Roland Zwahlen

Interview mit Roland Zwahlen

Roland ZwahlenRoland Zwahlen ist einer der Athleten, die mit Abschluss dieser Saison zugleich ihre aktive Biathlon-Karriere beendeten. Der Schweizer zeigte über Jahre hinweg beständige Leistung im Europacup, konnte sich jedoch auf Weltcup-Niveau nie durchsetzen. Der 30jährige wird sich statt dem täglichen Training nun seiner Ausbildung widmen. In einem Interview mit uns blickte er auf seine Karriere zurück.

Roland, warum hast Du Dich vom aktiven Sport zurückgezogen?
Der Hauptgrund war, dass ich mich neu orientieren wollte, einfach mal etwas anderes machen. Ich hätte schon noch Lust gehabt, den Sport weiterzumachen, aber so werde ich jetzt meine Ausbildung weiterführen. Vielleicht war der Zeitpunkt nicht optimal, aber durch gewisse Umstände in der Mannschaft ging es nicht länger.

Darf man fragen, welche Umstände?
Wenn man es von der sportlichen Seite her betrachtet, war Fakt: Meine Leistung langte nicht an die der besten zwei – Simmen und Hallenbarter – heran. Ich war lange die Nummer drei, dennoch habe ich keine Möglichkeit mehr gesehen, noch in die Weltcupmannschaft aufzusteigen. Im Europacup war ich besser als der Rest der Schweizer, berücksichtigt wurde ich aber nie. Auch die Unterstützung war quasi nicht vorhanden.

Inwiefern?
Ich habe alles selbst bezahlt, mein Training meist selbst durchgezogen. Dieses Jahr bin ich mit meinem eigenen Auto zum Europacup in Geilo gefahren, von dort aus ging es nach Torsby und vier Tage danach musste ich wieder in Österreich antreten – erneut nach einer ewig langen Autofahrt. Dort werde ich dann Neunter und in Bansko gewinne ich auch noch – und dann fährt dennoch ein Anderer zum Weltcup, obwohl ich den zusätzlichen Startplatz gesichert habe.

Reichte vielleicht Deine Leistung nicht aus?
Das glaube ich nicht. Ich war zu keinem Zeitpunkt Schlusslicht der Mannschaft und konnte immer Mannschaftskollegen schlagen, die dann doch statt mir in den Weltcups gelaufen sind.

Roland Zwahlen Wie konntest Du Dich dann immer wieder selbst motivieren?
Oh, das war hart! Vor allem diese Saison habe ich eigentlich nur noch durchgezogen, weil ich so viel trainiert habe und außerdem wusste, dass es meine letzten Rennen als Aktiver wären. Aber ich wäre gern in Oslo gelaufen. Und das traurige war eben, dass man mir – gemessen an der Leistung – eine Chance hätte geben sollen. Vor allem wegen dem, mir zustehenden Platz im Weltcup, den ich dank des fünften Gesamtranges im Europacup erlaufen hatte.

Hast Du mit dem Team darüber gesprochen?
Ja, sicher. Und ich sehe auch ein, dass wir in einigen Dingen unsere Differenzen haben. Das gibt es in jeder Mannschaft, weil jeder andere Ansichten hat. Aber ich fühlte mich, als würde ich gegen eine Mauer anrennen. Es gab keine vernünftigen Erklärungen, warum ich nicht eingesetzt werde. Offiziell war ich zu alt, zu schlecht, sowieso kurz vor dem Karriereende, und so weiter. Das Problem ist jedoch: Ich war nie in einer Position à la „ich bin der Beste und ihr müsst mich jetzt mitnehmen" – denn dann wären die Trainer in Erklärungsnot gekommen.

Bestanden denn in den letzten Monaten Einschatzchancen?
Ohja, eine. Beim Weltcup in Oberhof rief mich der Trainer vier Stunden vor der Staffelentscheidung an, ob ich denn den kranken Claudio Böckli vertreten könnte. Aber ich war in der Schweiz! Da konnte ich nicht eben in vier Stunden in Oberhof sein. Also fragte ich, ob ich denn im Sprint einen Tag später an den Start gehen könnte, da hieß es: Nein, der Startplatz gehört Joller, doch dieser war ja auch krank! Aber der Startplatz war doch nicht namensgebunden, das habe ich nicht verstanden. Scheinbar lief der Trainer lieber nur mit drei Männern als mir den Platz zu geben.

Stichwort Oberhof – Du hast relativ oft trainiert, warum?
Zum einen natürlich, weil Jenny dort trainiert. Andererseits wollte ich daheim nicht mit dem Team trainieren, in Oberhof hingegen hat man mich wirklich willkommen geheißen. Das war eine tolle Mannschaft und so etwas gab natürlich noch einmal Ansporn.

Wie hast Du es geschafft, das alles selbst zu finanzieren?
Einerseits habe ich im Sommer gearbeitet, andererseits habe ich Unterstützung von Sponsoren bekommen, die Jenny kannte. Aber natürlich war man damit hart am Limit, vor allem mit der ganzen Arbeit und gleichzeitig noch dem Training.

Mal weg von den Problemen: Wie schätzt Du die Entwicklung des schweizerischen Biathlon ein?
Oh, sehr gut! Ich hoffe wirklich, dass die Entwicklung so weitergeht. Vor allem beim Nachwuchs! Dort leistet Swiss Ski eine gute Arbeit und da kann man wirklich für die Zukunft hoffen.

Wirst Du dem Sport treu bleiben?
Auf jeden Fall werde ich weiterhin Sport machen, ohne geht es bei mir nicht. Wie es speziell mit Biathlon aussieht, weiß ich nicht. Ich habe angefragt, ob ich als Trainer etwas machen könnte, aber da gibt es scheinbar kein Interesse. 
 
Wie schaut Deine ‚Endabrechnung‘ mit der aktiven Zeit aus?
Ach, so mit Abstand auf jeden Fall positiv! Ich habe zwar negatives erlebt, aber jedes Training war wieder ein Erlebnis. Ich konnte mein Hobby ausüben und damit sogar etwas Geld verdienen. Wer kann das schon von sich behaupten?

Stellungnahme Swiss-Ski
Swiss-SkiAufmerksam und mit grossem Interesse haben wir das Interview zwischen Roland Zwahlen und "biathlon-online.de" gelesen. Wir halten fest, dass der Inhalt dieses Interviews ausschliesslich die Sichtweise des nun vom aktiven Sport zurückgetretenen Roland Zwahlen wiedergibt und sich nicht vollumfänglich mit den Erfahrungen von Swiss-Ski deckt. Aus Rücksichtnahme auf die Zeit, in der Roland Zwahlen einem Swiss-Ski-Kader angehörte und seinen Leistungen als Sportler, verzichten wir indes auf eine weiterreichende Gegendarstellung. Dennoch wünschen wir Roland Zwahlen für die Zukunft Gesundheit und Erfolg.

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