Björn Ferry

(WC Oberhof 2008) Björn Ferry, Teil 2 – SWE

Björn FerryIn Teil 1 des Interviews hatte Björn Ferry mit uns über die Weltmeisterschaften in Östersund geredet, seine Ziele und Hoffnungen. Nun geht der beste Schwede der letzten und der laufenden Saison auf die nervliche Belastung beim Schießen, die Atmosphäre im Team und auch seine Freizeitgestaltung ein.

Björn, wie muss man sich Deine Vorbereitung im Sommer vorstellen?
Ich trainiere die Hälfte des Sommers mit dem Team, die andere Hälfte allein daheim. In diesem Jahr hatten wir drei Trainingslager – im Juni, im September und im Oktober. Im Juli waren wir zusätzlich noch in Frankreich, also haben wir uns so ziemlich jeden Monat für einen Trainingslehrgang getroffen. Angefangen hat die Vorbereitung in der Mannschaft natürlich traditionellerweise mit dem Lehrgang auf Kreta. Dort fahren wir sicher seit fünf, sechs Jahren schon hin.

Auf Euren Bildern sieht Kreta immer nach sehr viel Spaß aus.
Das macht auch viel Spaß. Mit dem großartigen Team, wie soll es da anders sein?

Die Stimmung bei Euch ist also gut?
Auf jeden Fall! Aber das war bei uns schon von Beginn an toll. Und dennoch denkt man, was wird wohl passieren, wenn neue Leute dazu kommen. Es könnte ja immer schief gehen, aber bisher blieb die Stimmung nach jedem Wechsel oder nach jedem Neuling gleich gut. Und das muss man sich gerade bei den Frauen erstmal vorstellen. Erst war Magdalena Forsberg so lange allein, dann Anna Carin Olofsson. Und nun haben wir ein ganzes Frauenteam, keine Einzelpersonen mehr. Dennoch war die Atmosphäre nie besser.

Björn FerryWie sind Deine Trainingsbedingungen daheim?
Es geht schon. Storuman ist natürlich kein richtiger Biathlon-Trainingsort, wie man es von großen Wettkampforten gewohnt ist. Aber ich habe einen Vorteil dort im Norden: Den langen Winter. Ich wöllte auch gar nicht von daheim weg. Meine Eltern und meine Ehefrau wohnen dort, in so einem kleinen Ort kennt und hilft jeder jedem. Und von der Verkehrsanbindung geht es auch noch, denn immerhin haben wir einen Flughafen. Also wird das Reisen nicht allzu sehr zum Horror.

Was machst Du in Deiner Freizeit?
Freizeit? Ich trainiere, trainiere und trainiere. (lacht) Nein Quatsch, wenn ich einmal Zeit habe, dann gilt mein Interesse dem Aktienhandel. Ich habe im letzten Winter ein bisschen Geld gemacht und finde es sehr interessant, das in Aktien anzulegen.

Bist Du erfolgreich?
Ja ich bin erfolgreich! Es ist aber auch sonst – ohne den Erfolg – ein sehr interessantes Geschäft.

Du gehst also sonst keiner Beschäftigung oder Ausbildung nach?
Nein, ich bin 100%ig Biathlet!

Über Deine Ziele für die WM haben wir geredet, welches Ziel hast Du Dir für den Gesamtweltcup gesteckt?
Also, im letzten Jahr war ich Nummer sieben im Weltcup. Diese Position würde ich gern halten. Aber ich denke einfach, dass ich irgendwie nicht genug trainiert habe in diesem Sommer. Ich hatte so viele Probleme mit meinem Fuß, es war sogar schlimmer als im letzten Sommer. Von daher weiß ich wirklich nicht, wo ich am Ende stehe.

Aber es hat doch auch ohne das volle Trainingspensum zu guten Platzierungen zu Beginn der Saison gereicht?
Das stimmt, wenn ich also im nächsten Sommer noch anfangen würde, zu rennen…ja, dann. Wer weiß wie gut ich dann bin. Pass auf, Ole Einar! (lacht)

Björn Ferry Denkst Du denn, dass Du im nächsten Sommer schon wieder rennen kannst?
Ich weiß nicht, wie es im nächsten Sommer aussehen wird. Es war ja überhaupt ein Zufall, dass wir auf diese deutsche Firma gekommen sind, denn wie gesagt, die Verletzung habe ich schon einige Zeit. Aber der Mann, der Medithera hier in Schweden vertritt, ist ein in der Nähe wohnender Bekannter meiner Frau. Anscheinend haben die Deutschen diese Methode schon lange Zeit benutzt und dennoch wusste hier keiner etwas davon. Vielleicht hatte ich einfach Glück, dass ich davon gehört habe.

Aber vielleicht hat Dir diese Verletzung ja doch geholfen…
Stimmt, das hat mir auf alle Fälle etwas Druck genommen, weil ich nicht viel von mir erwarten konnte.

Verspürst Du jetzt Druck nach den guten Platzierungen?
Nein, jetzt noch nicht, aber vor den Weltmeisterschaften auf alle Fälle!

Wie gehst Du damit um?
Ich probiere, mich darauf vorzubereiten. Man muss sich das wie einen Elfmeter im Fußball-Endspiel einer WM vorstellen. Da versagen sogar die größten Stars! Es ist ja an und für sich nicht schwer, diese Scheibe zu treffen. Aber wenn man weiß, dass man gewinnen könnte…

Sollte man da versuchen, das Gehirn abzuschalten?
Nun ja, man sollte nicht nur nicht denken, am besten wäre es wohl einfach, die Dinger bum-bum-bum rauszuschießen. Aber gerade im Verfolger ist das so schwer. Du stehst womöglich auf Schießbahn eins und kommst damit nicht zurecht, weil Du weißt, Du könntest jetzt gewinnen. Ein Ole Einar Bjoerndalen hat das in seinem Leben schon oft erlebt und weiß daher, wie er reagieren muss.

Und Du weißt das nicht?
Nun ja, ich denke einfach, man lernt aus den guten Resultaten. Weil Du da mit einem großen Druck umgehen musst. Ich will immer gleich weiterrennen, aber da passiert es eben, dass ich viermal treffe und den fünften Schuss vorbeischieße. Es ist sehr schwierig, mit dieser Situation klar zu kommen, aber glücklicherweise war ich schon manchmal relativ weit vorn im Rennen und konnte das trainieren.

Nun, ich hoffe natürlich, dass Du
dem Druck gewachsen bist und Deine Ziele bei der Heim-WM sich erfüllen. Viel Erfolg und danke für Deine Zeit!

Nach oben scrollen