Bjoern Ferry

(WC Oberhof 2008) Björn Ferry, Teil 1 – SWE

Bjoern FerryBjörn Ferry ist derzeit der erfolgreichste Schwede im Weltcup. Bereits 2007 konnte der 29jährige bei den Weltmeisterschaften in Antholz mit Platz vier im Sprint und dem Sieg in der Mixed-Staffel ganz groß auftrumpfen. In diesem Jahr nun will er den Erfolg wiederholen – wenn nicht gar ausbauen. Wir haben Ferry getroffen und mit ihm über sein Biathlon-Leben und die bevorstehenden Weltmeisterschaften in Östersund gesprochen.

Björn, bevor wir über die diesjährige Saison reden, interessiert uns eins: Anscheinend hast Du all Deine Erfolge im letzten Jahr und zu Beginn dieser Saison trotz einer Verletzung errungen. Stimmt das?
Ja, ich habe eine Verletzung am Knöchel. In Deutschland heißt das wohl Ermüdungsbruch. Es ist nichts gebrochen, aber eben angebrochen oder so ähnlich. Dadurch konnte ich nicht rennen und habe die Vorbereitung eigentlich immer nur auf dem Rad absolviert. Und das ging nun schon seit anderthalb Jahren – seit vorletztem Sommer – so. Im Winter war es ähnlich, skaten konnte ich, aber klassisch laufen war nicht möglich.

Wie muss man sich das vorstellen, kam der Ermüdungsbruch langsam auf oder plötzlich?
Also bei mir war es eher "Bam!" – es war einfach plötzlich da. Aber dann habe ich mit der elektromagnetischen Therapie im Oktober begonnen und seitdem ist es sehr viel besser. Es ist noch nicht ganz weg, aber auf jeden Fall habe ich Fortschritte gemacht.

Björn FerryKannst Du schmerzfrei laufen?
Also, schmerzfrei bin ich schon – zumindest fast. Aber an einem Lauf-Wettkampf wöllte ich jetzt zwar wirklich nicht teilnehmen, aber es geht schon zu neunzig Prozent. Ich hoffe aber natürlich, dass es noch besser wird.

In die Saison bist Du dennoch trotz mangelnder Vorbereitung gut gestartet!
Ich weiß, auch nicht warum (lacht). Manchmal macht man vielleicht aus Verletzungsgründen in der Vorbereitung etwas anders und es klappt irgendwie. Da muss man sich nur Sandrine Bailly anschauen, sie hatte sich auch vor dem Winter die Hand gebrochen und nun war sie so gut! Vielleicht ist es gut, nicht immer in der vorgegeben Schiene zu fahren, sondern mal etwas anders zu machen. Damit kann man auch Fortschritte erreichen.

Fühlst Du Dich besser als in den letzten Wintern?
Letzte Saison war meine beste Saison bisher. Aber nun? Dieses Jahr bin ich ja auch gut in den Weltcup gestartet. Die Rennen in Pokljuka habe ich zwar verpasst, weil ich krank war. Aber ansonsten war der Start hervorragend.

Wird es für Deine Heim-WM in Östersund eine spezielle Vorbereitung geben?
Nicht wirklich. Mein Plan ist, jedes Weltcup-Rennen bis zur Weltmeisterschaft zu laufen. Es wird also nach dem Weltcup in Antholz eine relativ kurze Vorbereitung auf Östersund.

Schwedens Mixed-StaffelMit welchen Erwartungen wirst Du in die Rennen von Östersund gehen?
Letztes Jahr war ich im Sprint Vierter, daher ist mein Ziel schon, dieses Jahr eine Einzelmedaille zu erreichen. Und in der Mixed-Staffel wollen wir natürlich unsere Goldmedaille verteidigen.

Wie sieht es eigentlich aus mit der Medienpräsenz von Biathlon in Schweden?
Also seit Magdalena Forsberg geht es eigentlich stetig bergauf. Sie war damals allein und hatte in den Medien eine große Präsenz. Dann flaute die Berichterstattung zwar kurz ab, aber mit Anna Carin Olofsson kam der Sport wieder in die Presse. Und im letzten Jahr hat einer unser größten Sender sogar einige der Weltcup-Rennen übertragen. Via Eurosport kann man immer die Rennen schauen, aber dass solch ein großer Sender etwas bringt, das war schon etwas neues. Und in diesem Jahr übertragen sie sogar jedes Rennen.

Liegt das an der vor der Tür stehenden WM oder an Euren Erfolgen?
Ich denke, das liegt an vielen Dingen. In Norwegen ist Biathlon schon lange beliebt und schon lange sehen die Leute im Nachbarland Schweden die Rennen bei Eurosport. Obwohl es kaum Werbung für den Sport gibt, merken die Zuschauer doch, was für eine interessante Sportart das ist. Das Interesse im Skisport geht zurück und wenn man nun die Menschen fragt, was sie am interessantesten finden – ob Alpin, Langlauf oder Biathlon – dann sind meist 60%-70% für Biathlon.

Anna Carin Olofsson und Björn Ferry Hat sich für Dich nach dem Erfolg mit der Mixed-Staffel etwas geändert?
Auf jeden Fall, für mich hat sich einiges geändert. Nicht von einem Tag auf den anderen, aber über viele Jahre hinweg. Wobei gerade letztes Jahr die Änderung gravierend war. Plötzlich standen die großen Zeitungen und TV-Stationen vor meiner Tür und wollten ein Interview. Einige sind sogar extra zu mir nach Hause gereist, um ein kleines Interview zu machen. 

In Deutschland ist das schon etwas alltgägliches…
Ja, sicher. Aber man muss dazu sagen, dass ich ja nicht in Stockholm oder so wohne. Ich wohne in Storuman – und das ist noch einmal drei Stunden nördlich von Östersund! Ein kleines 3.000-Seelen-Nest und die Zeitungen schicken Journalisten von sonstwo bis dahin. Das ist unfassbar!

Kann man also davon ausgehen, dass die Organisatoren Recht behalten und Östersund
zur größten und besten Biathlon-WM der Geschichte wird?

Ich weiß nicht, die letzten Mal waren in Östersund nur 500 Leute, die uns zugeschaut haben. Klar wird es ein großes Event. Bisher haben sie sehr viele Tickets gekauft und vor allem, weil es so nah an Norwegen liegt, wird es wohl viele Fans aus dem Nachbarland nach Östersund ziehen. In Antholz waren bereits um die 5000 Norweger anwesend – und das ist nicht gerade nah an Norwegen. Aber von Trondheim nach Östersund sind es nur zweieinhalb Stunden. Es wird auf alle Fälle ein großes Event, aber natürlich hängt vieles von den Ergebnissen ab, die wir bringen können…

Teil zwei des Interviews folgt morgen. Darin wagt Ferry unter anderem weitere Ausblicke auf die Heim-WM und geht auf die Nervosität eines Biathleten, das Sommertraining und die Unterstützung durch seine Familie ein.

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