Jörn Wollschläger

(Frühjahr 2008) Jörn Wollschläger

Joern WollschlaegerJörn Wollschläger ist mehrmaliger Biathlon-Europameister und seit Jahren fester Bestandteil des deutschen Teams. Der Sprung nach ganz oben blieb ihm leider bisher verwehrt, auch wenn er mit einigen Top20-Plätzen im Weltcup glänzen konnte. Den letzten Winter konnte er auf Rang vier der Europacup-Gesamtwertung abschließen, mit der Saison war er dennoch nicht zufrieden. Wir haben uns mit ihm über seine Ziele, die letzte Saison und seine nahe Zukunft unterhalten.

Jörn, nach ein paar Wochen Bedenkzeit – wie lautet Dein Saisonfazit?
Das Fazit ist nicht direkt gut. Ich habe aber jetzt nach der verpatzten und auch ziemlich enttäuschenden Saison, in der viele Dinge dazwischen gekommen sind, einfach einen Schlussstrich gezogen.

Welche Dinge meinst Du damit?
Vor allem aus sportlicher Sicht war einiges vage: Selbstfinanzierung, es war unklar, welche Lehrgänge man macht, dann war plötzlich der Trainer weg – all solche Sachen. Dann kam ich auch noch schlecht rein, die ersten Wettkämpfe haben einfach nicht gepasst. Es war alles nicht optimal…

Du hast demnach Dein persönliches Ziel nicht erreicht?
Nein, denn ich habe mir eigentlich schon diesen Winter das Ziel gesetzt, endlich den Durchbruch zu schaffen, aber es hat nicht geklappt. Da spielten eben diese anderen Faktoren hinein, gerade die unklare Situation im Skiverband. Das sind auch Dinge gewesen, die einen Sportler irgendwo mit belasten, dass die B-Mannschaft mit solchen Problemen kämpfen musste. Hinzu kamen private Probleme, die noch mit reingespielt haben. Aber das ist Vergangenheit, jetzt werde ich bis zur Deutschen Meisterschaft noch einmal versuchen, alles zu geben.

Jörn WollschlägerKonntest Du denn einmal abschalten nach dem Saisonende?
Direkt Urlaub habe ich nicht gemacht. Ich habe die Zeit genutzt und bin daheim ausgezogen und dann habe ich noch einen dreiwöchigen Englischkurs gemacht – etwas Bildung muss auch sein.

Im Kader bist Du derzeit nicht, bietet sich also die Team-Qualifikationschance nur über die DM an?
Ja, die Chance hat man mir gegeben. Ich werde auf alle Fälle versuchen, dort ordentlich etwas zu zeigen.

Die Finanzierung klappt aber ohne Kaderstatus oder musst Du für das Training selbst aufkommen?
Nein, denn ich bin noch bei der Bundeswehr angestellt und somit ist das kein Problem. Ich habe mir halt einfach gedacht, eh ich jetzt sinnlos rumsitz, kann ich auch bis September noch einmal alles geben. Und mit Ali Wolf und Christoph Stephan habe ich eine richtig gute Trainingsgruppe.

Wie sieht Deine Vorbereitung aus? Bleibst Du demnach nur in Oberhof zum Training?
Nein, das nicht. In der Zeit, wenn die Mannschaft auf Sardinien zum Radlehrgang ist, werde ich meinen eigenen Radlehrgang veranstalten, für mich allein – in Regen mit ein paar anderen Sportlern wie zum Beispiel Fabian Mund. Dort mache ich mit denen ein bisschen Radtraining und dann gehe ich nach Sonthofen, wo mein Bruder wohnt. Dort unten – Richtung Bodensee und Allgäu – da kann ich noch schön etwas Radfahren. Ich mache also mein eigenes Ding und im August, wenn die Mannschaft nach Frankreich fährt, werde ich wahrscheinlich mit dem Verein nach Bulgarien fahren.

Je nachdem wie die Situation bei der DM ausfällt – was passiert dann?
Wenn es klappt, dass ich mich fürs Weltcupteam anbieten kann, dann werde ich auf alle Fälle voll angreifen. Wenn gar nichts klappt, dann muss ich wahrscheinlich schon sagen, dass es das wohl gewesen ist mit der Karriere.

Wie schaut Deine Zukunft aus, sollte letzteres eintreten?
Ich würde im Herbst dann in den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr gehen und dort habe ich auch schon so meine Vorstellungen. Ich könnte gut das anwenden, was ich vor der Bundeswehr gelernt habe oder bei meinem Sponsor Quandt Design weiterzumachen, bei dem ich bereits eingestiegen bin.

Nun, wir hoffen dennoch, dass Du zur DM in Topform bist und Dich noch einmal anbieten kannst! Danke für das Interview.

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