Einzel mit Platz 14 habe ich gesehen, dass ich mithalten kann mit den anderen! Es tut gut zu Hause zu sein, nach zweieinhalb Monaten Training und Wettkämpfen in Europa. Sein eigenes Bett zu haben, die Heimstrecke, das ist toll. Und alle meine Freunde waren hier!

Wie kommt es dazu, dass Du für Neuseeland startest?
Ich bin als Kind dort aufgewachsen und war auch diesen Sommer fünf Wochen dort. Es hat sich ergeben, dass ich für den Neuseeländischen Verband starten könnte, weil meine Mutter Neuseeländerin ist. Für mich ist das eine super Möglichkeit. Ich habe die Chance, den Biathlonsport dort weiter zu entwickeln, habe beim Schießstandbau dort geholfen. Das ist einfach ein super Gefühl. Am Anfang haben wir Picknick-Decken als Schießmatten benutzt. (lacht) Das war mal etwas Neues. Wir trainieren dort auf der Snow Farm, dort ist der Schnee einfach Ideal, auch wenn man fürs Training immer 40 min fahren muss. Seit September starte ich offiziell für Neuseeland.

Und wo trainierst Du dann? Hier und auf der Snow Farm?
Ja, hier in Canmore und in Neuseeland. Im Sommer fahre ich für drei Monate dorthin zum Training und als Trainer. Das macht so viel Spaß mit den jungen Athleten dort zu arbeiten!

Wie finanzierst Du das ganze? Arbeitest du oder wirst Du irgendwie unterstützt?
Nein, ich zahle alles selbst. Alle Trainingslager, Munition, alles was anfällt. Im Sommer hatte ich zwei Jobs. Mittlerweile studiere ich nebenbei Deutsch und kann es sogar schon ein wenig sprechen, ebenso wie Französisch. Das hilft etwas beim Deutsch lernen, aber es ist wirklich sehr schwer. Doch ich habe die Hoffnung, dass ich im Biathlonzirkus öfter Deutsch reden und so mehr üben kann.

Du bist in Ruhpolding beim Weltcup
gestartet. Die Strecken dort sind ja recht schwer einzustufen. War das eine gute Vorbereitung für Dich im Nachhinein?
Ja, absolut. Die Strecken in Canmore sind zwar nicht schwer, aber du musst permanent arbeiten. Allerdings gibt es hier nicht so etwas wie die Wand (lacht). Die Rennen in Ruhpolding haben mich sicherlich stärker gemacht. Das hilft mir hier schon. Und ich liebe Ruhpolding und die Weltcups und vor allem die vielen Zuschauer!

Vor zwei Wochen Ruhpolding, jetzt Heim WM und nun geht es nach Korea. Klingt ganz schön stressig. Hast Du schon gepackt?
Nein! Muss ich heute noch machen! Ich freue mich schon auf Korea aber es ist sehr wenig Zeit, um etwas zu regenerieren. Ich glaube, ich nehme meine Laufschuhe auf den Flughafen mit, weil ich in Frankfurt zwölf Stunden Aufenthalt habe. Mein Sponsor hat den Flug gebucht und erst zu spät bemerkt, dass die Zeiten etwas ungünstig sind…Trotzdem freue ich mich darauf!

Danke Sarah für das Interview und viel Glück in Korea bei der WM!

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