Daniel Boehm

(Sommer 2007) Daniel Böhm

Die hinter uns liegende Saison ist mit drei Medaillen bei der Junioren-WM in Martell sehr erfolgreich verlaufen für Daniel Böhm. Derzeit befindet sich der Niedersachse wie viele seiner Teamkameraden in Bad Endorf, um sich neben der Ausbildung im Rahmen des Bundespolizei Sportförderung-Programms bestmöglichst auf den kommenden Winter vorzubereiten. Und die wird ihm einiges abverlangen, wird es doch die erste Saison als "Senior". Wir haben ihn zu seiner Saisoneinschätzung befragt und um einen Ausblick in Richtung Winter 2007/08 gebeten.

Daniel Böhm Zweimal Einzel-Silber, einmal Staffel-Gold bei der Junioren-WM. Wie zufrieden bist Du mit der hinter Dir liegenden Saison?
Mit dem Saisonhöhepunkt, also der JWM bin ich natürlich mehr als zufrieden. Das hätte ich so nicht erwartet. Natürlich hatte ich mir vor der Saison schon meine Ziele gesetzt, aber die wurden wirklich übererfüllt. Man muss aber auch dazu sagen, dass die Mannschaftsleistung einfach phänomenal war und wir eine tolle Stimmung im Team hatten, die uns immer weiter gepusht hat und ihren Höhepunkt dann in der Staffel hatte, die wie ein Traum war. Im Nachhinein kann ich also sagen, alles richtig gemacht zu haben, aber neben der JWM lief es nicht so wie ich es mir eigentlich vorgestellt hatte. Es waren zu viele Wettkämpfe, die ich mir durch schlechtes Schießen „versaut" habe. Man kann also sagen, ich war auf den Punkt in Topform aber es gibt noch Verbesserungspotenzial.

In den Einzelrennen standen bei der WM zwei Liegendfehler ganzen acht Fehlern beim Stehendanschlag gegenüber, in den Europacuprennen sah es meist nicht anders aus. Wie ist diese Quote zu begründen bzw. wie viel Potenzial nach oben steckt da noch in Dir?
Genau das war meine große Schwäche, die mich die ein oder andere bessere Platzierung gekostet hat. Ich habe mit unserem Trainerteam viel darüber geredet und auch daran gearbeitet und im Training sind auch klare Verbesserungen zu erkennen, nur klappt es im Wettkampf noch nicht. Ich bleibe aber dran und habe bei der Bundespolizei mit Engelbert Sklorz auch einen der besten Schießtrainer an meiner Seite. Deshalb hoffe ich, dass ich da im Laufe des Jahres noch viel machen kann und letztlich auch die Früchte für die Arbeit ernte. Ich denke auf jeden Fall, dass ich kein schlechterer Schütze als die Anderen bin und noch einiges an Potenzial auf dieser Ebene habe.

Christoph Stephan und Daniel Böhm Dein Mannschaftskamerad Christoph Stephan hat sich bei seinen Weltcup-Einsätzen ordentlich verkauft. Wie hast Du diese Leistung wahrgenommen?
Ordentlich verkauft ist ein bisschen stark untertrieben. Das war einfach überragend und es hat mich unheimlich gefreut, denn er hat es sich durch harte Arbeit auch verdient. Ich bin nicht nur Trainings- und Teampartner von Christoph, sondern uns verbindet eine ganz dicke Freundschaft, die weit über den Sport hinaus geht und daher kommt auch kein Neid auf. Eher sehe ich es als Ansporn für die Zukunft.

Wo siehst Du die größte Herausforderung, die nun mit dem Übertritt vom Junior zu den Herren auf Dich wartet? Woran wirst Du noch am meisten arbeiten müssen?
 Sicher wird es ein sehr schweres Jahr, da die Anforderungen schon steigen und ich mich jetzt einfach gegen viel mehr Leute aus den eigenen Reihen durchsetzen muss. Zunächst muss ich natürlich mein Schießen – speziell stehend – verbessern, da das Laufniveau so eng ist, dass man sich einfach keine Fehler erlauben kann. Aber auch läuferisch muss noch einmal eine Steigerung kommen um sich gegen die Herren zu behaupten. Hier geht es vor allem um Tempohärte und Konstant. Das trainiert man sich mühsam über Jahre an. Ich werde aber ab dieser Saison meinen Trainingsstützpunkt nach Oberhof verlagern, da dort eine wahnsinnig starke Trainingsgruppe vorhanden ist und hoffe, dass ich dadurch noch einen Schritt nach vorn machen kann.

Wenn wir schon mal bei den Herren sind: Als Außenstehender schwer zu beobachten, die Frage an Dich: wessen Trainings- und Lebensphilosophie unter den Athleten findest Du am ehesten nachahmenswert?
Es ist immer schwer, sich an Anderen zu orientieren. Deshalb muss in meinen Augen jeder seinen eigenen Weg finden, mit dem er erfolgreich und letztlich auch glücklich ist. Sicher kann man sagen, dass ein Ole von der Trainingsphilosophie her Vorbild ist, aber da muss man sich fragen, ob seine Lebensphilosophie mit den eigenen Vorstellungen übereinstimmt… Ich denke einfach, dass man bei aller Akribie noch Spaß an der Sache behalten muss. Dann geht es auch vorwärts und man ist zufrieden mit dem was man tut!
 

Bis zum Winter ist es noch eine Weile hin, derzeit bist Du zur Ausbildung bei der Bundespolizei-Sportschule in Bad Endorf. Wie muss man sich diese Kombination von Ausbildung und Training vorstellen?
Wir absolvieren neben dem Training noch eine normale Polizeiausbildung, die eigentlich über zweieinhalb Jahre geht, aber für uns Sportler auf vier Jahre ausgedehnt wurde, da wir immer nur blockweise anwesend sind. Das heißt, es ist von Anfang April bis Ende Juli Ausbildung und den Rest des Jahres sind wir für unseren Sport freigestellt. Im Prinzip bedeutet das, dass wir in den vier Monaten einen Schulalltag mit Unterricht von 7:15-15:30 haben und danach oder in Stunden, die für Training frei sind unser sportliches Pensum absolvieren. Das ist auf der einen Seite sehr stressig und anstrengend, aber es bringt auch Abwechslung in den Sportleralltag und man hat am Ende eine abgeschlossene Berufsausbildung und eine sichere Perspektive für die Zukunft. Außerdem macht es auch viel Spaß mit Sportlern anderer Disziplinen zusammen zu sein und andere Perspektiven zu sehen.

Welche realistischen Ziele in Hinblick auf den Winter 2007/2008 hast Du Dir gesetzt?
Böhm auf der Strecke (Martell 07)Wie schon gesagt wird der nächste Winter sicherlich sehr schwer und es ist nicht so leicht, sich jetzt Ziele zu setzen. Aber ich möchte mich gern im Feld der Männer gut behaupten und meinen festen Platz im Europacup sichern. Das wäre erstmal Grundlage für einen Kaderplatz auch im nächsten Jahr und vielleicht springt ja auch mal ein Weltcupeinsatz heraus. Lassen wir uns überraschen. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass ich sehr motiviert bin und hoffe, gesund über das Jahr zu kommen, da das die Hauptsache für gute Leistungen ist.

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg weiterhin!

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