(WC Hochfilzen 2008) Franz Berger

Franz Berger Franz Berger ist mit Sicherheit einer der meistbeschäftigten Männer dieser Tage. Einerseits ist er wie immer in seiner Funktion als Renndirektor der Internationalen Biathlon-Union vor Ort, andererseits ist er auch Präsident des HSV Hochfilzen. Das Handy klingelt ununterbrochen und selbst in diesen ruhigen Tagen zwischen den zwei Weltcups ist noch einiges zu klären. Dennoch hat sich Berger kurz Zeit genommen, um mit uns über den Weltcup in Hochfilzen, die Starterfelder im Biathlon und etliches mehr zu reden.

Franz, Ihr konntet am letzten Wochenende einen Zuschauerrekord feiern. Inwieweit ist das noch ausbaufähig?
Franz Berger: Der Zuschauerrekord gilt ja vor allem für den Weltcup, ich denke schon, dass das noch ausbaufähig ist. Wir machen uns schon so unsere Gedanken, inwieweit man die Tribünen noch verbessern kann. Mit einer ordentlichen Stehplatztribüne sind sicher noch 3.000 zusätzliche Plätze drin.

Ist das demnach für nächstes Jahr schon in Planung? Und wird es eine mobile oder feste Tribüne?
Ja, wir rechnen erstmal mit nächstem Jahr für diesen Plan. Aber ich denke, es wird eher eine mobile Tribüne. Über eine feste denken wir auch nach, aber wir müssen ja auch ein Gesamtkonzept haben, was das Stadion angeht oder was in der Zukunft daraus wird.

Apropos Zukunft: Wann plant ihr denn wieder mit einer Großveranstaltung?
Das ist gar nicht mehr so lang hin…Bis 2013 sind ja die Weltmeisterschaften vergeben, 2014 sind die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Ich denke, ab der Vergabe für die WM 2015 werden wir wieder auf der Bewerberliste stehen.

Um zur näheren Zukunft zurückzukommen: Mit wie vielen Besuchern kann man denn dieses Wochenende rechnen?
Also ich erwarte für Samstag und Sonntag noch einmal einen großen Andrang, vor allem aus Österreich. Nachdem unsere Staffel den zweiten Platz geholt hat, war das Medien- und Zuschauerinteresse doch recht groß. Vor allem durch die Nähe zu Deutschland werden aber auch sicher von dort viele Fans kommen, auch wenn die Bewerbe so kurz vor Weihnachten liegen. Grob gerechnet sollten es schon nochmal 15.000 Besucher werden.

Franz Berger Könnte man denn einen noch größeren Andrang an Sportlern und Zuschauern – z.B. eben 2015 -verkraften?
Das denke ich schon, zumal ich hoffe, dass wir bis dahin keine Starterfelder von 120 Athleten mehr haben. Das Problem hier ist auch, dass einige Hotels aus unverständlichen Gründen zu dieser Zeit zu haben. Bis nächstes Jahr allerdings wird in Fieberbrunn ein neues, großes Hotel gebaut und auch im Umkreis von 15km haben wir eigentlich genug Unterkunft-Möglichkeiten.

Zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit bewährt Ihr Euch als Ersatz-Ausrichter. Ist Hochfilzen damit ein garantierter Kandidat im Biathlon-Weltcup, auch in Zukunft?
Garantien gibt es bei der IBU nicht. Allerdings sind wir im derzeitigen Vier-Jahres-Plan fest vorgesehen und ich denke, dass das auch in Zukunft so bleibt, wenn nicht allzu viel passiert. Wir tragen seit 1973 Biathlon-Bewerbe aus und wollen das auch noch lange so beibehalten.

Du als Renndirektor, wie siehst Du die zukünftige Verteilung der Biathlon-Weltcups an?
Nun, es ist sicher so, dass gewisse Orte eine Art „Garantie" noch auf lange Zeit haben werden. Östersund, Hochfilzen, Oberhof, Ruhpolding, Antholz, Oslo und Khanty-Mansiysk gehören sicher dazu.

Aber da bleibt doch kaum Spielraum für andere Orte?
Naja, im Dezember und auch im März kann ein Ort ausgetauscht werden, wobei da auch die Entfernung zu den anderen Weltcup-Orten zu berücksichtigen ist. Aber wir haben qualitativ so hochwertige Orte, die kann man auch nicht einfach rauswerfen.

Eine weitere wichtige Diskussion wird auch immer wieder von Dir angeregt: Die der Starterfelder. Welche Position nimmst Du da ein?
Ich bin weiterhin gegen die derzeitige Lösung, wie so viele aus dem Vorstand. Wir haben es ja jetzt schon an den ersten ARD-Übertragungen gesehen: Wir bekommen Probleme mit den TV-Zeiten. Wir müssen einfach runter auf 90 Athleten. Und das geht nur, wenn wir den IBU-Cup mehr fördern, sodass die kleinen Nationen dort auch starten wollen. So werden sie im Weltcup mit Autos, Geld und Material unterstützt und wollen das natürlich auch so lang wie möglich nutzen. Das muss man irgendwie ändern, aber das wird sicher erst ab 2010 möglich sein…

Wie ist es überhaupt, hier in Hochfilzen seine Rolle als Vereinspräsident und Internationaler Renndirektor unter einen Hut zu bringen?
Das ist gar kein Problem für mich. Manchmal wird es natürlich etwas schwierig, für allen für die Mitarbeiter (lacht). Denn ich möchte ja, dass gerade daheim alles reibungslos verläuft. Wenn hier nicht, was soll dann erst an den anderen Orten werden? Damit herrscht hier sicher etwas mehr Druck, als anderswo. Aber derzeit ist es auch einfach mal schön, zwei Wochen daheim sein zu dürfen und hier zu arbeiten.

Wenn man Deinen Aufgabenbereich ansieht, wirst Du nicht oft die Möglichkeit haben, daheim zu sein?
Nein, das stimmt schon. 200 Tage im Jahr bin ich mit Sicherheit unterwegs – zu Wettkämpfen, Inspektionen, Seminaren, und so weiter… Aber der Job macht einfach Spaß und da kann ich mich nicht beschweren.

Dann wünschen wir Dir auch weiterhin viel Spaß und sagen Danke für das Interview!

Hochfilzen

Special: Biathlon-Weltcups 2008/2009 in Hochfilzen

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