Frank Ullrich und Daniel Graf

Biathlon-WC Hochfilzen – Im Gespräch mit Daniel Graf

Frank Ullrich und Daniel GrafDaniel Graf schildert uns nach seinem dritten Platz im Verfolger von Hochfilzen kurz seine Eindrücke vom Rennen und den Grund für seine Stärke.

Daniel, wann hast Du gewusst, dass es für einen Podestplatz reicht?

Ich habe beim letzten Schießen schon gemerkt, dass ich auf Stand drei positioniert bin. Aber dass ich mich da vorn halte, das habe ich mir noch nicht ausgemalt. Ich dachte, so bis Rang sechs, das wäre ja noch okay, schließlich bin ich als 14. gestartet. Vielleicht habe ich mir damit auch bissl Druck genommen.

Du hast super geschossen, ist das ein Durchbruch für Dich, dass Du das im Weltcup so gut umsetzen konntest?
Dass ich relativ gut Schießen kann, habe ich schon ganz oft im Training bewiesen, aber da interessiert es ja leider keinen. Ob das heute der große Durchbruch war, weiß man immer erst nachher, aber für mich ist es auf alle Fälle die Erfüllung eines kleinen Traums. Daher hatte ich auch ganz schön glasige Augen vorhin bei der Flower Ceremony.

Daniel GrafKannst Du Dir erklären, warum es heute so gut lief?
Richtig erklären kann ich das auch nicht, es hat heute eben einfach mal alles gepasst! Vor allem gut für meine Form war sicherlich, dass ich mich in aller Ruhe im Schatten unserer 'Großen' mit Remo Krug in Torsby vorbereiten konnte. Ich hatte einfach die nötige Ruhe, um meine Form optimal steigern zu können.

In der letzten Saison hat es noch nicht so geklappt. Woran lag das?
Im letzten Jahr war es einfach schwer, sich zu etablieren. Wir hatten wahnsinnig gute Athleten und da reichte ein 15. Platz wie bei mir in Oberhof einfach nicht, um fest im Team zu bleiben. Aber ich denke, mittlerweile bin ich auch innerlich etwas gereift. Meine innere Einstellung stimmt, ich habe nicht mehr den Schiss, auch mal vorne rein zu laufen. Ich denke mir jetzt halt "Warum nicht? Warum soll ich nicht auch einmal vorn platziert sein?" Ich kämpfe seit Jahren dafür und nun ist endlich die Zeit gekommen. Das liegt sicher an dieser Einstellung, die ich vor paar Jahren noch nicht hatte.

Hat Dir der Wechsel nach Ruhpolding im Training geholfen?
Ja, ich denke schon, dass der Wechsel gut war. Die bayerische Mentalität taugt mir schon und nun kommt auch endlich raus, was vielleicht schon lange in mir geschlummert hat.

Daniel Graf Entlohnt solch eine Platzierung für das stundenlange harte Training?
Auf alle Fälle! Ich habe heute lange im Ziel gelegen und da sind viele Bilder von Qualen und harten Trainingsstunden in meinem Kopf vorbeigeflogen. Das ist schon eine Entschädigung für viele Momente, wo es mal nicht so geklappt hat. Das macht mich natürlich glücklich.

Hast Du im Sommer etwas am Training geändert?
Ich habe im Sommer versucht, mit einem Mentaltrainer aus Augsburg diese Lauftrance zu durchbrechen, in der man sich auf der Strecke befindet. Man muss ja am Schießstand hellwach sein. Und daran haben wir eigentlich den ganzen Sommer dran gearbeitet und manchmal funktioniert es, manchmal eben leider nicht. Aber heute war so ein Tag, da war ich zum Glück viermal hellwach.

Du gehst also heute Abend überglücklich zur Siegerehrung?
Mit Sicherheit. Das ist eigentlich ganz witzig, gestern habe ich mal in meine Aufzeichnungen geguckt und da habe ich festgestellt, dass das heute mein 50. Weltcuprennen werden würde. "Da werde ich mal einen gucken lassen" – das war eigentlich eher eine spaßige Aussage von mir, aber das es nun so aufgegangen ist, das ist natürlich cool. Im fünfzigsten Anlauf endlich aufs Podest, das ist schon klasse!

Auf alle Fälle! Vielen Dank für Deine Zeit und viel Erfolg in der Staffel!

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