Markus Windisch

(Sommer 2008) Markus Windisch – ITA

Markus WindischMarkus Windisch ist mittlerweile eine konstante Größe im italienischen Biathlon-Sport. An Ergebnisse seiner Mannschaftskameraden wie Christian DeLorenzi oder Michela Ponza reicht er noch nicht heran, doch der 24jährige Antholzer schreitet beharrlich weiter auf seinem Weg an die Weltspitze. In seinem Heimatort konnte er diesen Sommer lange Zeit nicht trainieren, weil die Rollerstrecke aufgrund von Bäumen blockiert war. Als Ausweichort bot ihm Obertilliach jedoch beste Trainingsbedingungen, so auch zuletzt mit der italienischen Nationalmannschaft. Im Interview schilderte er uns seine Saisonvorbereitung.

Markus, gleich der Sprung ins kalte Wasser: Was sind Deine Ziele für die nächste Saison?
Meine Ziele sind klar. Seit ich das letzte Jahr in Östersund den 17. Platz erreicht habe, weiß ich, was möglich ist. Sonst war ich immer im Mittelfeld, doch jetzt sollte das nächste Ziel der 16. Platz sein! Wichtig ist für mich vor allem, dass ich konstant bleibe, gerade in Hinblick auf die Weltmeisterschaft.

Pyeongchang scheint Euch Italienern ohnehin zu liegen, oder?
Das auf alle Fälle. Wobei natürlich dieser Erfolg mit der Mixed-Staffel letzten Winter auch für uns überraschend kam. Bis auf Micky war im Einzel in der letzten Saison keiner so gut. Aber das liegt wohl auch einfach daran, dass man im Team noch einmal zusätzliche Motivation hat, da schaltet man nochmal einen Gang hoch.

Könnte es demnach zum Saisonhöhepunkt nochmal klappen?
Naja, hoffen darf man ja noch. Aber beim Weltcup waren einige Favoriten nicht am Start, vielleicht hat das unseren Erfolg begünstigt.

Team Italien Wie geht es bei Dir jetzt bis Saisonbeginn weiter?
Also, wir haben jetzt noch volles Programm. Nächste Woche geht es nach Frankreich, auf das Plans d'Hotonnes. Da bleiben wir die ganze Woche und absolvieren noch zwei Wettkämpfe mit den Franzosen. Dann geht es direkt nach Bessans, zur Sommerbiathlon-Weltmeisterschaft. Dann haben wir noch einmal Urlaub, Mitte Oktober geht es auf die Ramsau, danach stehen noch sportmedizinische Tests in Isolaccia an und dann beginnt die Suche nach dem Schnee. Hoffentlich müssen wir nicht nach Skandinavien, sondern finden ihn hier irgendwo.

Läuft von der Vorbereitung her alles so, wie Du Dir das vorstellst?
Das auf jeden Fall. Ich fühle mich besser als im letzten Jahr, habe aber auch einiges verändert: Meinen Schaft umgebaut, mich intensiver mit dem Schießen beschäftigt und zeitiger mit dem Laufen angefangen.  

Dabei kannst Du doch gar nicht so trainieren, wie Du das gern wölltest?
Das stimmt, denn daheim in Antholz ist das mit dem Training derzeit recht chaotisch. Es gibt etwas Streit mit einem Bauern und so hat der kurzerhand die Bäume gefällt und damit die Rollerstrecke blockiert. Daher mussten wir öfters in der Woche zum Rollertraining nach Obertilliach fahren, Krafttraining, Radfahren oder Bergläufe konnte ich allerdings weiterhin in Antholz absolvieren.

Musst Du immer noch allein trainieren oder hat sich im Vergleich zu den letzten Jahren da was in Richtung Stützpunkt getan?
Also ich schätze, wir kommen dem deutschen Stützpunktsystem mit jedem Jahr näher. Früher habe ich gemeinsam mit Willy Pallhuber trainiert, aber einen richtigen Trainer hatten wir nicht. Nun gibt es einen Ansatz von Biathlon-Stützpunkt und Willy betreut mich zusammen mit unseren Nationalmannschaftstrainern Patrick Oberegger und Armin Auchentaller.

