Toni Lang

(Frühjahr 2008) Toni Lang

Toni LangDer ehemalige Langläufer Toni Lang mag kein großer Golfer sein, ein großer Biathlet hingegen könnte er werden. Mit dem zweiten Platz im Gesamtklassement des Biathlon-Europacups der letzten Saison hat er bereits den Grundstein gelegt, nun will er nach einem Kurzeinsatz beim Weltcup am Holmenkollen mehr: Der 26jährige Bayer hofft auf einen festen Platz im Weltcup-Team und will sich im September bei den Deutschen Meisterschaften bereits dafür empfehlen. Am Rande des Speedgolf-Turniers stand der Bayer uns Rede und Antwort zu seinen Hoffnungen und Zielen und wie er sie erreichen will.

Toni, wie kommt es, dass Du golfst?
Naja, wenn man in Ruhpolding wohnt, ergibt sich das fast von allein, dass man mit Golfen anfängt. Man wohnt ja quasi neben dem Golfplatz. Ich möcht‘ jetzt nicht sagen, dass ich richtig Golf spiele, aber ich bin fähig, ein paar Schläge abzuliefern und es über den Platz zu schaffen.

Warum bist Du gerade beim Speedgolf so oft am Start?
Es ist einfach ein schnelles, unterhaltsames Event. Speedgolf gibt es jetzt schon seit sechs Jahren und ich war von Anfang an dabei, damals noch als Langläufer. Der Zibi lädt uns jedes Jahr ein und es ist immer eine Mordsgaudi. Dass ich golfe, liegt eigentlich hauptsächlich an dieser Veranstaltung, denn das normale Golfen selbst ist nichts für mich. Da dauert halt alles ein bissel länger und es ist auch nicht ganz so das Publikum, für das ich geeignet bin. Außerdem ärgert man sich unnötig: Man will eigentlich auf den Platz zum Entspannen gehen und wenn man dann nichts trifft, platzt einem der Kragen.

Aber das ist doch beim Schießen ähnlich?
Ja, aber beim Schießen muss ich treffen, das ist mein Job. Golfen hingegen soll eigentlich entspannen.

Toni LangEnde letzter Woche war von Entspannung ebenfalls nichts zu spüren, da hast Du die Trans Bike Germany abgeschlossen. Wie kam es zu der Teilnahme?
Das hatte ich mir im Winter schon mal vorgenommen und der Plan sah schon da so aus, dass ich mit unserem Skitechniker Danielo Müller zusammen fahren wollte. Im Mai hab ich dann mitbekommen, dass Michi und Andi auch mitfahren und daher hab ich mich da mit dran gehängt. Es war mal was anderes und hat richtig Gaudi gemacht. Man sieht Deutschland ja selten aus solch einer Perspektive: Dass man mal eine Woche lang quer durchfährt und sieht, wie sich die Landschaft verändert, das hat schon was für sich.

Wie war die Belastung einzuschätzen – so kurz nach Trainingsstart?
Von der Belastung her war es schon hart, vor allem weil man sich hat öfters mal mitreißen lassen. Wenn da so ältere Herren an Dir vorbei rasen, das kann man auch nicht so einfach auf sich sitzen lassen…

Hat es Dich im Training dennoch weitergebracht?
Ich denke, es war mal ganz gut, weil unwahrscheinlich Tempo drin war und so eine Belastung über eine solch lange Dauer trainiert man selten. Man muss dann nur aufpassen, dass man hintendran Luft lässt, sonst kann es mal ganz schnell zu viel werden im Training.

