Armin Auchentaller und Francesco Berlendis

(WC Oberhof 2008) Armin Auchentaller – ITA

Armin Auchentaller und Francesco BerlendisIm Sommer des vergangenen Jahres war es, als Gerald Hönig kurz vor der Audi-Übergabe an den DSV im Oberhofer Stadion stand und träumte: "Mensch, diese Audis, das ist schon was tolles. Damals als Trainer in Italien, da musste ich aller paar Tage mit meinem Fiat-Transporter an irgendeiner Werkstatt anhalten." In Italiens Biathlon-Welt hat sich wenig verändert, nur eins ist anders: "Wir fahren jetzt VW-Transporter!", sagt Cheftrainer Armin Auchentaller mit einem Grinsen. Wir haben uns mit dem neuen Trainer der Azzurri über die Biathlon-Welt in Italien unterhalten.

Christian DeLorenzi Armin, von den Italienern hört man immer wieder, dass sie kein Stützpunktsystem wie wir in Deutschland haben. Wie funktioniert das stattdessen bei euch?
Zuerst einmal trainieren die Sportler alle zuhause. Das Stützpunktsystem ist ein Ziel in Italien, aber derzeit nicht umsetzbar. Den Athleten werden Heimtrainer zur Seite gestellt, aber die arbeiten eher hobbymäßig. Die Trainer haben alle nebenbei noch Berufe. Das funktioniert dann so, dass zum Beispiel ein DeLorenzi sagt, ich bräuchte jemanden, der mir am Schießstand hilft und dann kommt zwar ein Trainer, aber das eigentlich nur nebenbei. Hauptberuflich gibt es keine Stützpunkttrainer.

Und ihr gebt ihnen als Cheftrainer dennoch einen Plan vor oder wie verständigt ihr euch?
Ja, die Athleten bekommen von uns einen Trainingsplan. Der ist von uns als Cheftrainer gemeinsam erstellt worden und die Athleten trainieren daheim selbstständig nach diesem Plan.

Armin Auchentaller Wie sieht dann deine Aufgabe im Sommer aus, wenn es keinen Stützpunkt in dem Sinne gibt?
Also, in Antholz haben wir dieses Jahr das erste Mal versucht, es auf die Stützpunkt-Art zu versuchen und das hat eigentlich ganz gut geklappt. Die Athleten, die in Antholz sind habe ich somit heuer das erste Mal richtig trainiert, so wie man es sich das von dem deutschen Stützpunktsystem vorstellen kann.

Und ansonsten geht es auf Trainingslager?
Das stimmt. Wir machen wirklich relativ viele Trainingslehrgänge. Sonst gibt es natürlich nur dieses selbstständige Training und daher kann man nur mit einem gesonderten Trainingslager das Hauptpensum schaffen und diese individuellen Vorbereitungen überbrücken.

Vor dieser Saison gab es finanzielle Probleme, so dass es hieß, die Trainingscamps müssten womöglich abgesagt werden.
Das hat sich bisher auch nicht geändert. Die finanzielle Situation in Italien ist wirklich nicht rosig. Momentan bräuchten wir einfach tatkräftige Sponsoren.

Trifft das auch die Athleten oder sind die abgesichert?
Die Athleten sind alle ordentlich abgesichert. Die sind alle bei Behörden, wie den Carabinieri oder der Guardia di Finanza. Die Hauptfördergruppe in Italien ist eigentlich das Esercito Italiano, was in Deutschland die Bundeswehr wäre. Die Rahmenbedingungen für die Athleten sind also nicht unbedingt schlecht.

Während seit einiger Zeit immer die gleichen italienischen Gesichter im Weltcup auftauchen, hat sich der Trainerstab in den letzten Jahren öfters verändert. Woran lag das?
Das hatte immer wieder politische Probleme gegeben. Daher gab es in letzter Zeit immer wieder Trainerwechsel. Aber das hat sich eben auch auf die Leistung der Athleten niedergeschlagen. Es bräuchte eigentlich unbedingt eine Konstanz, aber die ist derzeit bei uns nicht vorhanden.

Francesco Berlendis und Armin AuchentallerWie ist die eigentlich Aufgabenverteilung zwischen dir und Francesco Berlendis geregelt?
Wir sind beide gleich verantwortlich für Damen und Herren. Es gibt es keine extra Unterteilung und wir sprechen daher auch alles gemeinsam ab. Auf dem Papier ist natürlich einer für die Damen und einer für die Herren verantwortlich, aber in der Praxis sind wir beide gleichwertig.

Gibt es offiziell auch einen Unterschied zwischen Schieß- und Lauftrainer?
Auf dem Papier ja, da sind wir die Schießtrainer. Es gibt noch einen Lauftrainer – Moreno Montello – und teilweise hilft auch unser Mannschaftsführer Paolo Riva mit. Zu viert haben wir dieses Jahr eigentlich alles geplant, organisiert und auch gemeinsam das Team geführt.

Bisher scheint ihr die Mannschaft relativ gut zu führen. Seid ihr zufrieden mit den bisherigen Leistungen oder gibt es noch andere Ziele?
Wir haben Pokljuka relativ gut abgeschlossen. Ich glaube, dass diese Leistung dort ein gutes Durchschnittsniveau ist, das wir halten müssen und auch wollen. In den Staffeln unter den besten sieben zu bleiben, sollte eigentlich unser Anspruch sein, auch für die nächsten Jahre. In Pokljuka wäre ein dritter Platz, oder sogar ein zweiter Platz bei den Männern möglich gewesen, da die Lauf- und Schießleistung insgesamt gut war.

Rene Laurent Vuillermoz Und doch war es dann im Gegensatz zu den Erwartungen der Arrivierte, der das gute Ergebnis bei den Herren verhinderte.
Das war aber zu erwarten. Rene Laurent Vuillermoz hatte schon im Vorfeld körperliche Probleme gehabt. Wir wussten eigentlich, dass die ersten drei gut waren, aber von Rene als vierten Starter haben wir uns tatsächlich nicht viel erwartet. Wir haben einfach nur gehofft, dass er es durchbringt und das ist leider missglückt.

Geht es ihm jetzt besser?
Ja, ich denke, dass er jetzt wieder fit ist und den Sprung zurück in die vorderen Regionen des Weltcups schafft.

Auch Michela Ponza plagen Probleme, nicht wahr?
Stimmt, Michela hat Probleme mit dem Fuß. Sie hat sich ein paar Spezial-Schuhe geben lassen, damit sie ohne Probleme auf die Strecke gehen kann, da sie mit richtigen Skatingschuhen nicht mehr laufen kann. Sie weiß leider auch nicht richtig, woran es liegt. Entscheidend ist aber, dass es momentan läuft. Sie klagt nicht mehr.

Dann kann es für das Team ja nur noch aufwärts gehen. Vorhin sprachst du von der fehlenden Konstanz. Bleibt ihr jetzt als Trainergespann nun dennoch erst einmal so bestehen?
Das hängt von der Politik ab. Mit mir ist bis 2010 geplant. Bisher schaut es auch sehr gut aus, die ersten Wettkämpfe heuer liefen besser als in den letzten Jahren. Das wiederum hat auch dazu geführt, dass wir ein gutes Mannschaftsklima haben. Wir kommen alle sehr gut miteinander zurecht, es herrscht ein wirklich gutes Verhältnis. Auch die jungen Athleten sind sehr gut integriert, es gibt keine Probleme im Team. 

Dann hoffen wir, dass das so bleibt und wünschen Euch noch viel Erfolg. Danke für das Interview.

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