Alf Koksvik

(WC Oslo 2008) Alf Koksvik – NOR

Alf KoksvikAlf Koksvik hat viele Jahre dem Biathlon-Sport in Norwegen gedient. Erst als Generalsekretär des Verbandes, dann als Sportchef. In diesen acht Jahren seiner Arbeit haben die Norweger und Norwegerinnen etliche Erfolge auf der internationalen Wettkampfbühne feiern können. Nun jedoch ist für Koksvik Schlus: Mit dem Weltcup in Oslo hatte er seinen letzten großen Einsatz als Sportchef, spätestens im April soll ein Nachfolger für ihn gefunden werden. Wir sprachen mit Koksvik über die Gründe für seinen Rücktritt und die vor ihm stehende Zukunft.

Vor wenigen Wochen hast Du Deinen Rücktritt vom Sport bekannt gegeben. Warum das?
Ich habe einen Schlussstrich gezogen, weil ich seit acht Jahren im Top-Management des Biathlon-Sports bin und einfach aufhören wollte, bevor ich leer bin. Es wäre nicht gut, wenn ich keine Motivation mehr habe. Das war eigentlich der Hauptgrund, dass ich aufgehört habe.

Hast Du schon eine Idee, was Du nun tun wirst?
Bisher nicht. Ich werde im Frühling mal etwas darüber nachdenken, was interessant wäre. Ich habe keine anderen Angebote und das macht das ganze interessant, denn ich habe keine Wahl, keine Entscheidung, die ich treffen muss.

Wirst Du zumindest dem Sport erhalten bleiben?
Ich weiß es echt nicht. Ich könnte eine neue Arbeit im Sport finden, aber es könnte auch etwas ganz anderes werden.

Welche Erinnerungen nimmst Du aus diesen Jahren mit?
Es gibt zwei spezielle Momente. Der eine drehte sich um einen jungen Athleten, den ich bei den norwegischen Juniorenmeisterschaften gesehen habe. Als er endlich fünf Mal null geschossen hatte und vom Schießstand ging, hatte er einen speziellen Ausdruck auf dem Gesicht. Dieses Gesicht werde ich nie vergessen, das war unglaublich. Die andere Situation war, als ich Ole Einar Bjoerndalen traf, nachdem er seine erste WM-Einzelmedaille in Khanty Mansiysk 2003 geholt hatte. Ich kann es nicht richtig beschreiben, aber es war wieder dieser Gesichtsausdruck, der einfach faszinierend war.

Alf Koksvik Was hast Du in den acht Jahren an der Spitze des norwegischen Biathlons verändern können?
Was ich wirklich erreicht habe, darüber muss man sicher mit den Anderen reden. Auf alle Fälle gibt es derzeit sehr viel mehr Nachwuchsathleten. Im Jahr 2000 hatten wir etwas unter 900 junge Biathleten. Nun sind es bereits zwischen 1.800 und 1.900 Athleten. Auch was die Sponsorengewinnung angeht, konnten wir große Fortschritte machen, darauf bin ich schon stolz. Vor allem wichtig war, dass Biathlon hier in Norwegen bekannter wurde und als Sport mehr geachtet wurde – und das haben wir mit Sicherheit erreicht.

Wie bist Du eigentlich zu dieser Arbeit gekommen? Hast Du den Sport früher selbst gemacht?
Ja, ich habe den Sport selbst gemacht. Damit angefangen habe ich, als ich zwölf, dreizehn Jahre alt war. Allerdings habe ich auch mit 20 schon wieder aufgehört. Aber mir hat die Arbeit in den Organisationen gefallen, also habe ich auch meine Berufsausbildung in Richtung dieses Feldes gelenkt. Irgendwann begann ich dann mit der Arbeit im Olympiatoppen, unseren norwegischen olympischen Komitee. Von dort aus habe ich dann auch den Job als Generalsekretär unseres Biathlon-Verbandes bekommen.

Also konntest Du Dein Hobby zum Beruf machen?
Als richtigen Job habe ich es selten angesehen, sondern mehr als Leidenschaft. Ich habe den Sport immer geliebt und liebe ihn noch immer. Aber man kann schon sagen, dass ich 24 Stunden am Tag für die letzten acht Jahre gearbeitet habe. Natürlich war es immer sehr interessant und motivierend, mit den Sportlern zusammen zu arbeiten und zu sehen, wie sie sich entwickeln. Es ist einfach durch und durch eine interessante Aufgabe gewesen, es gab viele Ideen und Wünsche, die muss zum Grossteil aber umgesetzt werden konnten. Auch mit dem Kollegium war es eine tolle Zusammenarbeit. Es gab keinen Streit zwischen mir und den Trainern, wir haben uns immer verständigt und miteinander geredet, wenn es Probleme gab.

Alf Koksvik und Kjell Ove Oftedal Aber nun scheint dieses Kollegium mit dem Weggang von Dir und Herrentrainer Oftedal auseinander zu brechen?
Ich denke, das ist eine normale Situation. Es ist solch eine fordernde Arbeit, dass man sie einfach nicht für lange Zeit machen kann. Kjell Ove Oftedal hat auch schon lange Jahre mit mir in diesem Sport zusammengearbeitet, auch wenn die Öffentlichkeit ihn eigentlich erst seit zwei Jahren – seit seinen Anfängen in der A-Mannschaft – wahrgenommen hat. Manchmal ist es eben eine Person, die aufhört, manchmal zwei. Das ist normal! Es ist eben ein spezieller Job, man ist lange Zeit von daheim weg und das machen viele nicht allzu lange mit.

Hat Dich Deine Familie also die letzten Jahre unterstützt, damit Du diesen Job machen konntest?
Ja, meine Familie hat mich unterstützt. Aber von der Entscheidung, dass ich aufhören würde, wussten sie nichts. Das habe ich allein entschieden, aber natürlich waren sie extrem happy darüber. Es ist ja so: Selbst wenn man daheim ist, ist man nicht richtig daheim. Da ich meine Arbeit geliebt habe, habe ich mir natürlich auch daheim so meine Gedanken gemacht.

Ist Deine Nachfolge schon entschieden?
Nein, das ist noch nicht entschieden. Wir haben einige Kandidaten und werden das die nächsten Wochen diskutieren. Vorher mussten wir uns natürlich auf das Weltcup-Finale konzentrieren, denn solch eine Entscheidung kann man nicht schnell fällen. Mitte April werden wir aber die Mannschaft neu zusammengesetzt haben.

Na dann viel Erfolg für die kommenden Wochen. Danke für das Interview!

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