Fernab von solch Trainingsunterbrechungen: Hat sich sonst im Gegensatz zu Deinem früheren Langlaufprogramm eigentlich viel verändert?
Eher nicht, denn ich mache nach wie vor meine Laufprogramme und versuche weiterhin, mein Laufpotenzial zu halten bzw. auszubauen. Was im Biathlon-Training anders ist, ist natürlich die Komplexität und die Komponente Schießen. Das macht wahnsinnig Spaß, obwohl es natürlich anstrengend ist. Ich merke da auch oft, dass ich an meine Grenzen komme und meine Konzentration nicht so lange aufrecht erhalten kann wie z.B. Michi. Aber ich sehe, dass ich Fortschritte mache und das ist ganz wichtig. Wenn die Entwicklung stagnieren würde, das wäre furchtbar.

Toni Lang Hilft Dir in dieser Entwicklung auch die Trainingsgruppe in Ruhpolding weiter?
Natürlich kann ich mir einiges abschauen. Aber ich muss da auch aufpassen, dass ich mich nicht zu sehr mitreißen lasse, weil ganz einfach die Routine noch nicht da ist. Dennoch, ab und zu bietet sich schon die Gelegenheit, dass ich die Anderen auch mal ärgern kann und das motiviert schon.

Motivation dürfte auch das gute Endresultat der letzten Saison geben, oder?
Das stimmt schon, obwohl meine zweite Saison eigentlich ein ständiges Auf und Ab war. Entweder hab ich mal so richtig Glück gehabt oder gewaltig tief in den Dreck gegriffen. Aber ich vertraue darauf, dass ich das noch stabilisieren kann. Vom läuferischen Potenzial her ist es mir super gegangen und ich merkte, dass ich durchaus in der Lage sein kann, in der Weltspitze mitzulaufen. Beim Schießen wusste ich auch, dass das Potenzial da ist, aber ich kann es halt aufgrund der fehlenden Stabilität nicht immer so abrufen. Das war immer eine Glückssache.

Mit diesem Aspekt im Hinterkopf: Wie schaut denn Deine Zielsetzung für den Herbst und Winter aus?
Ja ganz klar will ich mir den Weltcupplatz erkämpfen und von Anfang an dabei sein. Ich habe auch letztes Jahr bei der Deutschen Meisterschaft gezeigt, dass ich durchaus in der Lage bin, mal über einen längeren Zeitraum gut zu schießen. Da war ich fast einer der stabilsten Schützen. Das müsste noch einmal so klappen.

Toni Lang vor Ilmars BricisWer wären denn die direkten Konkurrenten um den Weltcupplatz?
Direkte Konkurrenten kann man vielleicht nicht sagen. Aber die Leute, die für mich interessant sind, wären Carsten Pump, Christoph Stephan, Robert Wick und Christoph Knie. Es sind genügend da, die den Platz haben wollen, aber ich denke mal, meine Chancen stehen nicht schlecht.

Dann steht ja jetzt einiges an Arbeit an. Hast Du wenigstens Deine Zeit nach Saisonende irgendwie nutzen können? Gab es da Freiraum für Entspannung?
Nicht wirklich. Letztes Jahr war ich länger in Peru zum Bergsteigen unterwegs und dieses Jahr wollte ich alles, was ich im Winter nicht schaffe, mal im Frühjahr abarbeiten. Also habe ich mich intensiv mit meinem Schaft beschäftigt, denn da habe ich einiges umgebaut. Zudem habe ich mir die Augen lasern lassen. Bisher hatte ich immer eine geringe Sehschwäche, kam aber weder mit Brille noch mit Kontaktlinsen zurecht. Die letzten zwei Jahre habe ich immer komplett ohne Sehhilfe geschossen.

Das dürfte doch hinderlich beim Schießen sein, oder?
Naja, so sehr hat man es nicht gemerkt. Aber vielleicht ist das ja auch noch ein Faktor, der mich etwas besser werden lässt. Ob sich das direkt auf die Schießleistung auswirkt, weiß ich allerdings auch nicht…Aber ich merke schon, dass ich mich leichter tu, mich zu konzentrieren. Und mit 160% Sehstärke dürfte der Rest jetzt schon werden. (lacht)

Na dann wünschen wir optimalen Durchblick. Danke für das Interview!

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