Nathalie Santer

Trainingslager-Special – Interview mit Nathalie Santer, Teil2

Nathalie SanterDa kann man nur hoffen, dass es mit dem Lauftraining bald wieder klappt, denn im Schießen scheinst Du einige Schwierigkeiten zu haben.
Stimmt, ich habe vor allem Stehend einige Probleme. Und dann auch meist bei der letzten Serie. Es ist ganz einfach so, dass ich den Druck auf mich selbst mache und unbedingt einen Nuller schießen will. Letztes Jahr beim Biathlon-Weltcup in Östersund habe ich mal gut geschossen und dann denkt der Kopf automatisch beim nächsten Schießen zu viel. Das ist das große Handicap – den Druck, den ich mir selbst mach. Denn von außen krieg ich in den letzten Jahren keinen Druck mehr. Ich muss auch zugeben, dass ich heuer viel weniger geschossen habe und es mir dennoch viel besser geht, da ich jetzt viel lockerer an die ganze Sache heran gehe.
Kann man das trainieren?
Trainieren kann man das, aber dann komme ich im Winter einmal in eine Situation und dann schalte ich so schnell wieder auf das alte Verhalten um, da kann man fast nichts dagegen machen. Man muss sich das wie ein negatives Training vorstellen, das Dich in ein Loch wirft. Da braucht man viele positive Trainings, um da wieder raus zu kommen. Wenn Du also einmal ein schlechtes Resultat hast, gehst Du oft mit einem schlechten Gefühl an den Start.

Nochmal zu Deiner Verletzung: Es gibt die Redensart, dass man sofort wieder auf das Pferd  steigen sollte, wenn man heruntergefallen ist. Ist Dir das gelungen?
Eigentlich wollte ich gleich wieder drauf, aber das ging dieses Mal nicht so gut, weil es doch ziemlich geschmerzt hat. Dabei waren wir so gut unterwegs, ich habe einige Springturniere mitgemacht und war ziemlich gut.

Du bist sogar Turniere geritten?
Ja, das ist eine große Leidenschaft von mir. So habe ich auch ein anderes Ziel neben dem Biathlon. Ich hatte früher schon ein Pferd, das wegen Krebs am Auge gestorben ist. Damals habe ich noch mehr Langlauf gemacht, bin in die Mannschaft gekommen und hatte 16 Jahren keine Pferde um mich. Aber ich habe sie immer geliebt und habe mich eigentlich von ihnen ferngehalten, weil ich wusste, dass ich ihnen nicht zu nah kommen kann, ohne dass es mich wieder packt.

Wo ist Dein Pferd untergebracht?
Giovanni ist in Bruneck untergebracht. Das ist zwar etwas weiter von uns weg, aber ich wollte einen guten Stall für ihn und ich brauchte ja auch jemanden, der mir wieder Unterricht gibt.

Überhaupt scheinst Du viel umher zu fahren, vor allem mit Ole Einar…
Ja, dieses Jahr allerdings reise ich etwas weniger mit ihm herum. Das ist auch wieder darauf zurückzuführen, dass ich nicht allzu abrupt aus dem ganzen Training aussteigen will. Es wird schwierig: Ich daheim, er ist weg. Das wird schon eine Umstellung, denn ich bin es schon gewöhnt, immer herum zu reisen. Das hat man einfach im Gefühl drin, das Reisen. Daher denke ich, es ist für jeden von uns schwierig, wenn man einmal aufhört.

Ganz anderes Thema: Wie habt ihr Euch überhaupt kennen gelernt?
Ich bin ihm schon viel früher aufgefallen, als er mir. Damals war ich eben doch öfters auf dem Podest und ich habe Männer zu der Zeit eigentlich gar nicht angeschaut und mich nur auf das Training konzentriert.

Nathalie Santer und Ole Einar in Altenberg Und dennoch scheint Ihr Euch gefunden zu haben. Wie kam das?
Eigentlich kam es alles durch unseren damaligen Arzt und den Masseur. Die beiden haben die ganze Zeit für mich jemanden ‚gesucht'. Es war zwar mehr als Spaß gemeint, aber irgendwann haben sie den Ole doch angesprochen. Wenn ich an die Kupplungsversuche damals denke (lacht). Mir wurde in Novosibirsk gesagt, er will mit mir tanzen, ihm wurde gesagt, ich möchte mit ihm tanzen. Dort haben wir das erste Mal dann auch zusammen getanzt und das erste Mal richtig Blickkontakt gehabt.

Konntet Ihr Euch überhaupt verständigen?
Das Gespräch damals war tatsächlich etwas schwierig. Er konnte nicht so gut Deutsch, Englisch waren wir beide so la la. Es war eigentlich mehr ein Gespräch mit Händen und Füßen. Danach hatten wir erstmal keinen Kontakt mehr, da es der Saisonabschluss war. Erst bei der Sommerbiathlon-WM haben wir uns wieder getroffen. Da konnte er dann plötzlich auch sehr viel besser Deutsch und so konnten wir uns etwas mehr unterhalten. Dann haben wir Telefonnummern ausgetauscht und so fing schließlich alles an.

Und es geht bis heute…wie schaut es nach der Hochzeit nun mit der weiteren Familienplanung aus?
Wir wollen wirklich beide ein Kind, aber der Zeitpunkt muss für uns beide richtig sein. Momentan fühlen wir das vielleicht beide noch nicht so sehr, obwohl wir schon viel darüber sprechen. Aber das kommt dann, wenn es passt. Es ist ja nicht so, dass man heiratet und dann muss sofort ein Kind her.

Wann könnte denn der Zeitpunkt passen?
Er läuft ja noch, er läuft ja auch noch länger. Und ich muss mich erstmal mit der neuen Situation abfinden, dass ich dann öfters daheim bin. Also gehen wir das ganz langsam Schritt für Schritt an, auch wenn meine Eltern schon immer wieder davon reden. Ich bin zwar auch nicht mehr die Jüngste, aber so sehr unter Druck stehen wir ja doch nicht.

Das ist wohl wahr. Ich wünsche Dir auf jeden Fall gute Besserung und viel Erfolg für das nächste Jahr. Vielen Dank für Deine Zeit!
Gern geschehen. Vielen Dank.

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