Martina Beck und Andrea Henkel

Andrea Henkel und Martina Beck im Interview, Teil 2

Martina Beck und Andrea Henkel Was würdet Ihr nach Eurer aktiven Karriere vermissen?
AH: (überlegt lange) Ich denke, erstmal wäre alles gut. Aber dann würde mich es sicher stören, immer am gleichen Ort zu bleiben. Derzeit ist es auch so, dass man zum Training kommt und einfach eine große Gruppe um sich hat. Das würde dann vielleicht auch fehlen.

MB: Erstmal fällt der Leistungsdruck weg und das erleichtert ungemein. Das hat auch Katrin Apel nach ihrem Karriereende gesagt, dass sie nie dachte, dass es so eine Erleichterung wäre. Das ist dann sicher ein gutes Gefühl von Freiheit. Aber derzeit ist unser Leben für uns normal, obwohl es das keineswegs ist. Und wenn wir dann aufhören, würdest Du ja mit dem wirklich normalen Leben klarkommen müssen. Da fallen viele erst einmal in ein Loch und da brauchst Du sicher etwas Neues im Leben.

AH: Das denke ich auch, dass es ganz wichtig ist, dass man später auch noch Ziele hat. Wir hatten bisher ja immer ein Ziel, auf das wir hingearbeitet haben.

MB: Und sportlich werden wir uns auch weiterbetätigen…Das auf alle Fälle.

Hattet ihr vor Eurer eigenen Karriere sportliche Vorbilder?
AH: Also, das klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch. Ich wusste zum Beispiel, dass es Juniorenweltmeisterschaften gibt, aber hab das irgendwie nie mit dem verbunden, was ich so mache. Bei Olympischen Spiele war es auch so: Ich wusste zwar, dass es die gab – aber mir war nicht klar, dass es das gleiche war, was ich tue. Von daher hab ich einfach mein Ding gemacht und nie ein Vorbild gehabt.

MB: Bei mir war es früher mal Uschi Disl. Also das war früher…später bin ich dann in die Mannschaft gekommen und irgendwann habe ich sie geschlagen: Da war sie kein Vorbild mehr. (beide lachen) Oh Gott, das klang jetzt falsch. Ich meinte damit eher, dass diese Vorbildfunktion ganz automatisch verfällt, wenn man gemeinsam im Team ist. Ich fand sie immer cool und habe ihre Leistung bewundert. Aber irgendwann schaut man eben nicht mehr zu ihr auf, sondern ist ein Team.

Wenn Ihr einen Prominenten auf ein Gespräch treffen könntet, wer wäre das?
AH: Also ich würde mir niemanden speziellen aussuchen, weil ich einfach gern neue Leute treffe und mit ihnen über viele Sachen rede. Man lernt ständig neue Dinge, von daher wüsste ich nicht, ob ich mir jemanden speziell aussuchen würde.

MB: Ich glaub, die Standardantwort auf sowas ist immer George Bush oder der Dalai Lama?! (lacht)
AH: Oje, also ich hoffe doch, dass ich doch noch mehr Leute als diese zwei Menschen treffe…

MB: Wobei, bei uns ist es ja so, dass wir beim Champion des Jahres auch andere Sportler kennenlernt. Gerade bei den Sommersportlern ist es schon interessant, wie der ihr Leben so ausschaut…

Andrea Henkel Apropos Sommersport: Schaut ihr die Olympischen Spiele in Peking?
AH: Also das auf alle Fälle. Und wir versuchen auch, möglichst alles zu schauen…

MB: Bis es uns dann nicht mehr interessiert…dann schalten wir einfach weiter. Aber sonst läuft es schon meist nebenher. Wobei es bei mir auch so ist, dass ich daheim nie Fernsehen schaue, weil einfach so viel anfällt, dass ich noch erledigen muss. Aber hier – was soll man da groß machen?

AH: Aber der Fernseher würde auch nicht so oft laufen, wenn grad nicht die Olympischen Spiele wären…

Wie verbringt ihr solch einen Tag wie gestern: Ruhetag, Regen, Feiertag und damit alle Geschäft zu?
MB: Im Internet. (Pause) Nein, also wir lesen einfach was oder haben uns auch sonst genug zum tun mitgenommen.

AH: Ich hab sämtliche Autogrammkarten mitgenommen zum unterschreiben.

MB: Oh Gott, ja. Ich habe auch schon etliche mitgenommen, um für die kommenden zwei, drei Monate vorzuarbeiten.

Andere Leute müssen vielleicht hundert Unterschriften im Jahr leisten. Wie hoch schätzt Ihr Eure Anzahl ein?
AH: Tausende…
MB: Fünfzehntausend würd ich denken. Wobei, das reicht gar nicht. Ich denke schon, so zwanzigtausend.

Das ist allerdings eine Menge…
MB: Ja, ich denk auch, die Fans können sich das manchmal gar nicht vorstellen. Bei Autogrammstunden oder in Oberhof und Ruhpolding sind ganze sechs, sieben Stunden von Arbeit verschwunden. Für so einen Stapel Karten braucht man schon eine ganz schöne Weile…Es ist schon brutal zeitintensiv. Dazu kommt ja noch die Fanpost, das dauert auch nochmal.

Lest Ihr die Briefe alle durch?
AH: Ja, das schon. Aber manchmal sind es eben vier, fünf Seiten, das braucht alles seine Zeit. Aber man merkt genau: Wenn da mal wieder eine Extra-Sendung über uns war, geht die Anzahl der Briefe ganz schnell nach oben.

Gibt es da spezielle Post, die Ihr nicht so schnell vergessen werdet?
MB: Ohja, da gibt es sicher einige. Da ist eigentlich alles dabei.

AH: Liebesbekundungen, Heiratsanträge…

MB: Ja, das ist schon komisch manchmal. Die Leute denken, sie kennen uns. Aber das Problem ist eben, wir wissen überhaupt nicht, wer da hinter den Briefen steckt.

Martina Beck Martina, kommst Du jetzt eigentlich zurecht mit Deiner neuen Unterschrift?
MB: Also, wir hatten jetzt erst eine Autogrammstunde in Bodenmais und da fiel es mir schon schwer. Es ist noch nicht so rund, wie das „Glagow" aber es wird…Die Unterschrift wird zudem eh nach so zwei Stunden Schreiben immer schlechter.

AH: Martina erzieht mich dann ja auch immer von der Seite – ich soll mich doch gefälligst wieder mehr anstrengen…


Teil 1 des Interviews

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