Frank Ullrich

Im Gespräch mit Bundestrainer Frank Ullrich

Frank UllrichPfingsten nutzten viele Menschen, um sich bei bestem Sonnenwetter im Garten zu entspannen. Biathlon-Bundestrainer Frank Ullrich hingegen hat auch an Feiertagen seine Verpflichtungen und so wunderte es nicht, dass er beim Olympischen Tag im thüringischen Mühlberg anzutreffen war. Das traditionell zu Pfingsten ausgerichtete Golfturnier konnte wieder einmal prominente Wintersportler aus vielen Teilen Deutschlands begrüßen. Nach dem Turnier nahm sich der Bundestrainer die Zeit, um mit uns über die Vorbereitung, das kommende Jahr und die Situation im Trainerbereich zu sprechen.

Frank, wie kommt es, dass Du zum Golfer geworden bist?
Eigentlich durch Anfragen: Es gab immer wieder Golf-Benefizveranstaltungen, dank denen anderen Menschen geholfen werden konnte und so habe ich mich irgendwann überreden lassen, ebenfalls daran teilzunehmen. Am Anfang war es mehr Wald- und Wiesengolf, im letzten Jahr konnte ich dann leider hier am Olympischen Tag nicht teilnehmen, weil ich einen Brustmuskelabriss hatte und etwas ruhiger halten musste. Dieses Jahr geht es wieder und es ist auch ein Bedürfnis, überall dort teilzunehmen, wo man anderen helfen kann oder was Gutes tun kann.

Konntest Du denn neben dem Golfen nach der Saison noch mehr Zeit zum Abschalten oder Urlaub nutzen?
Diese Ruhezeit war eher knapp bemessen. Bei uns war es so, dass wir unmittelbar nach der Saison unsere Analysen und Auswertungen realisiert haben und dann unsere Bundestrainerklausur und Sportart-spezifische Klausur hatten. Anschließend bin ich nochmal nach Vancouver rüber geflogen und habe mir dort die Strecken angeschaut.

Frank UllrichWarum das?
So etwas geht schon in die langfristige Vorbereitung für die Olympischen Spiele in Vancouver ein und für unser mögliches Trainingslager in Kanada habe ich mir auch schon die Bedingungen angeschaut. Zusätzlich dazu noch die Unterkünfte für Techniker und Team in Hinblick auf das nächste Jahr, wenn unmittelbar nach der WM in Pyeongchang der vorolympische Test in Vancouver stattfindet. Da ist es gut, wenn man die Bedingungen schon etwas kennt.

Wie sehen die kommenden Wochen aus?
Zur Zeit bin ich in Stützpunkten unterwegs oder nehme auch mal an solchen Benefiz-Veranstaltungen teil. Die Athleten haben bereits wieder mit der Vorbereitung begonnen und Ende Mai werden wir unser erstes Trainingslager in Sardinien realisieren. Dort werden wir mit sehr viel allgemeinen Training wie Rad, Paddeln, allgemeine Athletik, Sportspiele, etc. in die Saison kommen und dann geht es mit großen Schritten vorwärts.

Geht Deine Mannschaft gesund in die Vorbereitung oder gab es Probleme bei dem ein oder anderen?
Alle Athleten haben auf alle Fälle erst einmal einen Rundumcheck absolviert und da ist alles gut. Sie sind ja erst vor kurzem aus der Saison rausgekommen und haben jetzt erst einmal „ihre Wunden geheilt".  Daher können sie jetzt mit frischem Elan in die neue Saison starten.

Frank Ullrich und Daniel Graf Ist mit dem vergangenen Winter also abgeschlossen?
Na gut, das letzte Jahr war ein Jahr der Findung. Gerade nach den Rücktritten von Ricco und Sven oder auch den Jahren zuvor mit Lucki und Peter Sendel – da klaffte eine große Lücke. Die Mannschaft musste sich also neu formieren und brauchte auch solch ein Zwischenjahr, um sich neu einzugliedern.

In Hinblick auf die kommende Saison – was kann man da erwarten?
Im nächsten Jahr wollen wir natürlich wieder angreifen, wollen den Norwegern wieder etwas auf die Pelle rücken oder auch den Russen, die sich im letzten Jahr enorm stark in Szene gesetzt haben. Wir werden versuchen, dass wir dort wieder das Loch schließen können – um dann natürlich im übernächsten Jahr Richtung Vancouver wieder voll angreifen zu können.

Heißt das große Ziel für die nächste Zeit also Vancouver?
Die Ziele sind natürlich geprägt auf Vancouver, aber nichtsdestotrotz ist die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr unser vorläufiger Höhepunkt. Das heißt jedoch nicht, dass die Weltcups weniger wichtig sind, denn sie dienen sowohl zur Nominierung für die WM, als auch für Vancouver.

Es bleibt bei der Dreier-Konstellation im Trainerbereich. Wie sieht die Aufgabenverteilung zwischen Euch in diesem Jahr aus?
Je nach der Situation, wie sie sich jetzt gestaltet, werden wir auch den Trainerbesatz einordnen. Sowohl Remo Krug als auch Mark Kirchner werden mir in allen Bereichen der Biathlon-Spezifik zur Seite stehen. Wie wir es speziell gestalten, ist noch nicht klar.

Frank Ullrich und Remo KrugGibt es da Ansatzpunkte?
Es kann sein, dass mal über einen längeren Zeitraum das Schießen im Vordergrund steht und sich somit zwei oder auch drei Trainer ganz dem Schießen widmen werden. Oder aber auch, wie im letzten Jahr, als Mark gemerkt hat, es brennt ziemlich im Technikerbereich, dass Skier getestet werden müssen, aber auch der ein oder andere Techniker plötzlich ausgefallen ist – dann kann auch mal ein Trainer sich mit in diesem Bereich integrieren.

Dass Trainer auch mal Ski testen, sieht man im Weltcup sonst eher bei den Norwegern oder Franzosen?! Ja, aber das ist doch ganz normal und selbstverständlich. Der ein oder andere sieht das zwar nicht so, aber es ist nach wie vor einfach wichtig. Ich kenne das noch aus meiner Zeit als Lauftrainer, da habe ich mich in dem Bereich genauso eingebracht. Immer wieder habe ich mich in Verbindung mit den Technikern gesetzt und den Sportlern bei der Skiauswahl oder bei den Skitests zur Seite gestanden. So werden wir auch in nächstem Jahr versuchen, uns im Trainerbereich noch näher zusammen zu bringen, um auch den Sportlern eine Unterstützung zu sein.

Also geht es quasi Hand in Hand in die neue Saison?
So ist es, richtig!

Na dann viel Erfolg und danke für das Interview.

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