Walter Pichler

(WC Ruhpolding 2009) Walter Pichler

Walter Pichler Walter, du hast bisher schon verschiedenste Teams trainiert. In den USA warst du tätig, im Bayerischen Skiverband im Nachwuchsbereich und jetzt bist du bei den Briten. Wo hat es dir bisher am Besten gefallen?
Eine schwierige Frage. Als ich bei den Amerikanern war, war ich jüngster Coach im Weltcup. Für mich war das ein völliger Neubeginn und ich durfte mit vielen guten Leuten zusammenarbeiten, wie zum Beispiel Max Cobb. Ich habe einiges an Aufbauarbeit im Team gemacht, was unter anderen von Bernd Eisenbichler natürlich fortgeführt wurde. Jetzt bei den Briten bin ich natürlich älter und habe entsprechend mehr Erfahrung. Aus meinen Fehlern, die ich sicherlich auch bei den Amerikanern gemacht habe, habe ich gelernt. Trotz allem kann man die beiden Mannschaften nicht vergleichen.

Wie kam es eigentlich zustande, dass du britischer Coach wurdest?
Mit Marc Walker hatte ich schon länger ein wenig Kontakt. Während der Junioren-Weltmeisterschaften letztes Jahr in Ruhpolding habe ich dann als Trainer ausgeholfen. Der einzige britische Junior schaffte sogar in seinem ersten großen Rennen die Qualifikation für die Verfolgung. Im Frühjahr folgten dann diverse Gespräche, in denen es um die Vorstellungen der Briten und natürliche die meinigen ging. So entwickelte sich das Ganze langsam.

Wie sieht es mit der finanziellen Situation und der Förderung für das Team aus?
Ohne die British Army würde nichts klappen. Alle Sportler sind dort angestellt und beziehen ihr Gehalt von der Army. Auch bekommen sie ihre Auslagen für den Weltcup gezahlt, aber das war's. Ich werde über den Sponsor „Skandia" gezahlt. Anders wäre es nicht möglich. Ich glaube fast alle Ski Clubs in Deutschland sind besser ausgestattet als wir, wir haben nicht einmal unsere eigenen Funkgeräte.

Die schwedische Mannschaft hat auch durch ihren Trainer, deinen Cousin, Wolfgang Pichler in Ruhpolding eine zweite Heimat gefunden. Ist das in deiner Mannschaft auch so? Ihr verbringt ja sehr viel Zeit hier, besonders im Sommer.
Ja auf jeden Fall! Die Athleten haben hier viele Freundschaften geschlossen, alle sind hilfsbereit und unterstützen uns auch finanziell ab und an. Die Mannschaft fühlt sich hier sehr wohl. Bisher haben sie allerdings immer in Hotels gewohnt. Jetzt planen sie sich ein kleines Appartement in der Laubau [in der Nähe des Biathlonstadions; Anm] zu mieten und eine eigene Wohngemeinschaft aufzumachen. Dann ist die Stimmung auch lockerer, weil man aus dieser anonymen Hotelsituation rauskommt.

Du bist ja sehr viel unterwegs, warst letzte Woche in Oberhof, bist dann in der Nacht noch nach Altenberg gefahren und diese Woche Ruhpolding. Wie schwer ist es für dich, deine Frau und Kinder zu Hause teilweise länger nicht zu sehen?
Sehr schwer, aber das ist für alle gleich. Da muss man durch. Ich genieße die Woche hier in Ruhpolding, es ist ja ein Heimweltcup.

Emma Fowler und Adele Walker haben sich nach dem Staffelwettkampf gefreut, die Kroaten hinter sich lassen zu können. Wie sehr motivieren so kleine Erfolge?
Wir sind schon glücklich darüber, auch mal andere Nationen hinter uns lassen zu können, weil es vor diesem Jahr nicht mal eine Damenstaffel für Großbritannien gab. Ich freue mich wirklich, aber man muss schon realistisch bleiben. Allerdings freut es mich heute besonders, dass die beiden Jungs die Qualifikation für die WM gepackt haben und das trotz je drei Strafrunden!

Adele Walker meinte, das nächste Mal würden sie es noch besser machen. Wie werden also die kommenden Jahre aussehen?
Das kann man nicht sagen. Wir haben vier unterschiedliche Leistungsstufen im Team, wobei die unteren Stufen langsam aufholen. Das bringt die Mannschaft intern sicher nach vorne, aber wir bräuchten mehr Mädchen im Team. Wir versuchen gerade eine Art Talentsichtungsprogramm aufzubauen, um das zu erreichen. Wenn man erst mit 19 oder 20 Jahren mit Biathlon anfängt, hat man einfach zehn Jahre Training und Wettkampf-Erfahrung aufzuholen.

Vielen Dank Walter für das Interview und viel Erfolg für die kommenden Wettkämpfe!

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