Michela Ponza

(WC Ruhpolding 2008) Michela Ponza, Teil 1 – ITA

Michela PonzaAm Donnerstag beginnt in Antholz der letzte Biathlon-Weltcup vor den Weltmeisterschaften im schwedischen Östersund. Die Rennen in Südtirol werden vielen Teams zur letzten Standortbestimmung vor den Welttitelkämpfen dienen. So auch dem italienischen Team, dessen Hoffnungen beim "Heimspiel" einmal mehr auf Michela Ponza liegen. Die 28jährige konnte zuletzt mit Top-Resultaten in Pokljuka und Oberhof glänzen. Wir haben die italienische Biathletin vor dem Heimweltcup getroffen und zu ihrer bisherigen Saison befragt.

Michela, Du bist dieses Jahr besser in die Saison gestartet als im letzten Winter. Woran lag das?
Also in Pokljuka hatte ich einfach einen super Tag, da ist alles gut gelaufen. Voriges Jahr war die Saison insgesamt komisch. Im Oktober war ich schon in Top-Form, die WM lief gut und dann wurde ich krank. Zusätzlich kam noch eine Verbrennung hinzu und so konnte ich die Saison komplett abschließen.

Was hast Du also anders gemacht vor diesem Winter?
Heuer habe ich mein Training etwas anders aufgebaut, damit ich nicht so zeitig schon in Top-Form bin. Ich habe wenig Schnelligkeit trainiert und mich daher auch in Kontiolahti und Hochfilzen schwer getan. Kein Wunder also, dass der zweite Platz in Pokljuka für das ganze Team überraschend kam, denn vorher hat wirklich nichts geklappt. Ich konnte diesen Erfolg bis zum nächsten Tag noch nicht richtig glauben. Aber ich hatte einfach super Ski und ein tolles Schießen abgeliefert.

Italienisches Damen-TeamViele Sportler waren nach Slowenien krank. Hast Du den Jahreswechsel gut überstanden?
Nein, mir ging es ähnlich. Nach Pokljuka war ich wieder krank, etwas das bei mir häufiger vorkommt. Ich hatte alles: Husten, Schnupfen und auch Fieber, zum Glück jedoch nur an einem Tag. Also konnte ich eine Woche erstmal gar nicht trainieren, hab dann langsam wieder angefangen und bin nach Schalke gefahren.

Was sind Deine Eindrücke von Schalke?
Es war ein super tolles Erlebnis und ein gutes Nerventraining. Am aufgeregtesten war ich, als uns erklärt wurde, wie alles ablaufen würde. Aber als es dann zum Wettkampf ging, war ich ganz ruhig. Ich war gar nicht aufgeregt, hatte einen guten Tag und war selbst überrascht, dass ich den Shoot-Out-Wettbewerb gewonnen hatte.

Du sagtest ‚gutes Nerventraining‘. Auch für den darauffolgenden Weltcup in Oberhof?
Sicher. Aber in Oberhof hatte ich bei meinem 6. Platz im Sprint auch einen guten Tag erwischt. Normalerweise sind die Strecken dort nichts für mich. Die Anstiege sind zu steil und lang und meist ist auch der Schnee noch zu tief. Bei sowas tu ich mich brutal schwer. Aber die Strecke war heuer schnell und natürlich hat es mir gefallen, gerade vor den Massen in Oberhof so ein gutes Rennen abzuliefern.

Dann ging bei Euch eine Magen-Darm-Grippe um. Hat die Dich auch erwischt?
Naja, nicht hundertprozentig. Beim Massenstart hat sich die Bauchgrippe schon bemerkbar gemacht. Bei mir aber ist selbst nichts richtig ausgebrochen, aber ich hatte ständig so ein mulmiges Gefühl in der Bauchgegend und dachte öfters mal: Wo ist denn jetzt das nächste Klo? Ich brauchte die ganze Woche bis zur Staffel in Ruhpolding, bis ich mich wieder einigermaßen in Ordnung fühlte.

Michela Ponza Man merkt öfters, dass Du vor allem durchs Schießen Deine guten Platzierungen erreichst. Ist das Laufen nichts für Dich?
Das Problem ist, es ist immer sehr schwierig, lauftechnisch im Weltcup vorn mitzuhalten. Das Niveau steigt jedes Jahr und ich bin halt nicht die schnellste Läuferin. Wenn ich vorn reinlaufen will, muss alles passen. Es muss ein guter Tag sein, die Ski müssen gut sein und das Schießen auch. Ich hoffe ja wirklich, dass ich es noch einmal bis ganz nach oben schaffe.

Stimmt, bisher hast Du keinen ersten Platz im Weltcup zu Buche stehen. Ist das ein Saisonziel?
Auch. Aber ich habe zudem noch keine WM-Medaille, das wäre schon schön, wenn das noch klappt. Zur WM in Antholz sah es ja schon ganz gut aus, aber da war es eben so, dass die Konkurrenz die ersten Tage Probleme mit dem Schießen hatte. Ich war konstant gut und konnte mich daher so weit vorn platzieren, auch wenn meine Leistung auf der Strecke sehr schlecht war.

Spielte da vielleicht auch der Druck einer Heim-WM eine Rolle?
Das kann gut sein. In Antholz hat man schon den Druck gespürt. Eigentlich haben wir uns den ja eher selbst gemacht, auch wenn viele Fans aus Deutschland da waren und Presse und Medien auch plötzlich mal etwas von uns wissen wollten. Aber in Östersund ist man weit genug entfernt von allem, da dürfte zumindest der Druck geringer sein.

Michela PonzaKönnte die WM-Medaille somit in Östersund Realität werden?
Das weiß ich nicht. Aber wichtig ist, dass ich in Östersund die Strecke mag. Für eine gute Platzierung in der Staffel zum Beispiel müssen wir aber dennoch hoffen, dass die anderen schlecht schießen. Obwohl, eigentlich müssen wir das in jeder Disziplin hoffen. Aber toll wäre es schon, in der Staffel einmal unter die besten sechs zu kommen. Dann könnten wir wenigstens die Siegerpräsentation miterleben.

Gefällt Dir nur die Strecke in Öster
sund oder hast Du noch andere Favoriten?

Oslo und auch Antholz gefallen mir fast noch mehr. Es taugt mir mehr, wenn die Strecke etwas nervös ist. Sprich, sie hat Höhen und Tiefen, viele Kurven und verlangt technische Fertigkeiten. Oberhof und Pokljuka sind daher eigentlich nicht meine Favoriten, daher überrascht mich meine Leistung dort schon.
 
Trainiert Ihr das Schießen extra stark oder woher kommt diese Stärke im Team?
Ich denke mal, das ist Talent. Andere kommen als schnelle Läufer auf die Welt, unsere Damen-Mannschaft hat scheinbar eher die Gene von guten Schützen mit auf den Weg bekommen. Mein Schießen war schon immer gut, auch wenn ich mich heuer noch stabiler fühle, als im letzten Jahr. Aber ich werde es wohl nie schaffen, an meine eine Teamkollegin heranzukommen.
 
An welche Teamkollegin?
Barbara Ertl! Du, sie hat in Ruhpolding erst den vierten von 150 Wettkampf-Schüssen verschossen. Das ist doch nicht normal! An sie werde ich in der internen als auch in der internationalen Statistik nicht rankommen. (lacht)

Teil zwei des Interviews folgt morgen. Darin geht Michela auf ihre Vorbereitung, ihre gesundheitlichen Probleme, die Doping-Problematik und vieles mehr ein.

 

 

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