Hora-Chef Ralph Kleinekathöfer in Pokljuka

Am Rande – Der Herr des Schießstandes

Hora-Chef Ralph Kleinekathöfer in PokljukaUm einen Biathlon-Wettkampf ordnungsgemäß durchführen zu können, bedarf es vieler Organisatoren, Helfer und Personen, die hinter den Kulissen agieren. Bei den meisten Weltcups vor Ort sind auch die Mitarbeiter der HoRa Systemtechnik GmbH, die unter Führung ihres Chefs Ralph Kleinekathöfer dafür verantwortlich sind, dass die modernen Schießstände bei den einzelnen Wettkämpfen ohne Probleme laufen.


Mechanische Scheiben Zwei Systeme im Weltcup im Einsatz
Im Weltcup gibt es zwei Schießstandsysteme. Einerseits verwenden einige Wettkampforte die auf dem mechanischen Prinzip beruhenden Scheiben des finnischen Kurvinen Systems. Dabei trifft der Schuss auf die Scheibe und bringt sie quasi zum Fallen. Die Scheibe klappt nach hinten und eine auf das Loch fallende zweite, weiße Scheibe signalisiert den Treffer. Dieses System kann jedoch zu Problemen führen: Ist der Schießstand nicht überdeckt, kann schon ein wenig Schnee auf der weißen Scheibe verhindern, dass die Scheibe aufgrund des zusätzlichen Gewichts umklappt.

Rückansicht einer Hora-Scheibe Beim Hora-System „fällt“ die Scheibe hingegen nicht, auch wenn die TV-Kommentatoren immer wieder davon sprechen. Tatsächlich ist die schwarze Scheibe fest installiert; wenn ein Schuss schließlich ins Schwarze geht, wird dieser Treffer durch elektronisches Sensoren auf der Rückseite der Scheibe verarbeitet und ein kleiner Motor schiebt eine weiße Scheibe vor das Ziel. Die Scheiben sind somit äußeren Einflüssen nicht allzu stark ausgesetzt.

Technik Elektronische Verarbeitung
Während bei älteren Systemen die Treffer noch manuell am Schießstand eingegeben werden, fließen die Schießdaten beim Hora-System vollautomatisch und zeitgleich mit denen der Zeitmessung oder auch der TV-Grafik zusammen. Natürlich gibt es im Nachhinein auch einmal Probleme. So sehen Trainer öfters mal einen Treffer, wo tatsächlich gar keiner war. "Das dauert schon manchmal, solch einen Einspruch zu prüfen. Aber ich habe schließlich ein persönliches Interesse daran, dass alles reibungslos funktioniert und da lässt mir so etwas keine Ruhe.", sagt Chef Ralph Kleinekathöfer. Dank manueller Überprüfung oder in Zusammenarbeit mit dem Fernsehen konnten diese Einsprüche jedoch stets widerlegt werden. "Wir haben schon einmal länger mit solch einem Fall zu kämpfen gehabt, aber die Aufzeichnung des Fernsehens hat dann eindeutig gezeigt, dass es ein Fehler war!"

Toller Ausblick am Arbeitsplatz Ungereimtheiten zwischen der elektronischen Messung und dem tatsächlichen Schussbild werden zusätzlich manuell und zeitgleich mit den Schießeinheiten der Athleten geprüft. Während der Chef vorm PC sitzt, überprüft ein Mitarbeiter am Schießstand, ob die Schießergebnisse mit denen am Computer überstimmen. Wäre da nicht die viele Arbeit, könnte man zumindest in Bezug auf den Ausblick meinen, dass Hora die besten Plätze während eines Wettkampfes für sich reserviert hat.

Viel Arbeit und Reisestress
Die Saison geht für die Bayern in Oberhof weiter, Ruhephasen gab es bisher selten. Zum Weltcup in Kontiolahti mussten sie noch nicht antreten, da dort das finnische System im Einsatz ist. Doch untätig war Ralph zu der Zeit keineswegs. Vor dem Weltcup Hochfilzen ging es nach Vancouver und Anchorage, um dort neue Schießstände aufzubauen. Doch Zeit für Jetlag gab es nicht, gleich danach führte der nächste Einsatz Richtung Bormio, um dort eine weitere Installation durchzuführen. "Ja, wir sind leicht unterbeschäftigt.", sagte Kleinekathöfer in Hochfilzen mit einem Schmunzeln.

Hochfilzen Während die in Bad Endorf stationierte Firma in Hochfilzen nur sicherstellen musste, dass das dortige System funktioniert, hieß es in Pokljuka noch einmal aufbauen. "Bei den anderen Weltcups sind die Systeme fest installiert, in Pokljuka hingegen nicht. Die Organisatoren nutzen jedoch die Möglichkeit, sich unseren Sch
ießstand zu mieten und daher müssen wir hier auch alles auf- und nach Wettkampfende wieder abbauen."

Die kurze Weihnachtspause danach wurde genutzt, um wieder zu Atem zu kommen, doch dann rief die Biathlon World Team Challenge in der Arena auf Schalke – und die ist traditionellerweise Stress pur. Aufbauen, etliche Schusseinlagen und Wettkampfstress überstehen und schon geht es weiter mit dem Abbauen. "Silvester fällt bei uns eigentlich jedes Jahr aus, wir sind dann einfach zu kaputt."

Hoffentlich nicht zu kaputt für die nächsten Etappen, die nun wieder vor den Mitarbeitern liegen? Keineswegs, denn: "Das würde doch keiner machen, wenn es uns nicht so viel Spaß machen würde!"

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