Heißt das, es gibt gleich drei Trainer für einen Sportler?
(lacht) Nein, zu dritt sind sie nie am Schießstand. Sie teilen sich in die Arbeit rein und betreuen mich abwechselnd. Im Winter fällt dann Willy wieder weg, weil der im Europacup ist und Patrick wiederum ist als unser Skitechniker angestellt. Dann ist wieder nur Armin der Ansprechpartner.

Markus WindischAber sind das bei drei Trainern dann nicht auch drei verschiedene Trainingskonzepte?
Natürlich machen die drei nicht alles gleich, aber sie sprechen sich wirklich gut ab. Sie unterscheiden sich nur in kleinen Details und vielleicht ist gerade das gar nicht so schlecht. Es ist sicher nicht verkehrt, dass jeder andere Aspekte mit einbringt. Ich bin schon gespannt, wie sich das auswirkt.

Gibt es im Weltcup Kollegen, an denen Du Dich misst?
Oh, da gibt es einige. Von der Platzierung her bin ich oft mit dem Polen Plywaczyk oder dem Tschechen Moravec auf einer Ebene, aber eigentlich orientiere ich mich an meinen Juniorenzeiten und somit an Simon Fourcade oder Michael Rösch, denen ich damals noch Paroli bieten konnte. Klar sind die beiden eine Klasse höher, aber es nützt mir auch nichts, wenn ich mich an hinteren Startern orientiere.

Woran liegt es, dass Rösch und Fourcade auch nach ihrer Juniorenzeit so gut sind und Du den Sprung nicht geschafft hast?
Das größte Problem dabei war das italienische System. Während andere Nationen erkannt haben, dass man schon im frühen Alter ansetzen muss, sahen das die Italiener lange Zeit nicht. Für sie zählte ein 14jähriger einfach noch nicht so viel. Es hieß: ‚Wir haben noch genug Zeit‘ Daher haben wir uns entwickelt, aber nicht in so großen Schritten, wie andere Nationen. Somit war der Wechsel in den Seniorenbereich extra hart.

Aber zur letzten Junioren-WM waren di
e Italiener doch recht erfolgreich?

Ja, aber das lag vor allem an der Ausbildung bei Armin. Die meisten von unseren Junioren waren als Kinder bei ihm in der Sportschule und dort hatte man erkannt, dass man schon früh ansetzen muss, denn sonst verliert man den Anschluss.

Wenn Du nicht trainierst, wie verbringst Du dann Deine Freizeit?
Eigentlich all das „normale": Musik, Internet und viel lesen. Aber sonst bin ich ganz Sportler und verbinde viele meiner Freizeitbeschäftigungen mit Sport, ob das jetzt Radfahren, Klettern oder etwas anderes ist. Ich könnt nicht einfach nur rumhocken – höchstens nach dem Saisonende. Da kommt es schon mal vor, dass ich zwei, drei Tage nicht aus dem Bett komme. Derzeit habe ich außerdem eine Wette laufen, dass ich bis nächsten August tanzen können muss. Zusätzlich würd ich gern noch Französisch lernen. Das sollte ich auch mal angehen, aber im Winter habe ich dazu eh keine Zeit. Aber ich finde eben, dass man neben dem Sport andere Ziele haben muss.

Gibt es da bereits große Ziele?
Einen Ironman laufen! Dazu fehlt jedoch noch das Schwimmen. Also ich kann schwimmen, aber richtig kraulen muss noch gelernt werden. Denn ich denke schon, dass ich aufgrund meines Trainings einen Ironman meistern könnte, nur schnell schwimmen gehört eben nicht zum täglichen Trainingsplan…

Na dann viel Erfolg beim Schwimm-Training…Danke für Deine Zeit!

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