Bei einigen steht der Scanner daheim auf dem Schreibtisch, in anderen Situationen liest er gerade die Strichcodes von Joghurtbechern und Schokoladenriegeln ein. Doch selten hat man eine Top-Biathletin seelenruhig und barfuß auf einem Scanner stehen sehen. Solch ein Bild bietet sich einem jedoch, wenn man in den Container der Firma Schein kommt. Der Orthopädieservice hat sich im Biathlon darauf spezialisiert, speziell an die Füße der Athleten angepasste Fußbettungen herzustellen.
Nachdem im Sommer schon zahlreiche Sportler – so zum Beispiel die gesamte schwedische Nationalmannschaft – mit Schuh-Einlagen versorgt wurden, wird während des Weltcups in Antholz die weißrussische Mannschaft ausgerüstet. Olga Nazarova scheint sich zwar noch nicht ganz sicher zu sein, warum sie da gerade auf einem Scanner steht, aber was tut man nicht alles für eine optimale Leistung in der Loipe?
„Wir bestimmen unter anderem die Größe des Fußes oder wo die Belastungspunkte liegen. Insgesamt sind viele Daten notwendig, um die optimale Einlage herstellen zu können.“ sagt Norbert Christ von der Firma Schein. Doch wozu das alles? „Die Füße werden gerade bei den Biathleten immer wieder stark belastet. Am Ende leiden Füße, Beine und der Rücken unter den starken Dauerbelastungen und dagegen wollen wir vorgehen.“
Für Nazarova ist es noch nicht vorbei. Während der Slowene Klemen Bauer kurz hereinschneit und seine fertigen Sohlen abholt, muss die Weißrussin aufs Laufband. Auch dort wird viel analysiert: Gang, Haltung, Belastungsverteilung, Abrollverhalten oder Gleichgewicht werden mittels Videoanalayse und Sensoren im Band analysiert. „Ganz langsam!“ muss Norbert sie ermahnen. Tja, Spitzensportler sind das verhaltene Tempo wohl nicht gewohnt. Nach gut fünf Minuten ist die Analyse fertig, die nächsten Weißrussinnen stehen schon vor der Tür.
Olga schaut hoffnungsvoll auf den Computer, erkennt vor lauter Datenfülle jedoch nicht wirklich etwas. Norbert erklärt kurz, dass die Fußbettungen anhand der Daten in einer computergesteuerten Fräse modelliert und später auch manuell nachbereitet werden können, damit die Anpassung an die individuelle Fußform gewährleistet ist. Er blickt in ein fragendes weißrussisches Gesicht. „Morgen Mittag sind deine Einlagen fertig, dann kannst Du sie abholen!“ Gut, zumindest das ist verständlich. Nazarova nickt zufrieden und verlässt den Container. Während sie schon wieder trainieren geht, ist die nächste Mannschaftskollegin an der Reihe. Es wird einmal mehr ein langer Arbeitstag im Schein-Container werden…